Infineon leidet unter unklarer Finanzsituation

Montag, 11. Mai 2009 um 12:58
Infineon Technologies Unternehmenslogo

(IT-Times) - In den vergangenen drei Monaten legten Infineon-Aktien um rund 180 Prozent zu. Erste Anzeichen deuten auf eine Stabilisierung der Nachfragesituation auf den weltweiten Halbleitermärkten hin. Davon könnte auch Infineon profitieren, so das Kalkül der Investoren.

Doch die Hoffnung auf eine schnelle Erholung könnte verfrüht sein, zumal sich Infineon (NYSE: IFX, WKN: 623100) neben der Auftragslage noch einem weiteren Problem gegenüber sieht. Die hohe Verschuldung und angespannte Liquiditätslage zwingt den Konzern zum Handeln. Schon geht das Gerücht um, dass Infineon neben einer Kapitalerhöhung eine Wandelanleihe begeben wird, um seine Kapitalbasis zu stärken.

Unsicherheit über Refinanzierung bleibt


Hintergrund ist eine auslaufende Kreditlinie im Volumen von 300 Mio. Euro im laufenden Jahr sowie zwei Anleihen (Nominalwert: 663 Mio. Euro), die Mitte nächsten Jahres fällig werden. Auf der anderen Seite ist die Liquidität bei Infineon aufgrund der anhaltenden Verluste zuletzt auf 532 Mio. Euro geschrumpft. Um mögliche Liquiditätsengpässe vorzubeugen, hatte sich Infineon bereits im Februar grünes Licht für eine mögliche Kapitalerhöhung im Volumen von 450 Mio. Euro geholt. Ob diese Option auch gezogen wird, steht allerdings noch nicht fest.

Auch Staatshilfen sind offenbar noch nicht vom Tisch. Infineon hofft dabei scheinbar auf eine Bürgschaft über mehrere hundert Millionen Euro aus dem Deutschlandfonds der Bundesregierung, der insgesamt 100 Mrd. Dollar für in Not geratene Unternehmen umfasst. Doch die Aussicht auf Steuergelder aus dem Hilfsfonds dürften eher vage sein, zumal die Misere bei Infineon nicht nur allein der Finanzkrise geschuldet ist.

Auch aus diesem Grund hat Infineon neben der Refinanzierung seinem Sparprogramm oberste Priorität eingeräumt. Allein im laufenden Jahr sollen die Betriebskosten um 240 Mio. Euro sinken, um der angespannten Nachfragesituation Rechnung zu tragen. Daneben will Infineon massiv Lagerbestände abbauen, um weitere Abschreibungsrisiken zu begrenzen. Weitere Verluste im Bezug auf die insolvente Tochter Qimonda erwartet Infineon-Vorstand Peter Bauer indes nicht mehr.

Dreh- und Angelpunkt bleibt aber die Frage nach der Refinanzierung. Solange Infineon hier nicht für Klarheit sorgt, dürfte das Unternehmen weiterhin ein Spielball für Spekulanten bleiben…

Kurzportrait

Die in München ansässige Halbleiterhersteller Infineon Technologies wurde im Jahre 1999 aus der Siemens-Unternehmensfamilie ausgegliedert. Der Geschäftsbereich rund um Dynamic Random Access Memorys (DRAMs) ist in der Speichereinheit Qimonda zusammengefasst. Mitte 2006 gliederte Infineon seine Speichersparte Qimonda aus, an welchem das Unternehmen zuletzt noch eine Beteiligung von rund 77,5 Prozent hielt.

Daneben entwickelt Infineon aber auch Sensoren, Microcontroller und Integrated Circuits (ICs) für den Unterhaltungselektronikbereich. Nach der Abspaltung von Qimonda will sich Infineon vor allem auf drei Bereiche konzentrieren: Energieeffizienz, Kommunikation und Sicherheit.

Mit seiner Produktpalette visiert das Unternehmen sowohl die Automobil- als auch die Elektronikindustrie an. Infineon agiert dabei nicht nur in Europa, sondern auch in Nordamerika, Asien und Japan. Im Jahr 2002 übernahm Infineon bereits für rund 400 Mio. Euro das Kerngeschäft von Ericsson Microelectronics. Im Jahr 2007 kaufte Infineon das Mobility-Geschäft des US-Chipspezialisten LSI. Zugleich wurden die DSL CPE Aktivitäten von Texas Instruments übernommen. Im Jahr 2008 kaufte Infineon den Power-Management-Spezialisten Primarion. Gleichzeitig gab die Infineon-Tochter Qimonda den Verkauf seiner Inotera-Beteiligung an Micron bekannt. Anfang 2009 musste die Infineon-Tochter Qimonda Insolvenz anmelden. Inzwischen wurde das Insolvenzverfahren über das Vermögen von Qimonda eröffnet.

Die ehemalige Konzernmutter Siemens ist nach wie einer der größten Kunden Infineons. Weitere Großkunden sind Nokia, Bosch, Schlumberger, Samsung, LG Electronics, Motorola, Scientific-Atlanta und Sony. Auch der Redmonder Softwarekonzern Microsoft gehört zum Kundenkreis des Unternehmens. In der neuen Spielkonsole Xbox 360 finden sich gleich drei Chipsätze der Münchner. Auch beim iPhone 3G aus dem Hause Apple ist Infineon als Zulieferer mit an Bord.

Zahlen

Im ersten Quartal 2009 setzte Infineon vorläufigen Zahlen 747 Mio. Euro um. Verglichen mit dem Vorjahresquartalsumsatz ist das ein Rückgang um 29 Prozent. Damals hatte Infineon noch 1,05 Mrd. Euro umgesetzt.

Auf minus 150 Mio. Euro summierte sich im gleichen Zeitraum der Fehlbetrag - für fortgeführte Geschäftsbereiche. Rechnet man die nicht fortgeführten Aktivitäten wie das insolvente Tochterunternehmen Qimonda mit ein, ergibt sich für das zweite Fiskalquartal 2009 ein Konzernfehlbetrag von minus 258 Mio. Euro. Im Vorjahr hatte dieser Wert allerdings noch bei minus 1,96 Mrd. Euro gelegen. Pro Aktie verlor Infineon damit 0,32 Euro, nach einem Verlust von 2,03 Euro im Vorjahr.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Infineon Technologies, Hintergrundberichte, Halbleiter

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