Balda setzt zum Befreiungsschlag an

Dienstag, 2. Oktober 2007 um 12:49
Balda

(IT-Times) Der Touchscreen-Hersteller Balda AG (WKN: 521510) unterzog sich zuletzt einer strategischen Neuausrichtung. Das Unternehmen will sich künftig mehr auf das Geschäft mit Touchscreens konzentrieren und die Produktion sukzessive nach Asien verlagern. Die defizitäre Handysparte in Europa rund um die Einheit Balda Solutions Europa soll hingegen verkauft werden.

Großaktionäre und Anleger zeigen sich begeistert von den neuen Plänen, dürften durch die jüngsten Schritte die Chancen auf höhere Gewinne in der Zukunft steigen. Die Neuausrichtung war längst überfällig, nachdem zuletzt nur noch ein Kunde Handy-Schalen in Bad Oeynhausen fertigen lassen hatte. Nun richten sich die Blicke auf den bevorstehenden Verkaufsprozess rund um Balda Solutions Europa. Angeblich haben sich bereits erste Interessenten gemeldet, welche die defizitäre Einheit übernehmen wollen. Sollte ein Verkauf noch in diesem Jahr zu Stande kommen, sollen strukturelle Anpassungen folgen, die ab dem Jahr 2008 zu Kosteneinsparungen führen sollen, heißt es bei Balda.

Die Konzentration auf den Standort Asien erscheint logisch, nachdem das Asiengeschäft zuletzt bereits 80 Mio. Euro zum Gesamtumsatz beisteuerte. Hier ist Balda bereits mit seiner chinesischen Tochter TBK sehr gut positioniert. Schon aber werden erste Stimmen laut, Balda solle seine TPK-Einheit ausgliedern und gesondert an die Börse bringen, da der Wert der chinesischen Tochter den des Gesamtkonzerns übersteigt, heißt es. Noch jedoch wehrt sich Balda gegen diese Investoren-Forderung.

Wachstumsmarkt Touchscreens


Um dieses Szenario abzuwenden und seine Kronjuwelen abzugeben, braucht Balda schnelle Erfolge. Hoffnungsträger ist hier das Geschäft mit Touchscreen-Displays. Auch wenn die Durchschnittspreise in diesem Segment vermutlich weiter sinken werden, gehen Marktbeobachter wie iSuppli davon aus, dass Touchscreen-Displays insbesondere den Handy-Markt im Sturm erobern werden.

Der Grund ist der durchschlagende Erfolg des Apple-Handys iPhone, der Wettbewerber zum Nachziehen zwingt. Wurden im Jahr 2006 erst 38 Mio. Handys bzw. 4,0 Prozent der Geräte mit entsprechenden Touchscreens ausgeliefert, dürfte sich diese Zahl bis zum Jahr 2012 auf 90 Mio. Einheiten verdoppeln.

Touchscreens dürften sich aber nicht nur im Handy-Bereich durchsetzen. Auch für andere Bereiche (Terminals etc.) bietet sich der Einsatz von Touchscreens an. Die iSuppli-Marktforscher rechnen daher damit, dass der Umsatz aller acht Touchscreen-Technologien von 2,4 Mrd. Dollar in 2006 auf 4,4 Mrd. Dollar im Jahr 2012 anziehen wird. Wachstumstreiber dürften dabei insbesondere Mobiltelefone, PDAs, portable Spielkonsolen und portable Navigationsgeräte sein, so die iSuppli-Analysten. Für den Bereich Multitouch-Screen-Produkte sehen die iSuppli-Experten jährliche Zuwachsraten von rund 30 Prozent p.a. bis 2012, wobei der Markt von 112,9 Mio. Dollar in 2007 dann ein Marktvolumen von 433,1 Mio. Dollar erreichen soll.

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Prognose für weltweite Touchscreen-Technik, Quelle iSuppli

Gute Perspektiven also für die Bad Oeynhausener, die sich erst jüngst erst einen weiteren Großauftrag im Bereich Touch-Sensoren sichern konnten. Namen wurden zwar nicht genannt, Brancheninsider gehen aber davon aus, dass hinter dem jüngsten Großauftrag entweder Samsung oder Sony Ericsson stecken dürfte.

Kurzportrait

1908 wurde Balda in Dresden gegründet und stellte hochwertige Kameras her. 1985 wird die Produktion nach China verlagert. 1994 erfolgt eine strategische Neuausrichtung, die auch heute noch Bestand hat. Das Unternehmen setzt sich seitdem aus den fünf Sparten Infocom, Health Care, Cosmetics, Electronic Devices und Household zusammen. 1999 kam es zur Erstnotierung der neu gegründeten Balda AG am Neuen Markt, heute ist die Gesellschaft im Nebenwerteindex S-Dax gelistet.

Filetstück des Konzerns ist die Infocom-Sparte. Hier werden sämtliche Kunststoff- Komponenten eines Mobiltelefons hergestellt. Für die drei Produktsegmente Basic-, Business- und Luxus-Mobiltelefone hat Balda im Jahr 2001 Komponenten für insgesamt zwanzig Mobiltelefon-Modelle entwickelt. Die Gesellschaft beschränkt sich dabei nicht nur auf die Produktion. Im Auftrag von Kunden wie Alcatel, Motorola, Nokia, Sagem, Sony Ericsson sowie einiger lokaler chinesischer Hersteller werden auch Schalenmodelle sowie eigene Produktionsmethoden- und Anlagen entwickelt.

Zuletzt hat sich Balda einer Neuausrichtung verschrieben. So will das Unternehmen weg vom Geschäft mit Handy-Schalen und sich stärker auf den Geschäftsbereich Touch konzentrieren. Die Produktion soll mehr und mehr nach Asien verlagert werden. Hier ist das Unternehmen mit seiner chinesischen Tochter TPK bereits gut positioniert. So beliefert Balda heute schon den iPhone-Hersteller Apple mit entsprechenden Touch-Displays. Fünf weitere Fertigungswerke werden in Malaysia, Brasilien, Deutschland und Ungarn unterhalten.

Während die größte Sparte Infocom weiterhin den größten Umsatzbeitrag liefert, wurde das Geschäft in den letzten Jahren umgebaut und durch die Sparten Health Care, Cosmetics, Electronic Devices und Household ergänzt. Auch Rahmen für Autoradios und veredelte Türgriffe wurden zuletzt noch hergestellt. Zu den Kunden gehören hier beispielsweise Audi, Daimler Chrysler, Saab, Volkswagen, Becker, Blaupunkt, Bosch und Philips.

Meldung gespeichert unter: Balda, Hintergrundberichte, Hardware

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