Netflix überholt HBO - Strategie der Eigenproduktionen zahlt sich aus

Streaming-TV in den USA

Donnerstag, 25. April 2013 um 13:59
Netflix

(IT-Times) - Das erste Quartal 2013 war für den amerikanischen Streaming-Spezialisten Netflix ein voller Erfolg. Das Unternehmen konnte zwei Millionen weitere Streaming-Abonnenten in den USA dazu gewinnen, gleichzeitig überschritt der Quartalsumsatz erstmals die Marke von einer Mrd. US-Dollar. Der Netflix-Aktienkurs überschritt erstmals seit 2011 wieder die Marke von 200 US-Dollar.

Mit 29,17 Millionen TV-Abonnenten überholte Netflix (Nasdaq: NFLX, WKN: 552484) zudem den direkten Konkurrenten Home Box Office (HBO). Der US-Kabel- und Satelliten-TV-Sender galt mit bislang 28,7 Millionen TV-Abonnenten als die Nummer eins im US-TV-Markt.

House of Cards hat Produktionskosten bereits eingespielt


Netflix CEO Reed Hastings führt den Erfolg nicht zuletzt darauf zurück, dass der Netflix-Service günstiger ist als HBO. Zudem konnte Netflix mit seiner eigenen Serie „House of Cards“ bei den Kunden punkten, die exklusiv bei Netflix läuft.

Analysen und Schätzungen von Atlantic Wire zufolge, hat Netflix die Produktionskosten von „House of Cards“ bereits wieder eingespielt. Die Produktion der zwei Episoden von „House of Cards“ dürfte Netflix rund 100 Mio. US-Dollar gekostet haben. Im Gegenzug konnte Netflix allein im jüngsten Quartal aber mehr als zwei Millionen US-Abonnenten hinzugewinnen.

Der Kundenzuwachs könnte sich auch im nächsten Quartal fortsetzen, denn im nächsten Monat startet eine neue Episode der Kult-Comedy „Arrested Development“.

Netflix stellt neuen Family-Tarif für 12 US-Dollar vor


Darüber hinaus kündigte Netflix für 11,99 US-Dollar im Monat einen neuen „Family-Tarif“ an. Damit will Netflix das inzwischen weit verbreitete Account- bzw. Passwort-Sharing zumindest teilweise einschränken.

Wedbush Morgan Analyst Michael Pachter schätzt, dass bis zu zehn Millionen Konsumenten Netflix kostenlos schauen. Dabei dürfte es hauptsächlich um Familienangehörige handeln, die ihr Passwort mit anderen Familienmitgliedern teilen. Durch den neuen Family-Tarif sind nunmehr bis zu vier Geräte abgedeckt, die gleichzeitig auf die Streaming-Inhalte zugreifen können. Bislang war der gleichzeitige Zugriff auf zwei Geräte begrenzt.

Droht Netflix-Kunden bald eine neue Preisanhebung?


Auch könnten die Preise für den Streaming-Zugriff in den nächsten zwei Jahren weiter steigen, glaubt Piper Jaffray Analyst Michael Olson. Da Netflix mehr und mehr Exklusiv-Inhalte zu seinem Angebot hinzufügt, dürfte der Wert des Angebots steigen.

Olson hält damit auch eine weitere Preisanhebung für wahrscheinlich. Wenn Netflix in 2015 seine Preise um nur einen Dollar erhöht, könnte der Gewinn je Aktie in 2015 auf 8,50 US-Dollar steigen, während die derzeitigen Gewinnschätzungen noch bei 5,68 Dollar je Aktie liegen, so Olson.

Kurzportrait

Gegründet im Jahre 1998, gilt Netflix heute als weltweit führender Online-DVD-Verleihservice für private Konsumenten. Das im kalifornischen Los Gatos ansässige Unternehmen betreute zuletzt mehr als 36 Millionen registrierte Kunden, welche aus einer DVD-Datenbank bestehend aus über 100.000 Filmtiteln wählen können. Der Kombi-Service aus DVD-Verleih- und Streaming-Service kostet 16 US-Dollar im Monat. Der Streaming only Service ist für 7,99 US-Dollar im Monat verfügbar, gleiches gilt für den DVD-only Service.

Dabei stehen verschiedene Kategorien, von Actionfilme, bis Komödien, Erotik und Thriller zur Auswahl. Auch Nischenangebote, wie Naturfilme und Gesundheitsratgeber hat Netflix im Angebot. Das Geschäftsmodell von Netflix funktioniert denkbar einfach. Die bestellten DVDs treffen innerhalb von ein bis drei Tagen bei der angegebenen Lieferadresse ein. Der Kunde kann die DVDs solange behalten wie er will und zahlt keinen Versäumniszuschlag oder dergleichen. Der Kunde kann dabei permanent maximal drei DVDs im Haus behalten. Erst wenn der Kunde eine DVD zurückgibt, sendet Netflix die nächste DVD auf dem Wunschzettel an den Kunden.

Insgesamt betreibt Netflix über 18 Vertriebszentren darunter in Atlanta, Boston, Dallas, Denver, Detroit, Fort Lauderdale, Houston, Los Angeles, Minneapolis, New York, Newark, Phoenix, Philadelphia, San Jose, Stamford, Seattle und Washington. Im Frühjahr 2005 übernahm Netflix die Kundenbasis des Mitbewerbers Walmart.com, nachdem der US-Einzelhändler aus dem DVD-Verleihgeschäft weitgehend ausstieg. Anfang 2007 rief Netflix seinen Online-Download-Service „Watch Now“ ins Leben, der kostenlos im Monatsabo enthalten ist. Seit September 2011 ist Netflix offiziell in Lateinamerika an den Start gegangen und nunmehr in 43 Ländern Lateinamerikas mit seinem Streaming-Service aktiv. Seit Anfang 2012 ist Netflix auch in England und Irland mit seinem Streaming-Service am Start. Im Herbst 2012 ging Netflix auch in Skandinavien an den Start.

Seinen Stammkunden bietet Netflix darüber hinaus durch seinen Datenbankservice CineMatch einen zusätzlichen Service an. Der Kunde kann für Filme ein entsprechendes Rating abgeben, so dass die Software automatisch andere mit dem gleichen Thema verwandte Streifen empfiehlt. Gleichzeitig hat Netflix nach eigenen Angaben ständig aktuelle Hollywood-Produktionen im Angebot. Der Großinvestor Carl Icahn sicherte sich in 2012 rund zehn Prozent der Anteile an Netflix.

Zahlen

Für das vergangene erste Quartal 2013 meldet Netflix einen Umsatzanstieg um 18 Prozent auf 1,02 Mrd. US-Dollar. Dabei verbuchte Netflix einen Nettogewinn von 2,7 Mio. US-Dollar oder fünf US-Cent je Aktie, nachdem im Jahr vorher noch ein Verlust von 4,6 Mio. US-Dollar oder acht US-Cent je Aktie anfiel. Der freie Cashflow war mit minus 42 Mio. US-Dollar allerdings noch negativ.

Ausgenommen etwaiger Finanzierungskosten für Verbindlichkeiten hat Netflix eigenen Angaben zufolge im jüngsten Quartal einen Nettogewinn von 31 US-Cent je Aktie erwirtschaftet und damit die Markterwartungen der Analysten deutlich übertroffen. An der Wall Street hatte man im Vorfeld nur mit einem Nettogewinn von 18 US-Cent je Aktie gerechnet.

Meldung gespeichert unter: IPTV (Internet TV), Netflix, Hintergrundberichte, Internet, Medien

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