Yahoos große Chance

Montag, 5. Mai 2008 um 12:48
Yahoo Unternehmenslogo

(IT-Times) Nachdem Microsoft sein Übernahmeangebot für das Internet-Portal Yahoo! (Nasdaq: YHOO, WKN: 900103) zurückgezogen hat, bleibt dem Internet eine Pioniermarke Marke erhalten - zumindest vorerst.

Der Angriff von Microsoft ist zunächst abgewehrt, gleichzeitig steigt aber der Druck auf Yahoo-Mitgründer Jerry Yang, sein Internet-Portal wieder auf die Erfolgsspur zurückzuführen. Während der Zug im Suchmaschinengeschäft inzwischen für Yahoo schon abgefahren scheint, hat das Unternehmen im Internet durchaus noch Chancen, sich neben Google als Internet-Medienhaus zu etablieren. Yahoo kann hier auf mehr als 500 Mio. Nutzer und auf starke Marken wie Yahoo! Finance und Flickr zurückgreifen.

Allerdings hatte Yahoo zuvor wichtige Trends des Web 2.0 weitgehend verschlafen und in Trendmärkte wie im Bereich Social-Networking rennt man inzwischen hoffnungslos hinterher. Das man bei YouTube und Facebook nicht zum Zuge kam, erweist sich nunmehr als gefährlicher Bumerang, der dem Unternehmen beinnahe die Eigenständigkeit gekostet hat.

Yahoo braucht AOL


Die Gefahr ist aber noch nicht gebannt und Yahoo tut gut daran den Rückstand aufzuholen. Dies scheint derzeit aber nur über größere Zukäufe möglich. Umso wichtiger ist es für Yahoo mit dem US-Mediengiganten Time Warner ins Geschäft zu kommen. Die zum Verkauf stehende Online-Einheit besitzt nicht nur das englische Social-Networking-Portal Bebo, gleichzeitig ist AOL inzwischen auch in Sachen Internetwerbung dank der jüngsten Zukäufe recht gut aufgestellt. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Werbevermarktung über dritte Seiten. Wenn gleich das Geschäft weniger profitabel ist, als die Anzeigenwerbung auf den eigenen Seiten, würde AOL rund 110 Mio. US-Besucher in eine potentielle Ehe miteinbringen.

Dies würde Yahoo nicht nur dabei helfen, seine eigenen ehrgeizigen Wachstumsziele in den nächsten drei Jahren zu erreichen, sondern sich als Internet-Medienhaus zu etablieren, womit Yahoo die Abhängigkeit vom Suchmaschinenmarkt reduzieren könnte. Denn hier scheinen die Dominanz und der technische Vorsprung von Google bereits zu groß, so dass die Auslagerung der Suchmaschinenwerbung an den Rivalen nur ein logischer Schritt wäre. Sollte Yahoo seine zweite Chance wieder nicht nutzen, dürften die Tage von Yahoo als eigenständige Marke wohl gezählt sein...

Kurzportrait

Das Internet-Unternehmen Yahoo! wurde ursprünglich im Jahre 1994 von den Studenten Jerry Yang und David Filo als Internet-Suchmaschine gegründet. Die Suchmaschine Yahoo! sollte das Navigieren im weltweiten Datennetz erleichtern und das Auffinden von Informationen vereinfachen. Heute präsentiert sich das Unternehmen als vollwertiges Internet-Portal, das seinen weltweit mehr als 500 Mio. Nutzern im Monat umfassende Services und Zusatzdienste bietet.

Der eigentliche Aufstieg der Gesellschaft begann im Jahre 1996 mit dem Börsengang an die Nasdaq. So folgten bereits zwei Jahre nachdem IPO die Übernahmen der Internet-Unternehmen WebCal, Viaweb, HyperParallel und Yoydyne Entertainment. Im Jahre 1999 nutzte das Unternehmen geschickt die hohe eigene Börsenbewertung für weitere milliardenschwere Zukäufe. So wurde unter anderem die weltweit führende Online-Gemeinschaft GeoCities, wie auch der Internet-Dienst broadcast.com übernommen. Mit der Akquisition von Online Anywhere, Encompass und Log-Me-On.com stillte das Unternehmen seinen Expansionsdrang. Nach und nach wurden Auslandstöchter gegründet und das inhaltliche Angebot weiter ergänzt, so dass Yahoo! bereits im Jahre 1998 ein umfassendes Inhaltsangebot anbieten konnte und nicht länger nur als Suchmaschine fungierte.

