MercadoLibre - Hyperinflation bremst das Wachstum

E-Commerce in Lateinamerika

Donnerstag, 14. November 2013 um 14:00
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(IT-Times) - Lateinamerikas führender E-Commerce-Konzern MercadoLibre geriet zuletzt unter die Räder. Auf 1-Monatssicht verloren die Papiere mehr als 15 Prozent an Wert. Der Grund: Die „eBay Lateinamerikas“, wie MercadoLibre oft bezeichnet wird, hatte im jüngsten Quartal die Markterwartungen spürbar verfehlt, nachdem hohe Inflationsraten in verschiedenen Ländern Lateinamerikas zu einem Währungsverfall führten.

Venezuela kämpft mit Rekord-Inflation
Hintergrund der schwachen Zahlen sind wirtschaftliche Probleme in Bolivien und Venezuela, welche zu einer deutlichen Abwertung der dortigen Währungen gegenüber dem US-Dollar geführt haben. So wuchs der Umsatz von MercadoLibre (Nasdaq: MELI, WKN: A0MYNP) im jüngsten Quartal in lokaler Währung zwar um 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr, auf Dollar-Basis blieb allerdings nur ein Plus von 26,5 Prozent übrig.

Kritiker halten dem Unternehmen vor, bei den Wechselkursangaben zu optimistische Angaben zu machen. Im Quartalsbericht verwendet MercadoLibre einen Umrechnungskurs von 6,3 Bolívars zu einem US-Dollar. Die Realität sieht allerdings anders aus. An der Grenze mussten für einen Dollar bereits 45 Bolívars bezahlt werden, die Inflationsrate in Venezuela betrug im Oktober 46,85 Prozent (Quelle: Banco Central De Venezuela) - ein massiver Anstieg seit Jahresbeginn, als die Teuerungsrate noch bei 20,1 Prozent lag.

Venezuela steht kurz vor der Rezession
Nach Meinung der Banker aus dem Hause Barclays Capital befindet sich die venezolanische Wirtschaft kurz vor der Rezession. Grund für die Misere scheint die Politik (Marktregulierung, Angst vor Verstaatlichung) in Caracas. Durch staatliche Kontrolle soll nun die Preistreiberei und die Spekulationen eingedämmt werden. Dazu soll auch MercadoLibre Hilfestellung leisten.

Geschäft in Venezuela wächst um 92 Prozent
Trotz der steigenden Inflationsraten scheint das Geschäft von MercadoLibre insgesamt intakt. In lokaler Währung wuchs das Geschäft in Venezuela um 92 Prozent gegenüber dem Vorjahr, zudem war MercadoLibre trotz der hohen Inflation in der Lage, das Geschäft profitabel zu betreiben.

Ungemütlich könnte es für das Unternehmen allerdings werden, wenn die Regierung in Caracas direkt eingreift und MercadoLibre als Spekulationsplattform einstuft und einer Regulierung unterwirft. Trotz der Probleme in Venezuela sind die Analysten der Deutschen Bank weiter zuversichtlich, zumal das Unternehmen große Teile seines Umsatzes in Brasilien und Argentinien erzielt. Die Deutsch Banker hoben das Kursziel für MercadoLibre-Aktien zuletzt weiter von 105 auf 112 US-Dollar an.

Kurzportrait

Die in Buenos Aires/Argentinien ansässige und im Oktober 1999 gegründete MercadoLibre gilt als führende Online-Auktionsplattform in Lateinamerika. Das Unternehmen ist mit entsprechenden E-Commerce Aktivitäten in zwölf lateinamerikanischen Märkten wie in Argentinien, in Brasilien, Chile, Kolumbien, Ecuador, Mexiko, Peru, Uruguay und Venezuela präsent. Jüngst startete MercadoLibre auch eine Online-Handelsplattform in Costa Rica, der Dominikanischen Republik sowie in Panama und in Portugal. Den Großteil des Umsatzes erzielt das Unternehmen in Brasilien.

Haupteinnahmequelle der Gesellschaft sind die beiden Online-Angebote MercadoLibre Marketplace sowie der Online-Zahlungsdienst MercadoPago. Daneben betreibt das Unternehmen noch das Werbeprogramm MercadoClics und MercadoShops.

MercadoLibre Marketplace versteht sich als vollautomatisierter Online-Marktplatz, auf dem sowohl Geschäftskunden, wie auch Privatverbraucher Produkte und Waren erstehen können. Dieser Service wird durch einen Kleinanzeigenmarkt ergänzt, auf dem Nutzer Auto-, Flugzeug- oder Immobilienangebote einstellen können. Zuletzt verzeichnete MercadoLibre knapp 100 Millionen registrierte Nutzer.

Einnahmen erzielt das Unternehmen durch Listing- bzw. Einstellgebühren sowie optionale Features. Weitere Gebühren fallen beim Abschluss des Verkaufs an, wobei MercadoLibre daneben auch Einnahmen durch die Platzierung von Online-Werbung erwirtschaftet. Weitere Umsätze werden durch Kommissionen seines Online-Zahlungsdienstes MercadoPago erzielt. Der Online-Zahlungsdienst MercadoPago ist bislang in den Ländern Argentinien, Brasilien, Mexiko und Venezuela verfügbar. Nach der Übernahme von Classified Media Group (Tucarro.com) Anfang 2008, verstärkte sich MercaoLibre Mitte 2008 durch die Übernahme der lateinamerikanischen Handelsplattform DeRemate.com. Inzwischen ist MercadoLibre auch auf den portugiesischen Markt aktiv.

Zusätzlich erlaubt es das Unternehmen seinen Nutzern sogenannte E-Shops innerhalb der Online-Plattform zu eröffnen. Dieses Feature steht bislang in Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Mexiko und Venezuela zur Verfügung. Daneben bietet MercadoLibre seinen Nutzern auch umfangreichen Support via Email, Telefon und Self-Help-Inhalte an. Der Online-Auktionsgigant eBay hielt zuletzt noch eine Beteiligung von 18,4 Prozent an dem argentinischen Unternehmen.

Zahlen

Meldung gespeichert unter: MercadoLibre, Hintergrundberichte, Internet

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