VATM und Dialog Consult stellen Studie zum deutschen Telekommunikationsmarkt 2014 vor

Markt für TK-Dienste leicht rückläufig

Dienstag, 28. Oktober 2014 um 11:15
VATM

Im Festnetz-Segment verbuchen die alternativen TK-Anbieter aufgrund von Kundenabwanderungen und einem anhaltend scharfen Preiswettbewerb insgesamt ein leichtes Umsatzminus in Höhe von 1,3 Prozent auf 15,0 Milliarden Euro (-0,2 Milliarden Euro). Der Umsatz der Telekom sinkt 2014 in diesem Bereich aus den gleichen Gründen um 3,0 Prozent auf 13,4 Milliarden Euro. Im Mobilfunkbereich erzielen die Wettbewerber einen Umsatz von insgesamt 17,3 Milliarden Euro (-0,4 Milliarden Euro). 

Die Höhe der Investitionen in TK-Sachanlagen steigt auch in diesem Jahr trotz der erneut rückläufigen Umsätze insgesamt um 7,8 Prozent an und liegt bei 6,9 Milliarden Euro (2013: 6,4 Milliarden Euro). Die Wettbewerber tragen mit 3,6 Milliarden Euro erneut mehr als die Hälfte (mehr als 52 Prozent) des Investments. Seit der Marktliberalisierung haben sie in Deutschland 61,9 Milliarden Euro investiert.  

Die Zahl der Mitarbeiter verringert sich 2014 sowohl bei den alternativen Anbietern (-1.200 auf 52.600) als auch bei der Deutschen Telekom (-1.300 auf 115.300). 

Die Zahl der Festnetz-Breitbandanschlüsse steigt in diesem Jahr erneut: Sie nimmt um rund 0,7 Millionen auf 29,4 Millionen zu. Etwa 1,6 Millionen Haushalte (+250.000) werden in Deutschland Ende 2014 an Glasfasernetze mindestens bis zum Gebäudekeller (FTTB/FTTH) angeschlossen sein. Demgegenüber nimmt die Zahl der Haushalte, die diesen Anschluss auch tatsächlich buchen, im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig um 4,9 Prozent auf 385.000 zu – hiervon werden sogar rund ein Viertel nur für TV genutzt werden. Das Gesamtdatenvolumen des Breitband-Internetverkehrs im Festnetz wird um rund 31 Prozent auf 9,3 Milliarden Gigabyte zunehmen. Das aus Mobilfunknetzen abgehende Gesamtdatenübertragungsvolumen steigt laut Schätzung um 48 Prozent auf 395 Millionen Gigabyte. 2014 werden die Datendienste 86 Prozent der Non-Voice-Umsätze im Mobilfunk ausmachen, während der Umsatz mit SMS deutlich um 38 Prozent sinkt. Einen Höchstwert gibt es bei der Anzahl der SIM-Karten der Netzbetreiber: Ende 2014 wird es rund 117,5 Millionen SIM-Karten geben (2013: 115,2 Millionen). SMS versenden die Mobilfunknutzer in diesem Jahr deutlich weniger: Pro Tag tippen sie nur noch 73,8 Millionen Kurznachrichten – 2013 waren es noch 101,3 Millionen, so Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, der die TK-Marktstudie wie in den Vorjahren mit der Dialog Consult GmbH im Auftrag des VATM erstellt hat. 

VATM-Präsident Martin Witt bewertete die Lage in der Branche: „Der deutsche TK-Markt bleibt ein Vorbild für Europa in Sachen funktionierender Wettbewerb. Für die Verbraucher heißt das: Bessere Qualität zu stabilen Preisen.“ Witt wies in diesem Zusammenhang zugleich auf die Notwendigkeit der Regulierung hin: „Trotz des Wettbewerbsniveaus hat die Telekom Deutschland nach wie vor eine dominante Stellung. Selbst in den Ballungszentren mit hohem Wettbewerberanteil ist der Wettbewerb regulierungsgetrieben.  Schaffen wir – wie von der Telekom gewünscht – die Regulierung hier ab, schaffen wir auch den Wettbewerb ab.“

„Die intensiven Diskussionen um die Versorgung mit schnellem Breitband in Deutschland zeigen, welch große Bedeutung die TK-Branche für den Wirtschafts- und Investitionsstandort Deutschland auch zukünftig haben wird. Gerade in bislang unterversorgten Gebieten spielen die Wettbewerber hierbei eine entscheidende Rolle in Sachen Netzausbau. Wenn es um die  `vernünftige Mischung´ für die digitale Zukunft Deutschlands geht, sind wir uns in Sachen `Frequenzen´ und `Förderung´ mit der Bundeskanzlerin einig – als entscheidende dritte Zutat bleibt `Fairer Wettbewerb´ weiter unerlässlich“, erklärte VATM-Präsident Witt mit Blick auf die Debatte beim IT-Gipfel in der vergangenen Woche. 

