Netflix will in 2012 sieben Millionen Abonnenten gewinnen - Analysten zweifeln Ziele an

Video-Streaming

Mittwoch, 25. April 2012 um 13:11
Netflix

(IT-Times) - Netflix-Aktien brachen am Vortag unter hohen Umsätzen um rund 14 Prozent an. Die Aktien des Unternehmens zählten damit zu den Hauptverlierern an der New Yorker Nasdaq. Nicht die Tatsache, dass das Unternehmen im jüngsten Quartal in die Verlustzone gerutscht war, sondern der schwache Neukundenausblick auf das laufende Quartal hat Investoren und Anleger verunsichert.

Netflix (Nasdaq: NFLX, WKN: 552484) will in diesem Jahr sieben Millionen neue Abonnenten für seinen Film- und Video-Streaming-Service hinzugewinnen - genauso viele Abonnenten wie in 2011. Doch ist diese Zahl erreichbar? Nachdem Netflix im ersten Quartal 2012 rund 1,7 Millionen neue Abonnenten hinzugewann, sollen es im laufenden zweiten Quartal gerade einmal 200.000 bis 800.000 Neukunden sein. Dies bedeutet, dass Netflix im zweiten Halbjahr 2012 ganze 4,5 Millionen neue Abonnenten hinzugewinnen muss, will das Unternehmen seine ehrgeizigen Ziele erreichen.

Analysten erachten Abonnentenziele für unrealistisch - intensiver Wettbewerb


Wedbush Securities Analyst Michael Pachter hält diese Ziele schlichtweg für "unrealistisch". Der Analyst bewertet Netflix-Aktien daher weiter mit "underperform" und sieht lediglich ein Kursziel von 45 US-Dollar für die Papiere.

Auch Barclays Capital Experte Anthony DiClemente hegt Zweifel, ob das Unternehmen seine Ziele erreichen wird. Der Analyst verweist insbesondere auf den schwachen Absatz bei Spielekonsolen. Nachdem Netflix inzwischen auf vielen Konsolen vorinstalliert wird, gewann das Unternehmen viele Kunden über den Spielemarkt. DiClemente bleibt daher weiter zurückhaltend und bewertet Netflix-Papiere weiterhin mit "gleichgewichten", wobei der Analyst ein Kursziel von 95 Dollar für Netflix-Aktien sieht.

Zudem verweisen Marktbeobachter auf den zunehmenden Wettbewerb im DVD-Verleihmarkt. Neben Amazon.com machen Hulu, Comcast und nicht zuletzt Redbox Netflix das Leben schwer. Nicht nur das es an der Preisfront zu heftigen Auseinandersetzungen kommen dürfte, auch dürften die Netflix-Konkurrenten auch im Bezug auf Inhalte (Kinofilme, TV-Serien) kräftigt mitbieten und so die Content-Kosten in die Höhe treiben, fürchten Marktbeobachter.

Eigenproduktionen sollen neue Abonnenten locken


Netflix CEO Reed Hastings lässt dagegen nicht aus der Ruhe bringen. Man habe realisiert, dass man noch viel Arbeit vor sich habe, um die angeschlagene Reputation bei Kunden und Investoren wieder herzustellen, so der Manager im Interview. In den nächsten drei Jahren werde sich Netflix in einer Übergangsphase befinden, wodurch das Unternehmen vom DVD Versand-Unternehmen zum Video-Streaming-Anbieter umgebaut werden soll, so der Manager.

Helfen sollen dem Unternehmen dabei Eigenproduktionen, mit denen sich das Unternehmen von Konkurrenten differenzieren will. Exklusive TV-Serien mit Kevin Spacey und Steve Van Zandt und Horror-Serien mit Eli Roth sollen Zuschauer zu Netflix locken. Ob diese Strategie aufgeht, wird sich allerdings erst am Jahresende zeigen, wenn das Unternehmen Rechenschaft ablegen muss, ob die ehrgeizigen Ziele erreicht werden konnten.