In den Jahren 1999 bis 2000 ergänzte das Unternehmen sein Angebot durch weitere Special-Interest-Angebote. Im Jahr 2001 folge die Übernahme des Online-Musikdienstes Launch Media. Mit der Akquisition der Online-Stellenbörse HotJobs.com konnte Yahoo! den Mitbieter TMP Worldwide ausstechen. Im Jahr 2002 übernahm Yahoo den Suchmaschinenspezialisten Inktomi, um seine Suchfunktionen weiter zu stärken. Im Jahr 2003 verstärkte sich Yahoo! durch die Übernahme von Overture Services im Bereich „sponsored Links“, um dem bisherigen Marktführer Google die Stirn zu bieten. Danach folgte die Übernahme des chinesischen Suchspezialisten 3721 Network Software. Anschließend übernahm Yahoo! den Web-Spezialisten Musicmatch und den VoIP-Spezialisten DialPad Communications. Gleichzeitig beteiligte sich Yahoo! für insgesamt einer Mrd. Dollar mit 40 Prozent an Chinas führendem E-Commerce Unternehmen Alibaba.com und brachte damit gleichzeitig seine China-Aktivitäten in das Venture mit ein. Zuletzt übernahm Yahoo! den Bookmark-Dienst Del.icio.us sowie die Musik-Community Webjay. Im Juni 2006 erwarb Yahoo! zehn Prozent an dem südkoreanischen E-Commerce-Spezialisten GMarket. Gleichzeitig kaufte Yahoo! den Video-Editor Jumpcut. Im Herbst folgte schließlich die Akquisition des Online-Werbespezilaisten AdInterax. Ende 2006 übernahm Yahoo! über seine Einheit Yahoo! Kimo die taiwansche Social-Media-Plattform WRETCH. Anfang 2007 kaufte man die Online-Community MyBlogLog. Später übernahm Yahoo den Spezialisten Right Media vollständig. Mitte 2007 schluckte Yahoo die Webseite Rivals.com, das Werbenetzwerk BlueLithium sowie den Email-Spezialisten Zimbra und die Newsseite BuzzTracker. Anfang 2008 übernahm Yahoo die Videoplattform Maven Networks und den Marketing-Spezialisten IndexTools.

Die Einnahmequelle Werbeeinnahmen trägt nach wie vor die Mehrheit der gesamten Yahoo-Umsätze. Durch Kooperationen mit AT&T und BT vermarktet Yahoo! auch erfolgreich Breitbandzugangsservices. Die beiden Firmengründer David Filo und Jerry Yang halten nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung an Yahoo!, wobei Jerry Yang in 2007 den glücklosen Terry Semel als Yahoo-CEO ablöste.

Zahlen

Für das vergangene erste Quartal 2008 meldet Yahoo einen Umsatzanstieg auf 1,82 Mrd. US-Dollar, was einem Zuwachs von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Abzüglich Provisionen, die an Werbepartner bezahlt wurden, konnte Yahoo Einnahmen von 1,35 Mrd. Dollar realisieren. Insgesamt steigerte Yahoo seinen Gewinn auf 542,2 Mio. Dollar oder 37 US-Cent je Aktie, nach einem Plus von 142,4 Mio. Dollar oder zehn US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Der Gewinnanstieg ist zum Großteil auf eine Wertsteigerung in Höhe von 401 Mio. Dollar durch eine Beteiligung an dem chinesischen E-Commerce Spezialisten Alibaba Group zurückzuführen. Ausgenommen von Einmalfaktoren konnte Yahoo einen Nettogewinn von elf US-Cent je Aktie realisieren und damit die Erwartungen der Analysten übertreffen. An der Wall Street hatte man zunächst nur mit Einnahmen von 1,32 Mrd. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von neun US-Cent je Aktie gerechnet.

Der freie Cashflow summierte sich im jüngsten Quartal auf 647 Mio. Dollar, wobei Yahoo allerdings Einmalzahlungen von 350 Mio. Dollar von AT&T im Rahmen der Breitbandpartnerschaft erhielt. Ausgenommen dieser Zahlungen summierte sich der operative freie Cashflow auf 297 Mio. Dollar. Die Barreserven summierten sich zum Quartalsende auf 2,8 Mrd. Dollar, wobei Yahoo rund 79 Mio. Dollar für den Rückkauf eigener Anteile ausgab. Rund 166 Mio. Dollar wurden für die beiden Zukäufe Maven Networks und FoxyTunes ausgegeben. Die Beteiligungen an Yahoo! Japan, Alibaba.com und G-Markets waren zuletzt 13,8 Mrd. Dollar wert.

Markt und Wettbewerb

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