Industrie 4.0 – so digital sind Deutschlands Fabriken

Digitalisierung: Internet of Things (IoT) - Industrie 4.0.

Dienstag, 19. Mai 2020 um 15:34

Künstliche Intelligenz in jedem siebten Unternehmen
Eine ebenfalls große Bedeutung wird Künstlicher Intelligenz (KI) beigemessen. Jedes siebte Unternehmen (14 Prozent) nutzt aktuell Künstliche Intelligenz im Kontext von Industrie 4.0, wobei größere Unternehmen ab 500 Mitarbeitern mit 23 Prozent deutlich häufiger auf KI setzen als kleinere Unternehmen mit weniger als 200 Mitarbeitern (9 Prozent) oder 200 bis 499 Mitarbeitern (11 Prozent). Zu den gängigen KI-Anwendungen zählen etwa Predictive Maintenance, bei der mithilfe von Algorithmen und Sensoren der Betrieb von Maschinen überwacht wird, so dass die KI noch vor einem drohenden Ausfall auf die notwendige Wartung hinweist. Auch Roboter, die ihre Arbeitsabläufe auf aktuelle Erfordernisse hin selbständig anpassen können, sind ein solches Beispiel.

Zu den wichtigsten Vorteilen von KI in der Industrie zählen die Unternehmen neben der genannten Möglichkeit der vorausschauenden Wartung (43 Prozent) eine Steigerung der Produktivität (41 Prozent) sowie die Optimierung von Produktions- und Fertigungsprozessen (39 Prozent). Mehr als jedes zweite Industrieunternehmen (58 Prozent) sieht in KI disruptives Potenzial, hält es also für wahrscheinlich, dass Geschäftsmodelle dadurch nachhaltig und tiefgreifend verändert werden. „KI ist eine epochale Technologie, die die Weltwirtschaft und gerade auch die Industrie revolutionieren wird. Damit das gelingt, brauchen wir nicht nur Maschinen- und Prozessdaten – sondern auch exzellent ausgebildete KI-Experten“, sagt Berg.

Industrie 4.0 schafft Arbeitsplätze für Qualifizierte
Die Fachkräftesicherung ist somit auch ein wichtiges Thema bei den Industrieunternehmen: 66 Prozent bekräftigen, dass durch Industrie 4.0 neue Arbeitsplätze für gut ausgebildete Fachkräfte entstehen. Fast alle (89 Prozent) meinen, dass die Arbeit in der vernetzten Fabrik verstärkt interdisziplinäre Kompetenzen erfordert, etwa an der Schnittstelle von Maschinenbau und Informatik. Bereits 2019 haben 31 Prozent der Industrieunternehmen, die Industrie 4.0 anwenden oder planen, neue Mitarbeiter für den Bereich Industrie 4.0 eingestellt – und immerhin jedes fünfte Unternehmen (20 Prozent) will dies 2020 tun.

Allerdings steht dem auch ein Beschäftigungsabbau gegenüber: 14 Prozent planen für 2020, Mitarbeiter infolge der Nutzung von Industrie 4.0 zu entlassen. Dabei sind 61 Prozent aller Industrieunternehmen der Meinung, dass durch Industrie 4.0 insbesondere Arbeitsplätze für gering Qualifizierte in den Fabriken wegfallen. Die Unternehmen reagieren allerdings auch aktiv auf diesen Umstand: Zwei Drittel (65 Prozent) der Nutzer und Planer von Industrie 4.0 wollen in diesem Jahr Mitarbeiter für Industrie 4.0 weiterbilden.

„Die Einführung neuer Technologien, Werkzeuge und Methoden hat natürlich Auswirkungen auf die Beschäftigten in den Unternehmen. Digitale Bildung und Weiterbildung sind jetzt und in Zukunft essenziell“, betont Bitkom-Präsident Achim Berg. „Der Wissens- und Ausbildungsbedarf wird bedingt durch schnellere Innovations- und kurze Produktzyklen immer größer. Digitale Bildung langfristig zu garantieren, muss gemeinsames Interesse von Politik und Wirtschaft sein.“

Allerdings geben 58 Prozent an, dass der Mangel an Spezialisten für Industrie 4.0 zu den großen Hemmnissen zählt – 2019 waren es noch 55 und 2018 nur 49 Prozent. Als weitere Hemmnisse für Industrie 4.0 werden hohe Investitionskosten (73 Prozent) und Anforderungen an Datenschutz (67 Prozent) und Datensicherheit (66 Prozent) gesehen.

