Balda steuert in ungewisse Zukunft - Konzernumbau gerät ins Stocken

Freitag, 30. Dezember 2011 um 13:32
Balda

(IT-Times) - Die Aktien des ehemaligen Handy-Ausrüsters Balda AG standen zuletzt wieder verstärkt im Mittelpunkt. Der vor Jahren begonnene Umbau des Konzerns ist ins Stocken geraten, nachdem Interessenskonflikte im Aufsichtsrat und der stockende Verkauf der 16%igen Beteiligung am Touchscreen-Hersteller TPK Holding einer Neuaufstellung im Weg stehen.

Die jüngste Krise gipfelte in dem Abgang des neuen Balda-Chefs Rainer Mohr, der nicht einmal ein Jahr im Amt war. Nunmehr soll es eine Doppelspitze bestehend aus Dominik Müser und James Lim richten. Ob es den beiden Managern mit vereinten Kräften gelingt, Balda aus der Krise und in die Gewinnzone zu führen, bleibt fraglich.

Interessenskonflikte belasten das Unternehmen


Für Anfang Februar ist zunächst eine außerordentliche Hauptversammlung anberaumt. Der New Yorker Großaktionär Octavian Advisors, der zuletzt etwa 8,3 Prozent der Balda-Anteile hielt, will den Aufsichtsrat absetzen. Der New Yorker Investor wirft dem Balda-Verwaltungsrat vor, Interessen einzelner Aktionäre, insbesondere des Hauptaktionärs Michael Chiang, Vorrang zu gewähren.

Streitpunkt ist der nicht zu Stande gekommene Verkauf der TPK-Beteiligung - dies hätte den Aktionären 350 Mio. Euro gekostet, heißt es bei Octavian Advisors. Bei Balda (WKN: 521510) begründet man den gescheiterten Verkauf mit dem niedrigen Kurs des taiwanischen Unternehmens. Tatsächlich fiel der Aktienkurs von TPK Holding an der Börse in Taiwan im Dezember auf ein Rekordtief - zuletzt wurden die Papiere nur noch bei 394,50 NT-Dollar gehandelt.

TPK meldet Rekordumsätze


Dabei konnte TPK für den November noch Rekordumsätze von 14,9 Mrd. NT-Dollar bzw. 493 Mio. US-Dollar melden, ein Zuwachs von 35,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr bzw. ein Plus von 11,6 Prozent gegenüber dem Vormonat. Der Touchscreen-Hersteller profitierte dabei von Aufträgen von Amazon.com, Barnes & Noble und Asustek.

Marktbeobachter gehen davon aus, dass die TPK-Umsätze im Dezember abermals höher ausfallen werden. Laut Commercial Times erwarten Branchenbeobachter bei TPK im laufenden Gesamtjahr 2011 einen Rekordumsatz von 140 Mrd. NT-Dollar und einen Nettogewinn von 50 NT-Dollar pro Aktie.

Wechselt Apple auf neue Display-Technik?


Trotz der positiven Geschäftsentwicklung notieren TPK-Aktien auf Jahrestief. Warum, fragen sich nicht nur TPK-Aktionäre. Im Markt kursieren Gerüchte, wonach TPKs größter Kunde, nämlich Apple, auf eine neue Display-Technik umsteigen wird. Im Gespräch ist ein Wechsel auf eine neue In-Cell-Technik bei neuen iPhone- und iPad-Modellen, welche TPK nicht liefert, weiß Barclays Capital Analystin Jamie Yeh. Im Worst-Case-Szenario würde TPK dadurch bis zu 35 Prozent seiner Umsätze verlieren, so Yeh weiter. Allerdings glaubt die Analystin nicht an einen schnellen Wechsel, da die In-Cell-Technik noch nicht massentauglich ist.

Für Balda bedeutet dies zusätzlicher Druck, seine TPK-Beteiligung zu verkaufen, will das Unternehmen keinen weiteren Wertverlust seiner Beteiligung hinnehmen. Wechselt erst einmal Apple auf die neue Display-Technik, dürften weitere Hersteller dem Beispiel des iPhone-Herstellers folgen, um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben. TPK bzw. Balda hätte dann das Nachsehen.

Kurzportrait

1908 wurde Balda in Dresden gegründet und stellte hochwertige Kameras her. 1985 wird die Produktion nach China verlagert. 1994 erfolgte eine strategische Neuausrichtung, die auch heute noch Bestand hat. 1999 kam es zur Erstnotierung der neu gegründeten Balda AG am Neuen Markt, heute ist die Gesellschaft im Nebenwerteindex S-Dax gelistet.

Das Unternehmen setzt sich heute aus den drei Sparten zusammen: MobileCom, Medical und Electronics. In der Sparte MobileCom sind die chinesischen Unternehmen Balda Solutions Beijing Ltd. und Balda Solutions Suzhou Ltd. verankert. Die Einheit fertigt insbesondere Komponenten für Mobiltelefone wie Kunststoffgehäuse, Displays und Freisprecheinrichtungen. Zu den Kunden gehören unter anderem Alcatel, Motorola, Nokia, Sagem, Sony Ericsson. Seit dem zweiten Quartal 2011 steht dieser Geschäftsbereich bei Balda zum Verkauf.

Die Sparte Medical umfasst die Tochter Balda Medical GmbH & Co. KG. Die Einheit produziert insbesondere Produkte für die pharmazeutische Industrie und die Medizintechnik. Die Balda-Einheit Electronics umfasst die Tochter Balda Solutions Malaysia Sdn. Bhd. In der Electronics-Sparte werden hauptsächlich Elektronikprodukte für die Kommunikations- und Unterhaltungselektronikindustrie produziert.

In den vergangenen Jahren hat sich Balda einer Neuausrichtung verschrieben. So will das Unternehmen weg vom Geschäft mit Handy-Schalen und sich stärker auf den Geschäftsbereich mit Touch-Displays und Medial-Produkte konzentrieren. Zum Stichtag 31. Dezember 2007 wurden die Balda Solutions Deutschland GmbH sowie die Balda Werkzeugbau GmbH, sowie die Balda Solutions Hungaria Kft. (Ungarn) an die KS Plastic Solutions GmbH verkauft. Insgesamt soll die Produktion mehr und mehr nach Asien verlagert werden. Seine Anteile an dem chinesischen Touch-Display-Hersteller TPK Holding hat Balda Ende 2009 auf 19,25 Prozent reduziert. Inzwischen hält Balda nur noch 16,1 Prozent an TPK.

Die Sparte Balda Medical soll stärker in den Mittelpunkt rücken. Hier besteht eine Konzentration auf das Branchensegment Diagnostik und den Pharma- und Kosmetikteilbereich (Inhalationsgeräte). Zielgruppen dieser Produkte sind Diabetes- und Asthmapatienten.

Zahlen

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