Zynga - Geschäftsmodell gescheitert?

Freitag, 27. Juli 2012 um 13:25
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(IT-Times) - Für Pacific Crest Experte Evan Wilson sind die jüngsten Zahlen des Social-Gaming-Giganten Zynga ein "absolutes Desaster". Ein Desaster ist auch die Kursentwicklung für Aktionäre seit dem Börsengang im Dezember 2011.

Nach verheerenden Zahlen brachen Zynga-Papiere (Nasdaq: ZNGA, WKN: A1JMFQ) um 37,5 Prozent an der Wall Street ein, wobei für die Papiere zuletzt nur noch 3,17 Dollar bezahlt wurden. Noch im April hatte Zynga weitere Aktien zu 12 US-Dollar ausgegeben, nachdem die Papiere im Dezember zu 10 US-Dollar bei den Anlegern im Rahmen des IPOs platziert wurden. Für Erstzeichner bleibt damit ein Verlust von 70 Prozent.

Facebook ändert Algorithmus


Zwar hatte Zynga in 2012 eine ganze Reihe von neuen Social-Games auf den Markt gebracht, die Rechnung dabei aber ohne seinen Promotion-Partner Facebook gemacht. Analysten verweisen darauf, dass Zynga nach wie vor sehr stark von Facebook abhängig ist und rund 80 Prozent seiner Erlöse über Facebook erzielt.

Facebook hatte zuletzt seinen Algorithmus geändert, wodurch ältere Zynga-Spiele schwieriger auf Facebook zu finden sind. Stattdessen will Facebook neue Games stärker fördern. Dies wiederum schadet Zynga, erzielt das Unternehmen nach wie vor den Großteil seiner Umsätze durch Hit-Spiele wie FarmVille, CityVille und andere Klassiker.

Gleichzeitig waren Neuentwicklungen wie Hidden Chronicles, Zynga Bingo, Scramble With Friends und Slingo nicht so erfolgreich wie erhofft. Zumindest deutet der Rückgang der ABPU (Average Daily Bookings per Daily User) um 16 Prozent gegenüber dem Vorquartal daraufhin, dass Zynga Probleme hat, seine Games zu monetarisieren bzw. Spieler zu halten.

Zynga muss sich neu erfinden


Citi-Analyst Mark Mahaney geht davon aus, dass Zynga größere Anstrengungen unternehmen muss, um sich mehr Unabhängigkeit von Facebook zu verschaffen. Die Wahrscheinlichkeit ist daher hoch, dass Zynga seine Barreserven bzw. Assets in Höhe von 1,8 Mrd. US-Dollar (ca. 2,0 Dollar je Aktie) dazu nutzen wird, um sich weitere Mobile-Spielentwickler einzuverbleiben, nachdem Zynga zunächst den Trend hin zum Mobile-Gaming etwas verschlafen hatte.

Einen ersten Schritt in diese Richtung hat Zynga im Frühjahr 2012 schon getan, als das Unternehmen den Mobile-Spielentwickler OMGPop (Draw Something) für rund 180 Mio. Dollar übernahm.

Kurzportrait

Die im Jahre 2007 von Mark Pincus gegründete Zynga gilt als der führende Anbieter von sogenannten Social-Games, die überwiegend auf Facebook gemeinsam mit anderen Spielern gespielt werden.

Zu den von Zynga betriebenen Games gehören unter anderem die populären Spiele wie FarmVille, CityVille, Empires & Allies, Adventure World, Mafia Wars, FrontierVille oder Zynga Poker. Der Social-Spielentwickler verzeichnete zuletzt im Schnitt 232 Millionen aktive Nutzer in über 170 Ländern im Monat. Alle von Zynga betriebenen Spiele sind zunächst kostenlos zugänglich, die Spiele finanzieren sich durch Ingame-Verkäufe und den Verkauf von virtuellen Gegenständen und Online-Werbung.

Die Spiele von Zynga sind inzwischen nicht nur auf Facebook, sondern auch auf Mobile-Plattformen wie iOS und Android verfügbar. Bekannt geworden ist Zynga vor allem durch seine Hit-Spiele FarmVille, CityVille und Empires & Allies.

In den vergangenen Jahren verstärkte sich Zynga vor allem durch Zukäufe. So wurde im November 2010 der Spielespezialist Newtoy (Words With Friend) übernommen. Anschließend verstärkte sich Zynga durch die Übernahme der japanischen Unoh, die nunmehr unter dem Namen Zynga Japan firmiert. Später kaufte Zynga den Social-Browser Flock. In 2010 schluckte Zynga das Entwicklerstudio Bonfire Studios, welches für die Spiele Age of Empires and Halo Wars verantwortlich zeichnet.

Mitte 2011 schluckte Zynga den in Kanada ansässigen Mobile-Spielentwickler Five Mobile. Dieses Team soll künftig unter dem Namen Zynga Toronto auftreten und für den Ausbau des Geschäfts in Kanada verantwortlich zeichnen. Mit diesem Vorstoß will sich Zynga gleichzeitig mehr Unabhängigkeit von der Facebook-Plattform verschaffen. Zuvor hatte Zynga bereits den Social-Game-Entwickler DANN Games geschluckt. Insgesamt tätigte Zynga in den vergangenen 12 Monaten bis Ende 2011 15 Zukäufe. Im März 2012 kaufte Zynga den Mobile-Spielentwickler OMGPop (Draw Something).

Zynga erzielt nahezu seine gesamten Umsatzerlöse über Facebook (über Facebook Credits). An Zynga fließen etwa 70 Prozent der über Facebook erzielten Erlöse zurück. Das Abkommen zwischen Zynga und Facebook läuft in 2015 aus. Insgesamt beschäftigte Zynga zuletzt mehr als 2.000 Mitarbeiter weltweit.

Zahlen

Für das vergangene Juniquartal meldet Zynga einen Umsatzanstieg um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 332 Mio. US-Dollar. Die Buchungen (Bookings) im Zusammenhang mit virtuellen Gütern kletterten im jüngsten Quartal um zehn Prozent auf 302 Mio. Dollar. Insgesamt musste Zynga aber einen Nettoverlust von 22,8 Mio. US-Dollar oder drei US-Cent je Aktie ausweisen, nachdem im Jahr vorher noch ein Nettogewinn von 1,4 Mio. Dollar oder 0,00 Dollar je Aktie zu Buche stand. Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen konnte Zynga einen Nettogewinn von einem Cent je Aktie realisieren und verfehlte damit die Gewinnerwartungen der Wall Street deutlich.

Meldung gespeichert unter: zynga, Hintergrundberichte, Spiele und Konsolen

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