Garmin sucht im Handy-Markt nach einem Ausweg aus der Krise

Mittwoch, 25. Februar 2009 um 13:07
Garmin

(IT-Times) Der US-Marktführer für portable GPS-Geräte Garmin (Nasdaq: GRMN, WKN: 577963) konnte zwar im vergangenen vierten Quartal mehr Navigationssysteme absetzen als im Vorjahr, dennoch brach der Gewinn um fast die Hälfte ein. Der Grund: Im Zuge der weltweit schwierigen Wirtschaftslage sind auch die Preise für Navi-Geräte weiter gesunken, was sich negativ auf die Gewinnmargen auswirkte.

Nachdem die Navi-Preise in 2008 im Schnitt um 20 Prozent gesunken sind, könnte sich der Preisverfall im laufenden Jahr mit gleicher Geschwindigkeit weiter fortsetzen, auch wenn die Hersteller sich bislang noch mit Prognosen zurückhalten. Um sich gegen den weiteren Preisverfall zu schützen, kündigt Garmin bereits Anpassungen in verschiedenen Geschäftsbereichen an, um seine Kosteneffizienzen zu verbessern. Marktbeobachter gehen davon aus, dass auch Garmin früher oder später gezwungen sein wird, Stellen zu streichen.

Autoabsatzkrise trifft Garmin


Hintergrund ist insbesondere die schwache Entwicklung in der Automotive bzw. Mobile Einheit. Das Geschäft ist direkt von der Absatzkrise der Automobilindustrie betroffen, da heute immer mehr Neufahrzeuge mit einem integrierten GPS-System verkauft werden. Die Division musste dann auch einen Umsatzeinbruch um 17 Prozent auf 828 Mio. Dollar melden.

Daneben hat sich die Wettbewerbssituation für die GPS-Hersteller deutlich verschärft. Nicht nur untereinander kämpfen Garmin und TomTom & Co um Marktanteile. Zunehmend müssen sich die Hersteller auch gegen traditionelle Handy-Hersteller wie Nokia wehren. Inzwischen sind rund 100 Mio. Handys allein in den USA mit GPS-Funktion am Markt. Insgesamt dürften weltweit rund 350 Mio. Menschen mit GPS-Handys telefonieren.

Diesen Trend bestätigt auch eine jüngste Studie der Marktforscher aus dem Hause Canalys. Allein im dritten Quartal 2008 kauften Kunden in Europa, im Nahen Osten und Afrika mehr GPS-Handys als Navigationsgeräte. Dennoch gehen Marktforscher davon aus, dass GPS-Handys Navigationssysteme nicht gänzlich verdrängen werden. Der Grund: Nur ein Bruchteil - etwa 1,14 GPS-Handybesitzer - nutzen diese Funktion derzeit auch wirklich, um mit dem Auto ein bestimmtes Ziel zu erreichen, so Canalys.

Garmin will im Handy-Markt punkten


Allerdings werden Handy-Hersteller wie Nokia nachlegen und ihre GPS-Software stetig verbessern. Aufgrund der Navteq-Übernahme können die Finnen Kartensoftware direkt in ihre Handys integrieren. Marktforscher aus dem Hause iSupply gehen daher davon aus, dass die Zahl der verkauften GPS-Handys von 109 Mio. Einheiten in 2006 auf 444 Mio. GPS-Handys bis 2011 explodieren wird.

Garmin hat sich bereits rechtzeitig für diesen Trend in Stellung gebracht. Die Antwort auf diese Entwicklung heißt nüvifone - das Garmin G60 und das M20 soll noch im ersten Halbjahr 2009 erscheinen. Zudem hat sich Garmin mit Asustek einen Entwicklungspartner ins Boot geholt, um im Handy-Markt durchzustarten…

Kurzportrait

Die im Jahre 2000 gegründete Garmin Ltd, ansässig in George Town/Cayman Islands, ist ein führender Anbieter von Navigationssystemen auf Basis von GPS-Technologie (Global Positioning Systems). Garmin bietet jedoch längst nicht mehr nur Produkte für die Marine und Luftfahrttechnik an, sondern auch für den Privatverbraucher. Darüber hinaus finden die Navigationssysteme der Gesellschaft auch immer mehr Einzug in die Automobilindustrie.

