Balda: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Donnerstag, 4. September 2008 um 15:50
Balda

(IT-TIMES) Die Balda AG sucht noch immer nach einer Neuordnung der Finanzierungsstruktur. So gab das Unternehmen jüngst bekannt, dass die diesbezüglichen Gespräche mit den Banken nicht Ende August sondern voraussichtlich erst im Laufe des Septembers ihren Abschluss finden sollen. Die Banken haben das Stillhalteabkommen mit Balda entsprechend verlängert.

Grund der Verzögerung ist die angestrebte Einbindung der Finanzierung in die laufende Restrukturierung von Balda. Diese umfasst neben der Veräußerung nicht betriebsnotwendiger Vermögensteile des Balda-Konzerns und der nicht mehr zum Kernbereich gehörenden Unit Balda Medical auch die Finanzierung und Neuordnung der ausländischen Joint Venture und Beteiligungen. Man könnte auch sagen: Ein Konzern versucht zu retten, was noch zu retten ist.

Portrait

1908 wurde Balda in Dresden gegründet und stellte Kameras her. 1985 wurde die Produktion nach China verlagert. 1994 erfolgte eine strategische Neuausrichtung, die bis heute Bestand hat. Seither konzentriert sich das Unternehmen auf die fünf Sparten Infocom, Health Care, Cosmetics, Electronic Devices und Household. 1999 kam es zur Erstnotierung der neu gegründeten Balda AG am Neuen Markt, heute ist die Gesellschaft im Nebenwerteindex S-Dax gelistet.

Filetstück des Konzerns war einst die Infocom-Sparte. Hier werden sämtliche Kunststoff-Komponenten eines Mobiltelefons hergestellt. Für die drei Produktsegmente Basic-, Business- und Luxus-Mobiltelefone hat Balda im Jahr 2001 Komponenten für insgesamt zwanzig Mobiltelefon-Modelle entwickelt. Im frühen Sommer hatte Balda bekannt gegeben, das bereits Anfang des Jahres zurückgekaufte Infocom-Geschäft erneut veräußern zu wollen. Der neue Käufer ist die Heinze Solutions GmbH, die zur Hanse Industriekapital- Beteiligungs-GmbH gehört. Das Infocom-Geschäft wurde daraufhin im Rahmen einer „Asset Deal“-Transaktion veräußert. Gleichzeitig ging der Betrieb der Balda Werkzeugbau GmbH an die Heinze Werkzeugbau GmbH über. Die Liquiditätsbelastung für Balda zum Ausgleich des abgegebenen defizitären Geschäftsbereiches in Höhe eines höheren einstelligen Millionenbetrages bewege sich im erwarteten Rahmen.

Zuletzt hat sich Balda einer Neuausrichtung verschrieben. So will das Unternehmen weg vom Geschäft mit Handy-Schalen und sich stärker auf den Geschäftsbereich Touch konzentrieren. Die Produktion soll zudem mehr und mehr nach Asien verlagert werden. Hier ist das Unternehmen mit seiner chinesischen Tochtergesellschaft TPK bereits vertreten. So beliefert Balda den iPhone-Hersteller Apple mit entsprechenden Touch-Displays.

Während die größte Sparte Infocom weiterhin den größten Umsatzbeitrag liefert, wurde das Geschäft in den letzten Jahren umgebaut und durch die Sparten Health Care, Cosmetics, Electronic Devices und Household ergänzt. Auch Rahmen für Autoradios und veredelte Türgriffe wurden zuletzt noch hergestellt. Zu den Kunden gehören hier beispielsweise Audi, Daimler Chrysler, Saab, Volkswagen, Becker, Blaupunkt, Bosch und Philips.

Die Sparte Balda Medical mit der Konzentration auf das Branchensegment Diagnostik und den Pharma- und Kosmetikteilbereich (Inhalationsgeräte) wird nicht mehr zum Kernsegment gezählt und soll voraussichtlich veräußert werden bzw. es werden strategische Optionen geprüft.

Zahlen

Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres rutschte Balda tief in die roten Zahlen. Obwohl Balda den Umsatz in den fortgeführten Geschäftsbereichen im ersten Halbjahr 2008 gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 86,5 Mio. Euro auf 103,1 Mio. Euro steigern konnte, ging das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im gleichen Zeitraum von 11,3 Mio. Euro auf sieben Mio. Euro zurück. Das operative Konzernergebnis (EBIT) der Balda AG fiel auf Grund gestiegener Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände von plus 5,4 Mio. Euro auf minus 4,5 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) sackte von minus 0,3 Mio. Euro auf minus 10,6 Mio. Euro, das Halbjahresergebnis der fortgeführten Geschäftsbereiche sogar von plus vier Mio. Euro auf minus 11,2 Mio. Euro. Das Halbjahresergebnis einschließlich aufgegebener Geschäftsbereiche gab von minus 5,4 Mio. Euro auf minus 16,8 Mio. Euro nach, woraus sich ein Ergebnis je Aktie von minus 0,31 Euro ergibt (Vorjahr minus 0,115 Euro).

Meldung gespeichert unter: Balda, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Hardware

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