Kurzportrait

Gegründet im Jahre 1998, gilt Netflix heute als weltweit führender Online-DVD-Verleihservice für private Konsumenten. Das im kalifornischen Los Gatos ansässige Unternehmen betreute zuletzt mehr als 24 Millionen registrierte Kunden, welche aus einer DVD-Datenbank bestehend aus über 100.000 Filmtiteln wählen können. Der Kombi-Service aus DVD-Verleih- und Straming-Service kostet 16 US-Dollar im Monat. Der Streaming only Service ist für 7,99 US-Dollar im Monat verfügbar, gleiches gilt für den DVD-only Service.

Dabei stehen verschiedene Kategorien, von Actionfilme, bis Komödien, Erotik und Thriller zur Auswahl. Auch Nischenangebote, wie Naturfilme und Gesundheitsratgeber hat Netflix im Angebot. Das Geschäftsmodell von Netflix funktioniert denkbar einfach. Die bestellten DVDs treffen innerhalb von ein bis drei Tagen bei der angegebenen Lieferadresse ein. Der Kunde kann die DVDs solange behalten wie er will und zahlt keinen Versäumniszuschlag oder dergleichen. Der Kunde kann dabei permanent maximal drei DVDs im Haus behalten. Erst wenn der Kunde eine DVD zurückgibt, sendet Netflix die nächste DVD auf dem Wunschzettel an den Kunden. Derzeit kann Netflix mehr als die Hälfte seiner Kundschaft über den Express-Zustellungsservice erreichen, so dass die ausgeliehenen DVDs bereits am nächsten Tag im Briefkasten liegen.

Nachdem das Unternehmen vor Jahren sein erstes Vertriebszentrum eröffnet hat, kann das Unternehmen heute zahlreiche US-Bundesstaaten erreichen. Insgesamt betreibt Netflix über 18 Vertriebszentren darunter in Atlanta, Boston, Dallas, Denver, Detroit, Fort Lauderdale, Houston, Los Angeles, Minneapolis, New York, Newark, Phoenix, Philadelphia, San Jose, Stamford, Seattle und Washington. Im Frühjahr 2005 übernahm Netflix die Kundenbasis des Mitbewerbers Walmart.com, nachdem der US-Einzelhändler aus dem DVD-Verleihgeschäft weitgehend ausstieg. Gleichzeitig unterzeichneten beide Unternehmen eine Marketingvereinbarung, die Services des jeweilig anderen Unternehmens zu promoten. Anfang 2007 rief Netflix seinen Online-Download-Service "Watch Now" ins Leben, der kostenlos im Monatsabo enthalten ist. Seit September 2011 ist Netflix offiziell in Lateinamerika an den Start gegangen und nunmehr in 43 Ländern Lateinamerikas mit seinem Streaming-Service aktiv. Seit Anfang 2012 ist Netflix auch in England und Irland mit seinem Streaming-Service am Start.

Seinen Stammkunden bietet Netflix darüber hinaus durch seinen Datenbankservice CineMatch einen zusätzlichen Service an. Der Kunde kann für Filme ein entsprechendes Rating abgeben, so dass die Software automatisch andere mit dem gleichen Thema verwandten Streifen empfiehlt. Gleichzeitig hat Netflix nach eigenen Angaben ständig aktuelle Hollywood-Produktionen im Angebot.

Zahlen

Für das vergangene erste Quartal 2012 meldet Netflix einen Umsatzanstieg auf 870 Mio. US-Dollar, nach Einnahmen von 719 Mio. US-Dollar im Jahr vorher. Dabei verzeichnete Netflix einen Nettoverlust von 4,6 Mio. US-Dollar oder acht US-Cent je Aktie, nachdem im Jahr vorher noch ein Nettogewinn von 60,2 Mio. Dollar oder 1,11 Dollar je Aktie zu Buche stand. Mit den vorgelegten Zahlen konnte Netflix die Markterwartungen der Analysten übertreffen, die im Vorfeld mit Einnahmen von 866 Mio. Dollar und mit einem Nettoverlust von 27 US-Cent je Aktie gerechnet hatten.

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