AMD vor tiefgreifenden Wandel - Smartphone- und Tablet-Markt sollen in den Vordergrund rücken

Donnerstag, 13. Januar 2011 um 13:34
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(IT-Times) - Auch der Intel-Konkurrent Advanced Micro Devices (NYSE: AMD, WKN: 863186) startet mit einem Paukenschlag in das neue Jahr. Das Unternehmen trennte sich mit sofortiger Wirkung von seinem Firmenchef Dirk Meyer, der AMD zuletzt erfolgreich stabilisieren konnte.

Fehleinschätzung führt zu Rücktritt


Doch dem AMD-Verwaltungsrat war dies offenbar zu wenig. Aus Firmenkreisen heißt es, dass Meyer zuletzt an Motivation und Interesse vermissen ließ, um stärker in den Mobile-Bereich zu expandieren. Als fatal dürften sich Meyers Äußerungen im vergangenen Oktober gegenüber Analysten erwiesen haben, als der Manager durchblicken ließ, sich weiter auf die Entwicklung von Desktop- und Server-Chips konzentrieren zu wollen.

Der Tablet PC Markt sei noch zu jung, um größere Forschungs- und Entwicklungsgelder in diesem Bereich zu investieren, so Meyer. Zudem sei der Markt für PC-Chips lukrativer, als der Markt für Smartphone- und Tablet-Chips, so der geschasste AMD-Chef damals.

Eine Fehleinschätzung, die dem Manager nunmehr offenbar zum Verhängnis wurde. Analysten und Marktforscher glauben, dass künftig Smartphones und insbesondere Tablet PCs zunehmend Netbooks und Laptops verdrängen werden. Auch Desktop-PCs dürften dabei mehr und mehr in den Hintergrund treten.

AMD braucht visionären Manager


Dies hat man nunmehr offenbar auch im Führungsgremium von AMD erkannt und sucht nunmehr nach einem neuen CEO, der technische Erfahrungen und Visionen im Bereich Tablet PCs und Smartphones mitbringt. Als idealer Kandidat wäre wohl Apple-Chef Steve Jobs am geeignetsten, doch diese Besetzung dürfte für AMD wohl ein Wunschtraum bleiben.

Ein möglicher Kandidat wäre auch ARM-CEO Warren East, der den britischen Chiphersteller ARM Holdings erfolgreich für die Zukunft vorbereitet und ideal im mobilen Chip-Segment positioniert hat. ARM gilt als einer der Hauptprofiteure vom derzeitigen Wandel in der Chipindustrie. Viele Unternehmen - auch AMD - suchen derzeit die Zusammenarbeit mit ARM, um die ARM-Architektur für ihre Mobile-Chipsätze zu lizenzieren.

Auch nVidias Management hat mit der Tegra 2 Plattform das richtige Gespür bewiesen, welche Produkte bei den Herstellern und beim Kunden gut ankommen. Daneben könnte auch der ehemalige Palm CEO und Ex-Apple-Manager Jon Rubinstein ein Kandidat für den CEO-Posten bei AMD sein, bringt Rubinstein visionäres Denken mit, dass gerade AMD dringend braucht, um Intel weiter die Stirn bieten zu können.

AMD tut gut daran, nicht nur die richtige Person, sondern auch einen starken Kooperationspartner zu suchen, will das Unternehmen langfristig aus dem Schatten von Intel heraustreten - eine Fusion mit ARM würde einen schlagkräftigen Chip-Giganten schaffen, der dazu in der Lage wäre, Intel auf lange Sicht Paroli zu bieten...

Kurzportrait

Der in Sunnyvale/Kalifornien ansässige Prozessorhersteller Advanced Micro Devices (AMD) ist die weltweite Nummer zwei im Prozessormarkt hinter dem Halbleitergiganten Intel. In den vergangenen Jahren konnte AMD jedoch bedingt durch seine schnellen und kostengünstigen Prozessoren immer wieder Marktanteile gegenüber seinen großen Konkurrenten Intel gut machen, rutschte im Zuge der Wirtschaftskrise aber deutlich in die roten Zahlen.

AMD ist daneben auch im Flash-Speichergeschäft engagiert und nimmt dort ebenso den zweiten Rang hinter Intel ein. Durch die Übernahme der kanadischen ATI ist AMD nunmehr auch im Segment Grafikchips positioniert. Heute operiert AMD vor allem aus zwei Kerngeschäftsbereichen heraus: Der Geschäftsbereich Computing Solutions umfasst dabei das Geschäft für Chipsätzen und Grafikprozessoren, welches vom Foundry-Segment ergänzt wird.

Mit der neuen 64-Bit-Prozessorgeneration will sich das Unternehmen wieder Vorteile hinsichtlich Performance und Kosten erkämpfen und Intel weitere Marktanteile abnehmen. Darüber hinaus will das Unternehmen mit seinem Serverprozessor Opteron, welcher ebenfalls auf der 64-Bit-Technologie basiert, auch im Marktsegment Serverprozessoren Intel Paroli bieten. Das Geschäft mit Prozessoren, Netzwerkchips und Chipbausteinen trägt nach wie vor zwei Drittel der gesamten AMD-Umsätze. Vier Fünftel der Umsätze erwirtschaftet AMD außerhalb der USA. Neben Hewlett-Packard (HP), zählen heute auch Dell und Acer zu den Kunden von AMD.

Mitte 2006 gab AMD die Übernahme des kanadischen Grafik-Chipherstellers ATI Technologies für rund 5,4 Mrd. Dollar bekannt. Im Spätsommer 2008 trennte sich AMD von seinem TV-Chipgeschäft und verkaufte die Einheit an Broadcom. Im Herbst 2008 kündigte AMD an, sämtliche Fertigungsfabriken an ein Joint Venture mit dem Namen GlobalFoundries ausgliedern zu wollen. AMD hielt zuletzt rund 30 Prozent der Anteile an dem Joint Venture, welches gemeinsam mit Advanced Technology Investment Company LLC (ATIC) und West Coast Hitech L.P., (WCH) gegründet wurde. Im März 2009 schloss AMD die Ausgliederung seiner Fertigungsoperationen ab, um sich gänzlich auf das Chip-Design-Geschäft konzentrieren zu können.

Zahlen

AMD konnte im vergangenen Septemberquartal seine Umsatzerlöse um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,62 Mrd. US-Dollar steigern. Dabei verlor der Intel-Konkurrent 118 Mio. Dollar oder 17 US-Cent je Aktie, nach einem Profit von 128 Mio. Dollar oder 18 US-Cent je Aktie in der Vorjahresperiode.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen konnte AMD einen Nettogewinn von 15 US-Cent je Aktie realisieren und damit die Markterwartungen der Analysten erheblich übertreffen. An der Wall Street hatte man im Vorfeld mit Einnahmen von 1,61 Mrd. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von sechs US-Cent je Aktie gerechnet.

Der nunmehr entlassene AMD-Chef Dirk Meyer zeigte sich zufrieden mit den erreichten Ergebnissen, konnte AMD seine Bruttogewinnmarge weiter stabil bei 46 Prozent halten. Die Barreserven AMDs summierten sich zum Quartalsende auf 1,73 Mrd. Dollar.

Meldung gespeichert unter: Advanced Micro Devices (AMD), Hintergrundberichte, Halbleiter

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