Yandex im Abwärtsstrudel der Politik

Internet & Services in Russland

Montag, 28. April 2014 um 13:38
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(IT-Times) - Russlands führende Suchmaschine Yandex konnte im ersten Quartal mit glänzenden Zahlen aufwarten, dennoch verlor Yandex in den ersten Monaten des Jahres nahezu die Hälfte seines Börsenwertes. Hintergrund ist die Krim-Krise und die andauernden Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine. Kritische Äußerungen von Russlands Präsident Wladimir Putin beschleunigten den Abwärtstrend zuletzt.

Yandex bleibt in Russland weiterhin dominant


Yandex erzielt den Großteil seines Umsatzes in Russland, ist aber auch in der Ukraine präsent. Trotz der Krise konnte Yandex seinen Umsatz im ersten Quartal um 36 Prozent auf 10,9 Mrd. Rubel steigern. Der Gewinn kletterte um 19 Prozent auf 2,68 Mrd. Rubel bzw. 75 Mio. US-Dollar.

Trotz des intensiven Wettbewerbs mit Google konnte Yandex (Nasdaq: YNDX, WKN: A1JGSL) seinen führenden Marktanteil im russischen Suchmaschinenmarkt verteidigen. Laut des Moskauer Marktforschers LiveInternet kam Yandex im ersten Quartal 2014 auf einen Marktanteil von 62 Prozent, während sich Google mit einem Marktanteil von 27 Prozent begnügen musste.

Putin-Äußerungen lassen Yandex-Aktien abstürzen


Trotz guter Zahlen flohen Investoren zuletzt aus Yandex-Aktien, die Papiere gaben allein am vergangenen Freitag um zehn Prozent nach. Hintergrund waren aktuelle Äußerungen von Russlands Präsidenten Wladimir Putin, der stärkere Kontrollen des Internets andeutete. Putin glaubt, dass das Yandex-Management möglicherweise zu sehr unter dem Einfluss amerikanischer und europäischer Manager steht. Zudem deutete Putin an, dass Yandex künftig eine Media-Lizenz benötige, um weiter News zu veröffentlichen.

Marktbeobachter deuten die Äußerungen dahingehend, dass Putin die russische Online-Industrie stärker kontrollieren bzw. zensieren will. Dies hätte voraussichtlich negative Auswirkungen auf Yandex, dessen Geschäftsmodell von der Vielfalt der Informationen lebt, die im russischen Internet verfügbar sind.

Yandex bald die führende E-Commerce-Plattform in Russland?


Trotz der politischen Krise glauben Investment-Manager weiterhin, dass Yandex eine große Zukunft hat. Baron Emerging Markets Manager Michael Kass verwies im Interview mit Barron`s auf die dominante Marktstellung von Yandex in Russland. Yandex habe die Möglichkeit, zur führenden E-Commerce-Plattform in Russland aufzusteigen, ähnlich wie es Alibaba in China gelungen ist, glaubt der Manager.

Eine Schwächung von Yandex würde höchstens dem amerikanischen Wettbewerber Google helfen. Dies dürfte aber kaum im Sinne von Putin sein, der Informationen und russische IT-Technik eher vor dem Einfluss amerikanischer Technik schützen will.

Kurzportrait

Die im Jahre 2000 gegründete und in Moskau ansässige Yandex ging 1997 bereits mit der ersten kyrillischen Suchmaschine unter Yandex.ru an den Start. Heute ist Yandex ist dominierende Suchmaschine in Russland. Seit Mai 2011 ist Yandex unter Yandex.com auch in einer englischsprachigen Version verfügbar.

Neben dem russischen Suchmaschinenmarkt, ist Yandex aber auch in der Ukraine, Weißrussland und in Kasachstan aktiv. Daneben bietet Yandex aber auch eine Reihe von Location-basierten Services wie Yandex.News, Yandex.Market, Yandex.Money, Yandex.Store, Yandex.Mail und Yandex.Maps an.

Haupteinnahmequelle des Unternehmens sind Online-Werbung, Anzeigenwerbung, sowie sponsored Links. Neben dem Hauptsitz in Moskau betreibt Yandex noch weitere Büros in St. Petersburg, Yekaterinburg, Novosibirsk, Kazan, Odessa, Simferopol, Kiev sowie im kalifornischen Palo Alto. Zudem unterhält Yandex auch den größten Server-Park in Russland.

Ursprünglich wurde Yandex innerhalb des Telekomunternehmens CompTek von Gründungsdirektor und dem heutigen Yandex-Chef Arkadi Wolosch mitgegründet. Gemeinsam mit dem Apersjan-Labor konnte in den 90er Jahren das Problem der Hypothesen in der russischen Sprache erfolgreich gelöst werden. Diese Problemlösung gilt heute als Hauptvorteil von Yandex gegenüber Google, da Yandex mit russischen Verbformen besser zu recht kommt. Anfang 2012 schloss Yandex eine Kooperation mit Twitter, wodurch öffentliche Tweets künftig auch durch Yandex erfasst werden. Seit Frühjahr 2012 ist Yandex auch mit seinem Cloud-Speicherdienst Yandex.Disk am Start. In 2011 kaufte Yandex das Analysis- und Technologieteam von WebVisor, als auch den Plugin-Entwickler Loginza und das Social-Newsstartup „The Tweeted Times“. Ende 2011 wurde zudem das Softwareunternehmen SPB Software übernommen. Mitte 2013 wurde ein Joint-Venture mit der Sberbank zur Bereitstellung eines E-Payment-Dienstes gegründet. Dabei wurden 75 Prozent des Online-Zahlungsdienstes Yandex.Money an Sberbank verkauft. Im Herbst 2013 schluckte Yandex die russische Film-Datenbank KinoPoisk. Im Frühjahr 2014 schluckte Yandex die israelische KitLocate.

Zahlen

Für das vergangene erste Quartal 2014 meldet Yandex einen Umsatz von 10,89 Mrd. Russische Rubel oder rund 220,3 Mio. Euro, was im Vergleich zum Vorjahresquartal einer Steigerung von 36 Prozent entspricht. 92 Prozent der Umsätze wurden dabei mit Werbung erzielt. Die mit 60 Prozent Marktanteil erfolgreichste Suchmaschine in Russland erhöhte das Nettoergebnis um 19 Prozent auf 2,68 Mrd. Rubel.

Meldung gespeichert unter: Suchmaschinen, Yandex, Hintergrundberichte, Internet

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