Yingli Green vor der Pleite? Analysten warnen vor steigenden Schulden

China/Solarindustrie

Freitag, 31. August 2012 um 14:01
Yingli Green Energy Holding Co.

(IT-Times) - Chinas zweitgrößter Solarkonzern Yingli Green Energy Holding steckt in existenzbedrohlichen Schwierigkeiten. Analysten warnen vor den sich auftürmenden Verlusten sowie der steigenden Nettoverschuldung, die gefährliche Höhen erreicht.

Tiefrote Zahlen und kein Ende in Sicht


Wie viele andere Solarfirmen auch, leidet auch Yingli Green Energy am rapiden Preisverfall ausgelöst durch die massiven Überkapazitäten in der Industrie. Auch Yingli Green hatte in den vergangenen Jahren massiv Produktionskapazitäten aufgebaut und zahlt nunmehr die Zeche. Allein im jüngsten Quartal entstand ein Nettoverlust von 90,2 Mio. Dollar. Ein Ende der Misere ist nicht in Sicht. Marktbeobachter aus dem Hause iSuppli rechnen bis Jahresende mit einem weiteren Preisrückgang bei Solarmodulen von etwa elf Prozent, nachdem die Preise für Solarzellen und -Module im Vorjahr bereits um 40 bis 50 Prozent gefallen waren.

Trotz sinkender Preise, die gewöhnlich stimulierend auf die Nachfrage wirken, müssen Anbieter wie Yingli Green (NYSE: YGE, WKN: A0MR90) ihre Auslieferziele nach unten korrigieren. Für 2012 erwartet Yingli einen Absatz von 2.100 bis 2.200 Megawatt, was einem Absatzzuwachs von 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde. Zuvor hatten die Chinesen allerdings noch ein Absatzplus von mehr als 50 Prozent in Aussicht gestellt. Helfen werden die höheren Auslieferzahlen ohnehin nicht, Analysten erwarten aufgrund der niedrigeren Preise sowohl in 2012 wie auch für 2013 weiterhin tiefrote Zahlen bei Yingli.

USA und Europa drohen mit Strafzöllen


Der Grund für den Pessimismus ist in Europa und Amerika zu suchen. Hier drohen chinesischen Anbietern Strafzölle, nachdem die Chinesen Produkte zu Dumping-Preisen verkauft haben sollen, so der Vorwurf der Konkurrenz.

Treten die Strafzölle tatsächlich in Europa Kraft, wäre dies fatal für die gesamte Industrie, warnt Yingli-Sprecherin Wang Shuai. Der Grund: Über 60 Prozent der Solarprodukte werden derzeit noch nach Europa exportiert. Nachdem europäische Regierungen wie Deutschland und Italien bei der Förderung von Sonnenstrom die Notbremse zogen, ist ein wichtiger Nachfragemotor für die Industrie ausgefallen.

Chinas Solarindustrie steckt in der Schuldenkrise


Dies hat inzwischen zu einer Pleitewelle in der Industrie geführt. Ähnliches könnte nunmehr auch den chinesischen Anbietern drohen, die bislang noch großzügig vom chinesischen Staat und staatlichen Banken unterstützt wurden. Bei der Investmentbank Maxim Group rechnet man vor, dass allein die Top-10 der gelisteten Solarfirmen in China mit insgesamt 17,5 Mrd. US-Dollar verschuldet sind. Allein Yingli Green steht mit 1,3 Mrd. US-Dollar in der Kreide.

ThinkEquity Analyst Colin Rusch sieht derzeit auch keinen schnellen Ausweg aus der Krise. Yingli habe keinen klaren Weg, wie das Unternehmen wieder schwarze Zahlen schreiben will, bemängelt der Analyst, der Yingli-Anteile auf "verkaufen" herabstuft und den Yingli-Aktienkurs bereits auf 1,0 Dollar fallen sieht.

Kurzportrait

Die in Baoding/China ansässige Yingli Green Energy Holdings Company Limited wurde erst im August 2006 gegründet und ist bereits heute einer der größten vertikal integrierten Solarkonzerne in China. Das Unternehmen bietet die gesamte Produktpalette in der Solarindustrie, von der Entwicklung von Solarmodule, über die Fertigung bis hin zum Vertrieb an.

Die Produktpalette umfasst auch die Hersteller von Polysilizium-Ingots die dann für die Weiterverarbeitung zu Polysilizium-Wafer verwendet werden. Anschließend stellt das Unternehmen hieraus Solarzellen her, die Sonnenlicht in elektrischer Energie umwandeln. Yingli verwendet diese Zellen bei der Herstellung seiner eigenen Solarmodule, bei denen ausschließlich eigene Solarzellen zum Einsatz kommen. Die Mehrheit der von Yingli produzierten Solarmodule hat eine Ausgangsleistung von 110 bis 220 Watt. Ende 2008 verstärkte sich Yingli Green durch die Übernahme der Cyber Power Group Limited, dem Mutterkonzern des in Baoding ansässigen Polysilizium-Herstellers Fine Silicon Co Ltd. Mitte 2009 gründete Yingli Green ein Joint Venture mit der Hainan Development und Hainan Provincial Waters Conservancy Power Group zur Entwicklung von Solarprojekten in der Provinz Hainan.

Das chinesische Unternehmen vermarktet seine Solarmodule und Systeme unter seinem eigenen Namen Yingli. Das Unternehmen bietet dabei Solarmodule und Systeme in verschiedenen Größen an. Beim Vertrieb arbeitet das Unternehmen mit Systemintegratoren und Distributoren auf der ganzen Welt, insbesondere in Deutschland, Spanien, Italien und China zusammen.

Zum Einsatz kommen Yingli Solarsysteme aber nicht nur auf privaten Hausdächern, sondern auch in der Industrie zum Betrieb von Leuchtanlagen und Mobilfunkbasisstationen. Kontroller- und Invertersysteme stellt Yingli zwar nicht mehr länger selbst her, bezieht diese aber von Drittanbietern und übernimmt die Installation dieser bei den Kunden. Bis Ende 2010 sollen Produktionskapazitäten auf ein Gigawatt ausgebaut werden.

Zahlen

Für das zweite Quartal 2012 meldet das chinesische Solarunternehmen einen Umsatz von 3,1 Mrd. Renminbi (RMB) oder 488,5 Mio. US-Dollar, ein Einbruch von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als der Umsatz noch 4,4 Mrd. RMB betrug. Das operative Ergebnis lag bei minus 326,7 Mio. RMB nach einem Plus von 526,4 Mio. RMB in 2011.

Daraus ergab sich eine operative Marge von minus 10,5 Prozent, die im Vorjahr noch bei plus zwölf Prozent lag. Insgesamt erwirtschaftete Yingli Green ein Nettoergebnis von minus 573 Mio. RMB (90,2 Mio. US-Dollar). Daraus ergab sich ein (verwässertes) Ergebnis je Aktie von minus 3,66 RMB (58 US-Cent je Aktie) im Vergleich zu plus 2,34 RMB im Vorjahr.

Meldung gespeichert unter: Yingli Green Energy Holding Co., Hintergrundberichte, Solartechnik

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