Solon - deutschen Solarfirmen droht das Aus

Freitag, 17. Dezember 2010 um 13:32
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(IT-Times) - In den vergangenen Monaten sah es so aus, als könnte sich die Berliner Solon SE (WKN: 747119) noch einmal berappeln, nachdem das Unternehmen unter anderem den größten Auftrag in der Firmengeschichte an Land ziehen konnte.

Inzwischen ist wieder Alltag eingekehrt und ein Blick auf den Aktienkurs, der inzwischen nahe dem Jahrestief notiert, lässt nur erahnen, dass die Probleme bei Solon noch lange nicht ausgeräumt sind. Mit dem Verkauf der Wechselrichtersparte versucht Solon seine Finanz- bzw. Kostenstruktur weiter zu optimieren. Im Mittelpunkt soll wie sie oft künftig das Kerngeschäft stehen.

HTW-Studie räumt deutschen Herstellern nur geringe Überlebenschancen ein


Doch genau hier sieht sich Solon nach wie vor großen Herausforderungen gegenüber. Eine neue Studie der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) räumt deutschen Solarherstellern nur geringe Überlebenschancen ein. Die im Auftrag der Wirtschaftswoche erstellte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die meisten deutschen Solarfirmen die aktuelle Krise bzw. unausweichliche Konsolidierungswelle in der Branche nicht überleben werden.

Wolfgang Hummel von der HTW verweist dabei insbesondere auf die hohen Schulden von Solon & Co. Auch sei die Finanzkraft der deutschen Firmen zu gering, um Wachstum und eine Expansion ins Ausland zu finanzieren, so Hummel. Solons Produkte seien zu teuer, zudem habe Solon Schwächen im Service, so das Fazit des HTW-Experten im Bezug auf den Berliner Solarspezialisten.

Chinesische Hersteller geben den Ton an


Solon sieht sich wie viele andere deutsche Solarspezialisten vor allem einer schier übermächtigen Konkurrenz aus China gegenüber. Suntech, Yingli Solar, Trina Solar und viele andere chinesische Spezialisten können Solarmodule um 30 bis 40 Prozent billiger produzieren, als die deutschen Hersteller, so Hummel. Daher dürften Solarmodule bald ausschließlich aus Asien kommen, wie heute schon die meisten Computer- und Elektronikprodukte, glaubt Hummel.

Solarworld-Chef Frank Asbeck geht ebenfalls von einem Massensterben in der Solarindustrie aus, dem die Mehrheit der heutigen Anbieter voraussichtlich zum Opfer fallen werden. In Deutschland sieht der Solarworld-Manager lediglich zwei bis drei Anbieter als überlebensfähig - Solon, Q-Cells und Conergy gehören nach der jüngsten HTW-Studie wohl nicht dazu...

Kurzportrait

Die im Jahre 1997 gegründete und in Berlin ansässige Solon SE gilt als einer der führenden Solartechnikanbieter in Deutschland. Das Unternehmen war mit seinem Börsengang im Jahre 1998 das erste an der Börse notierte Solarunternehmen.

Heute bietet das Unternehmen nicht nur Solarmodule und Wechselrichter an, sondern ist auch beim Bau von Solarkraftwerken engagiert. Solon ist mit entsprechenden Tochterfirmen in Deutschland, Österreich (Solon Hilber Technologie GmbH, Solon Mover), Italien (Solon S.p.A.), in den USA (Solon Corporation) und in der Schweiz (Solon Inverters AG) präsent. Gleichzeitig ist Solon an der französischen Silicium de Provence (SilPro) beteiligt. Die Produktion von Solarmodulen wird über die beiden Tochterfirmen Solon PV GmbH in Berlin und der Solon Nord GmbH abgewickelt. Die Projektierung von Solargroßkraftwerken erfolgt über die Tochter Solon Solar Investments GmbH.

Die Solon-Tochter HTC GmbH hat sich auf die Realisierung von Solarkraftwerken spezialisiert. Dazu zählen auch die Konzeption und die Entwicklung von solaren Großkraftwerken, wo das Unternehmen durch Solon Solar Investments vertreten ist. Im Bereich der Systemtechnologie ist das Unternehmen über die Schweizer Tochter asp AG am Markt präsent, die auch Wechselrichter herstellt.

Zuletzt expandierte Solon verstärkt im Ausland, wobei im Jahr 2007 19 Prozent an dem australischen Unternehmen CBD Energy Ltd erworben wurden. Nachdem sich Solon an der österreichischen Blue Chip Energy beteiligt hatte, erhöhte der deutsche Solarspezialist Ende 2007 seine Beteiligung an der Blue Chip Energy von 19 auf 47 Prozent. Ende Dezember 2008 übernahm Solon die italienische Estelux s.r.l. Nachdem sich Solon Mitte 2010 aus Österreich zurückzog, gründete das Unternehmen eine Tochter in Frankreich. Ende 2010 zog sich Solon aus dem Geschäft mit Wechselrichtern zurück - die entsprechende Einheit Solon Inverters AG wurde verkauft.

Zuletzt beschäftigte die Solon AG mehr als 900 Mitarbeiter und kann dabei auf eine Jahresproduktionskapazität von über 400 MWp verweisen und gilt damit als einer der größten Hersteller von Solarmodulen in Deutschland.

Zahlen

Der Umsatz des ersten Halbjahres 2010 verbesserte sich auf 243,6 Mio. Euro nach 119,4 Mio. Euro im Vorjahr. Nach einem EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von minus 52,6 Mio. Euro in 2009 konnten nun minus 2,3 Mio. Euro verbucht werden. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) gelang unterdessen der Sprung in die schwarzen Zahlen: Aus einem 2009er Verlust von 42,7 Mio. Euro wurde nun in 2010 ein Gewinn von 6,7 Mio. Euro.

Nachsteuerlich musste Solon unterdessen wieder ein Minus hinnehmen. Nach minus 110,1 Mio. Euro wurde das Konzernergebnis indessen im ersten Halbjahr 2010 auf minus 9,5 Mio. Euro verbessert. Entsprechend verringerte sich der Verlust je Aktie auf 73 Cent (Vorjahr: minus 8,79 Euro).

Meldung gespeichert unter: Solon, Hintergrundberichte, Solartechnik

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