Garmins Geschäftsstruktur besteht aus vier Kerngeschäftsbereiche: Automotive, Marine, Outdoor und Aviation. Nach der Übernahme von UPS Aviation Technologies im August 2003 vermarktet Garmin die übernommene Technik unter dem Dach von Garmin AT. Ende 2005 verstärkte sich Garmin durch die Übernahme des Softwarespezialisten MotionBased Technologies LLC. Ende 2006 kaufte Garmin den kanadischen Spezialisten Dynastream Innovations, nachdem zuvor bereits die Spezialisten Digital Cyclone und Nautamatic Marine Systems übernommen wurden. Anfang 2007 folgte die Übernahme des französischen GPS-Vertriebshändler EME Tec Sat SAS. Später kaufte man sowohl den deutschen Vertriebspartner GPS GmbH, als auch den spanischen GPS-Händler Electronica Trepat SA, den italienischen Vertriebspartner Synergy und den dänischen Garmin-Händler Fairpoint Navigation AS sowie die österreichische Puls Elektronik GmbH. Anfang 2008 gründete Garmin mit der Garmin Australasia Pty Ltd. eine neue Asien-Pazifik-Tochter. Zudem übernahm Garmin mit Formar Electronics N.V./S.A. und der finnischen NavCor Oy Garmin-Händler in Belgien und in Finnland.

Die Produktpalette für Verbraucher umfasst unter anderem Handheld-Navigationssysteme und PDA-Geräte. So stellte das Unternehmen Mitte 2003 mit dem PDA iQue 3600 den ersten GPS-basierten Handheld-Computer vor. Mit der StreetPilot- und Nüvi-Produktreihe stellte Garmin neue portable Navigationssysteme für die Automobilindustrie vor. Die Systeme verfügen über einen hoch auflösenden Tochscreen und über einen Routen-Planer. Mit dem Forerunner hat Garmin einen Trainingsassistenten für Freizeitsportler und Marathonläufer im Programm.

Der Geschäftsbereich Aviation entwickelt spezielle Navigationssysteme für die Luftfahrtindustrie. So setzen auch die Flugzeugspezialisten Cessna und New Piper als auch der Boothersteller Ranger auf Navigationsprodukte aus dem Hause Garmin. Produkte für den Privatverbraucher vertreibt Garmin unter anderem über die Einzelhändler Bass Pro Shops, Best Buy und Wal Mart.

Zahlen

Für das vierte Quartal 2008 meldet einen Umsatzrückgang um 13,9 Prozent auf 1,05 Mrd. US-Dollar. Dabei halbierte sich der Gewinn nahezu auf 157,7 Mio. US-Dollar oder 78 US-Cent je Aktie im Jahr vorher, nach einem Plus von 307,3 Mio. Dollar oder 1,39 Dollar je Aktie im Jahr vorher.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen konnte Garmin im jüngsten Quartal einen Nettogewinn von 93 US-Cent je Aktie erwirtschaften und blieb damit allerdings hinter den Markterwartungen der Analysten zurück. An der Wall Street hatte man im Vorfeld mit einem Plus von 98 US-Cent je Aktie bei Einnahmen von 1,12 Mrd. Dollar gerechnet.

Die Erlöse in der Automotive bzw. Mobile Division schrumpften um 17 Prozent auf 828 Mio. US-Dollar, während der Outdoor/Fitness-Bereich um fünf Prozent auf 120 Mio. Dollar zulegte. Im Aviation-Bereich sanken die Erlöse um fünf Prozent auf 67 Mio. Dollar. In der Marine-Division verbuchte Garmin stagnierende Erlöse in Höhe von 33 Mio. Dollar.

Die Bruttomargen schrumpfen auf 41,1 Prozent vom Umsatz, nach 44,3 Prozent im Vorquartal. Die operative Gewinnmarge sank von 24,6 auf 22,6 Prozent. Insgesamt konnte Garmin im vergangenen vierten Quartal 6,4 Mio. GPS-Geräte absetzen, ein Zuwachs von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Meldung gespeichert unter: Garmin, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Hardware

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