Deutschland international weit vorn
Die deutsche Industrie stellt sich in Sachen Industrie 4.0 sehr selbstbewusst auf: Mehr als jedes fünfte Unternehmen (22 Prozent) sieht Deutschland derzeit weltweit auf einer Spitzenposition, knapp hinter den USA, die 27 Prozent auf Platz eins sehen. 19 Prozent sehen Japan vorn, jeder Siebte (14 Prozent) China. Südkorea wird von 9 Prozent an der Spitze positioniert.

„Digitalisierung erzeugt mehr Wettbewerb, und dieser Wettbewerb führt zu mehr Innovationen – ein Glücksfall für Deutschland. Die hiesige Industrie mit ihren Global Playern und Hidden Champions spielt dabei auf den vorderen Plätzen mit und hat das Zeug, auch künftig weltweit Spitzenpositionen einzunehmen. Gerade während der Corona-Krise gilt: Ärmel hochkrempeln und die Digitalisierung der Industrie weltweit anführen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Der Umbau zur Industrie 4.0 braucht eine ambitionierte Flankierung durch die Politik. Wir müssen jetzt mutig sein, unsere Datenschätze verantwortungsvoll nutzen und Künstliche Intelligenz zu einer europäischen Schlüsseltechnologie machen.“

Dazu könne das von Deutschland und Frankreich gemeinsam vorangetriebene Projekt Gaia-X einen wesentlichen Beitrag leisten. Mit Gaia-X soll eine besonders sichere europäische Cloud-Infrastruktur geschaffen werden. „Wenn Gaia-X jetzt richtig aufgesetzt wird, kann sie das Vertrauen in die Sicherheit und den Schutz von Daten der Industrie 4.0 entscheidend stärken – und damit auch den sicheren Datenaustausch der Unternehmen untereinander“, betont Berg. Dies bedeute auch eine Stärkung der digitalen Souveränität und Datensouveränität Deutschlands und Europas.

Auch die Unternehmen sehen die Politik am Zug: 67 Prozent sind der Meinung, in der Politik bestehe kein ausreichendes Verständnis für die Bedeutung von Industrie 4.0. Mehr als drei Viertel (76 Prozent) fordern eine neue Politik für Industrie 4.0. Berg: „Im Digitalzeitalter ist Industriepolitik gleichbedeutend mit Digitalpolitik. Wenn ‚Made in Germany‘ weiterhin weltweit gefragt sein soll, müssen wir in der Industrie 4.0 nicht nur mitspielen, wir müssen den Ton und das Tempo vorgeben. Besonders wichtige Fragen müssen schnellstmöglich geklärt werden: Das betrifft etwa den Umgang mit Daten, das Verhältnis von ökonomischem Vorsichtsprinzip und Risikobereitschaft bei Innovationen oder ein zukunftsfestes und modernes Wettbewerbsrecht. Um die bestehenden Stärken der deutschen Industrie weiter auszubauen, muss der traditionell ordnungspolitische Ansatz deutscher Wirtschaftspolitik digital-industriepolitisch ergänzt werden.“

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 552 Produktionsleiter, Vorstände oder Geschäftsführer von Industrieunternehmen ab 100 Mitarbeitern in Deutschland von Mitte Februar bis Anfang April 2020 telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ.

Folgen Sie uns zum Thema BITKOM, Marktdaten und Prognosen und/oder Cloud Computing via Nachrichten-Alarm (E-Mail Push), RSS, Newsletter, Widget oder Social Media Kanal!

Meldung gespeichert unter: Cloud Computing, Mobile, Big Data, Künstliche Intelligenz (KI, Artificial Intelligence=AI), Industrie 4.0, 5G, Digitalisierung, Gaia-X, BITKOM, Marktdaten und Prognosen, Software, Verbände

© IT-Times 2024. Alle Rechte vorbehalten.

Unternehmen / Branche folgen
Unsere Nachrichten auf Ihrer Website

Sie haben die Möglichkeit, mit unserem Webmaster-Nachrichten-Tool die Nachrichten von IT-Times.de kostenlos auf Ihrer Internetseite einzubauen.

Zugeschnitten auf Ihre Branche bzw. Ihr Interesse.

Unternehmen / Branche folgen
Unsere Nachrichten auf Ihrer Website

Sie haben die Möglichkeit, mit unserem Webmaster-Nachrichten-Tool die Nachrichten von IT-Times.de kostenlos auf Ihrer Internetseite einzubauen.

Zugeschnitten auf Ihre Branche bzw. Ihr Interesse.

Folgen Sie IT-Times auf ...