Löst LinkedIn die nächste große Internetblase aus? - Erinnerungen an die 90er Jahre werden wach

Dienstag, 14. Juni 2011 um 13:54
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(IT-Times) - Das weltweit führende Social-Business-Portal LinkedIn (Nasdaq: LNKD, WKN: A1H82D) hat mit seinem Börseneinstand Ende Mai für Furore an der Wall Street gesorgt. Binnen weniger Stunden verdoppelten sich die Papiere auf über 90 US-Dollar, nachdem die Aktien zu 45 US-Dollar am Markt platziert worden waren.

Während manche Investoren bereits von der nächsten Google sprechen, warnen andere Experten vor übertriebener Euphorie. Tatsächlich gab der LinkedIn-Aktienkurs zuletzt deutlich nach und sank auf rund 75 US-Dollar. Marktbeobachter verweisen auf die absurd anmutende Bewertung des Unternehmens, die an die Zeiten Ende der 90er Jahre erinnert, als selbst unprofitable Internetfirmen mit Milliarden an der Börse bewertet wurden.

Experten warnen vor absurden Bewertungen


Professor Roger Martin, Dekan an der Rotman School of Management an der Universität in Toronto, zeigt die absurde Bewertung von LinkedIn anhand verschiedener Zahlenbeispiele auf. Zwar hat LinkedIn seinen Umsatz in 2010 auf 243 Mio. US-Dollar verdoppeln und einen Gewinn von 16 Mio. US-Dollar erwirtschaftet, durch die aktuelle Bewertung würden Investoren aber annehmen, dass LinkedIn schon im nächsten Jahr 560 Mio. US-Dollar an Gewinnen erwirtschaften kann, so der Professor.

Selbst wenn es LinkedIn schafft, seinen Umsatz jedes Jahr bis 2013 zu verdoppeln und seinen Gewinn zu verdreifachen, scheint die aktuelle Bewertung noch zu hoch, rechnet der Dekan vor. Der Dekan verweist dabei auf Google. Der Suchmaschinengigant habe seinen Gewinn drei Jahre nachdem IPO um das 29-fache steigern können. Bei LinkedIn wird eine 27-fache Gewinnsteigerung für die nächsten drei Jahre erwartet, was jedoch nicht ausreichen dürfte, um die hohen Erwartungen der Marktteilnehmer zu erfüllen, glaubt der Dekan. Vielmehr müsste LinkedIn seine Gewinne um das 82-fache auf Sicht der nächsten drei Jahre steigern, um die hohe Bewertung zu rechtfertigen, so der Uni-Professor.

LinkedIn-Management warnt vor langsamerem Wachstum und hohen Investitionen


Dies scheint aktuell eher unrealistisch, zumal das LinkedIn-Management bereits vor langsameren Wachstumsraten warnt. Zudem dürfte LinkedIn im laufenden Jahr aufgrund von höheren Investitionen in Technik und Wachstum unprofitabel sein, heißt es dem Unternehmen.

Zwar ist LinkedIn mit mehr als 100 Millionen registrierten Nutzern und einer soliden Umsatz- und Gewinnentwicklung gut im Markt positioniert, dennoch ist aufgrund der hohen Bewertung Skepsis durchaus angebracht, insbesondere wenn sich die hohen Erwartungen an künftiges Wachstum nicht erfüllen lassen...

Kurzportrait

Die im kalifornischen Mountain View ansässige und im März 2003 gegründete LinkedIn gilt als das weltweit führende Social-Business-Portal mit mehr als 100 Millionen Mitgliedern in über 200 Ländern weltweit.

LinkedIn betreibt eine Online-Plattform, über die registrierte Mitglieder mit potentiellen Geschäftspartnern und Kunden in Kontakt treten können. LinkedIn stellt über seine gleichnamige Online-Plattform seinen Mitgliedern Anwendungen, Suchfunktionen und andere Lösungen bereit, wodurch sich Business-Kontakte und Job-Offerten einfach und schnell finden und verwalten lassen.

Als kostenlosen Basisservice kann jedes Mitglied ein Online-Profil erstellen und damit seine Job- und Geschäftskompetenzen anderen Mitgliedern zur Einsicht zur Verfügung stellen. Dieses Online-Profil ist für alle registrierten Mitglieder zugänglich. Zudem können registrierte Mitglieder außenstehende Geschäftskontakte einladen - im Jahr 2010 wurden mehr als eine Milliarde solcher Einladungen versendet.

Neben kostenfreien Lösungen bietet LinkedIn aber auch kostenpflichtige Dienste für Geschäfts- und Firmenkunden an. Für die Anwerbung von Mitarbeitern bietet LinkedIn Kunden beispielsweise die Lösungen LinkedIn Corporate Solutions, LinkedIn Jobs und LinkedIn Subscriptions an. Die Produktsuite LinkedIn Corporate Solutions umfasst dabei fünf Produkte: LinkedIn Recruiter, Job Slots, LinkedIn Referral Engine, LinkedIn Recruitment Media und LinkedIn Career Pages.

Daneben bietet LinkedIn auch eine ganze Reihe von Mobile-Anwendungen an, die sowohl für das iPhone, den iPad, für Android-Telefone und BlackBerrys zur Verfügung stehen. In den vergangenen Jahren verstärkte sich LinkedIn darüber hinaus selbst durch Firmenzukäufe. Mitte 2010 schluckte LinkedIn den Personalisierungsspezialisten mSpoke. Im Herbst 2010 wurde die Übernahme des Business-to-Business Providers ChoiceVendor erfolgreich abgeschlossen.

Zahlen

LinkedIn hat im Jahr 2010 rund 243 Mio. US-Dollar umgesetzt, ein Zuwachs von 102 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Nettogewinn schnellte in 2010 sogar um 487 Prozent auf 19,4 Mio. US-Dollar nach oben. In 2009 musste LinkedIn noch einen Verlust von 3,9 Mio. Dollar ausweisen - damit ist LinkedIn erstmals in 2010 profitabel geworden.

Meldung gespeichert unter: Social Networks, LinkedIn, Hintergrundberichte, Internet

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