Netflix zieht der Konkurrenz davon

Mittwoch, 25. Oktober 2006 um 00:00
Netflix

(IT-Times) - Der führende amerikanische Online-DVD-Verleiher Netflix (Nasdaq: NFLX, WKN: 552484) konnte auch im dritten Quartal mit einem kräftigen Kundenzuwachs überzeugen und die Markterwartungen übertreffen. Netflix-Aktien gingen daraufhin mit einem Kursplus von mehr als 18 Prozent aus dem Handel.

 

 

Analysten sehen das Unternehmen auf gutem Wege, auch künftig den Markt für DVD-Verleihservices zu dominieren. Im Hause J.P. Morgan hält man es für möglich, dass Netflix bis zum Jahr 2010 seine Kundenzahl auf 16 Mio. Nutzer verdreifachen kann - das jüngste Quartal beendete Netflix mit 5,66 Mio. registrierten Kunden.

 

 

iTunes vs Netflix

Auch die Gefahren, die von Video-On-Demand-Diensten und dem iTunes Store aus dem Hause Apple drohen, hält man bei J.P. Morgan für übertrieben. Vielmehr gehen die J.P. Morgan-Experten davon aus, dass Netflix sein traditionelles Verleihgeschäft mit Film-Downloads weiter aufwerten kann. Tatsächlich will Netflix weitere 40 Mio. Dollar in den Ausbau seines digitalen Download-Services investieren, um den technischen Vorsprung vor den Wettbewerbern zu wahren.

 

 

Auch beim US-Brokerhaus Cowen sieht man in iTunes Movies keine wirkliche Gefahr für Netflix. iTunes Movies sei zwar ein gutes Produkt für iPod-Nutzer, dürfte Netflix aber kaum beeinflussen, meint Cowen-Analyst Jim Friedland. Hintergrund dieser Einschätzung ist, dass Apple über iTunes Filme verkauft, während Netflix ausschließlich auf das Verleihgeschäft setzt.

 

 

Gleichzeitig ist die Auswahl von Video-On-Demand-Angeboten im Vergleich zu etablierten DVD-Verleihdiensten wie von Netflix und Blockbuster bislang eher bescheiden. Zudem dauert es meist 45 Tage oder länger, bis Kinofilme nach dem Erscheinen auf DVD im Rahmen von Video-On-Demand-Diensten zum Download bereit stehen. Ein weiterer wichtiger Punkt: Trotz des digitalen Vertriebsweges sind Film-Downloads oftmals nicht deutlich günstiger, als die DVD in Hardware-Form. Wer keinen Wert darauf legt, dass sich alte DVDs im Wohnzimmer stapeln, oder die Festplatte mit heruntergeladenen Filmen überquillt, fährt mit dem Netflix-Angebot ohnehin besser. Während zum Beispiel der Animationsfilm „Cars“ für 12,99 Dollar bei iTunes Movies vorbestellt werden konnte, können Netflix-Nutzer mit einem Monatsabo ab 5,99 Dollar bereits in den Genuss des neuen Pixar-Streifens kommen.

 

 

Kurzportrait

Gegründet im Jahre 1998, gilt Netflix heute als weltweit führender Online-DVD-Verleihservice für private Konsumenten. Das im kalifornischen Los Gatos ansässige Unternehmen betreut derzeit mehr als 5,6 Mio. registrierte Kunden, welche aus einer DVD-Datenbank bestehend aus über 65.000 Filmtitel wählen können. Dabei stehen verschiedene Kategorien, von Actionfilme, bis Komödien, Erotik und Thriller zur Auswahl. Auch Nischenangebote, wie Naturfilme und Gesundheitsratgeber hat Netflix im Angebot. Das Geschäftsmodell von Netflix funktioniert denkbar einfach. Die Gesellschaft bietet DVD-Filme ab 5,99 US-Dollar pro Monat zum Verleih an. Die bestellten DVDs treffen innerhalb von ein bis drei Tagen bei der angegebenen Lieferadresse ein. Der Kunde kann die DVDs solange behalten wie er will und zahlt keinen Versäumniszuschlag oder dergleichen. Der Kunde kann dabei permanent maximal drei DVDs im Haus behalten. Erst wenn der Kunde eine DVD zurückgibt, sendet Netflix die nächste DVD auf dem Wunschzettel an den Kunden aus. Derzeit kann Netflix etwa die Hälfte seiner Kundschaft über den Express-Zustellungsservice erreichen, so dass die ausgeliehenen DVDs bereits am nächsten Tag im Briefkasten liegen.

Nachdem das Unternehmen vor Jahren sein erstes Vertriebszentrum eröffnet hat, kann das Unternehmen heute zahlreiche US-Bundesstaaten erreichen. Insgesamt betreibt Netflix über 18 Vertriebszentren darunter in Atlanta, Boston, Dallas, Denver, Detroit, Fort Lauderdale, Houston, Los Angeles, Minneapolis, New York, Newark, Phoenix, Philadelphia, San Jose, Stamford, Seattle und Washington. Im Frühjahr 2005 übernahm Netflix die Kundenbasis des Mitbewerbers Walmart.com, nachdem der US-Einzelhändler aus dem DVD-Verleihgeschäft ausstieg. Gleichzeitig unterzeichneten beide Unternehmen eine Marketingvereinbarung, die Services des jeweilig anderen Unternehmens zu promoten. Mitte 2006 übernahm Netflix die Nordamerika-Rechte für den Film „Sherrybaby“.

Seinen Stammkunden bietet Netflix darüber hinaus durch seinen Datenbankservice CineMatch einen zusätzlichen Service an. Der Kunde kann für die angesehenen Filme ein entsprechendes Rating abgeben, so dass die Software automatisch andere mit dem gleichen Thema verwandten Streifen empfiehlt. Gleichzeitig hat Netflix nach eigenen Angaben ständig aktuelle Hollywood-Produktionen im Angebot.

Zahlen

Für das vergangene Septemberquartal meldet Netflix einen Umsatzsprung auf 256 Mio. Dollar, ein Plus von 48 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei erzielte Netflix einen Nettogewinn von 12,8 Mio. Dollar oder 18 US-Cent je Aktie, ein Zuwachs von 84 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Mit den vorgelegten Zahlen konnte Netflix gleichzeitig auch die Analystenerwartungen deutlich übertreffen. An der Wall Street hatte man im Vorfeld nur mit Einnahmen von 251,2 Mio. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 12 US-Cent je Aktie kalkuliert.

Dem Unternehmen gelang es, im vergangenen Quartal nicht weniger als 493.000 neue Abonnenten für seinen Service zu gewinnen, so das die Kundenbasis auf 5,66 Mio. Nutzer per Ende September anstieg.

Die Bruttomarge zog zuletzt auf 38,0 Prozent vom Umsatz an, nach 33,1 Prozent im Vorjahreszeitraum. Dabei konnte Netflix einen freien Cashflow von 22,3 Mio. Dollar generieren, nach 7,0 Mio. Dollar im Jahr vorher.

Markt und Wettbewerb

Netflix steht mit seinem führenden Online-Angebot in direkter Konkurrenz zu Amerikas größtem Videoverleiher Blockbuster. Die Gesellschaft will mit seiner Online-Plattform FilmCaddy.com zu Netflix aufschließen und mit dem Online-Service Freedom Pass einen vergleichbaren Service aufbauen. Blockbuster betreibt 8.500 Verkaufsläden in 28 Ländern weltweit. Das Unternehmen verleiht jährlich mehr als eine Mrd. Videos, DVDs und Video-Spiele nicht nur über seine Verkaufsläden, sondern auch über seine Internet-Plattform Blockbuster.com.

Die Nummer zwei hinter Blockbuster, Hollywood Entertainment, setzt ebenfalls auf das Verleihgeschäft, wobei sich das Unternehmen verstärkt auf die Vermietung von Videospielen spezialisiert hat. Die hauseigene Tochter Game Crazy handelt mit gebrauchten und neuen Spielen und bietet diese zum Verkauf über das Internet an. Die Gesellschaft, welche die Internet-Plattform Reel.com betreibt, setzt durch die Übernahme von Buy.com im Vertrieb schwerpunktmäßig auf die Internet-Seite Buy.com.

Die Nummer drei in den USA, Movie Gallery, setzt speziell auf das Videoverleihgeschäft, sowie auf den Verkauf von Videos und Zubehör. Das Unternehmen ist mit mehr als 1.800 Verkaufsniederlassungen in den USA und Kanada vertreten.

Meldung gespeichert unter: IPTV (Internet TV), Netflix, Hintergrundberichte, Internet

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