Die Ergebnisse der Studie im Einzelnen (pdf-Datei im Anhang):

I. Gesamtmarkt für Telekommunikationsdienste in Deutschland

Von den Gesamtumsätzen in Höhe von rund 58,3 Milliarden Euro, die 2014 in Deutschland mit Telekommunikationsdiensten erzielt werden, entfallen 33,5 Milliarden Euro (57,5 Prozent) auf Festnetze und 24,8 Milliarden Euro (42,5 Prozent) auf die Mobilfunknetze (Abb. 1). Der Umsatz des Gesamtmarktes sinkt damit um 0,7 Milliarden Euro (-1,2 Prozent). Telekom Deutschland und die Wettbewerber verlieren in diesem Jahr im Festnetzgeschäft aufgrund von Kundenabwanderungen und einem anhaltend scharfen Preiswettbewerb 0,6 Milliarden Euro – die Kabelnetzbetreiber legen um 0,3 Milliarden Euro zu (Abb. 3). Die Telekom bleibt aber im reinen TK-Festnetzmarkt (ohne Kabelnetzbetreiber) mit 47 Prozent Umsatzanteil der marktbeherrschende Anbieter. Bezieht man die Kabelnetzbetreiber mit ein, kommt der Ex-Monopolist immer noch auf 40 Prozent des im Festnetz erzielten Umsatzes. 

Im Teilmarkt Mobilfunk erreicht die Telekom fast ein Drittel des Umsatzes (30,2 Prozent, 7,5 Milliarden Euro), die Wettbewerber erzielen mit Netzbetreibern und Providern 69,8 Prozent   (17,3 Milliarden Euro) (Abb. 2). Damit sinkt ihr Umsatz 2014 um 0,4 Milliarden Euro. „Der Umsatzrückgang im Mobilfunk resultiert aus sinkenden Einnahmen im Sprachbereich und Absenkungen der Roaming- sowie Terminierungsentgelte, die nicht durch den Anstieg der Erlöse mit mobilen Datendiensten kompensiert werden“, erläutert Prof. Dr. Torsten J. Gerpott. 

Trotz rückläufiger Festnetzumsätze kann die Telekom Deutschland die Quote ihrer Großhandelsumsätze leicht auf mittlerweile 25,4 Prozent steigern (Abb. 4). 2009 waren es noch 22,3 Prozent. „Die Wholesale-Umsätze stellen für die Telekom Deutschland damit einen wichtigen Umsatzbaustein dar“, so Prof. Gerpott, Gesellschafter des Beratungsunternehmens Dialog Consult GmbH und Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmens- und Technologieplanung mit dem Schwerpunkt Telekommunikationswirtschaft an der Universität Duisburg-Essen.

Den erneut leicht sinkenden Gesamtumsätzen zum Trotz investieren die Wettbewerber auch in diesem Jahr in besonderem Maße in TK-Sachanlagen. Sie tragen 3,6 Milliarden der insgesamt 6,9 Milliarden Euro (Abb. 5) und damit mehr als Hälfte. Die alternativen TK-Anbieter investieren dabei insbesondere in den Breitbandausbau auf dem Land. „Was für die Kunden durchweg gut ist, entwickelt sich für die TK-Unternehmen aber zunehmend zu einer kritischen Situation mit hohen Investitionen und stetig steigenden Leistungsmengen bei gleichzeitig sinkenden Umsätzen“, verdeutlicht Prof. Gerpott. 

Während der Stellenabbau der Telekom Deutschland abgeschwächt fortschreitet (-1.300), müssen auch die Wettbewerber den rückläufigen Umsatzzahlen Rechnung tragen und die Anzahl der Stellen reduzieren. Die Zahl der Beschäftigten bei den TK-Wettbewerbs-unternehmen sinkt daher 2014 auf 52.600 Mitarbeiter (-1.200) (Abb. 6).

II. Festnetzmarkt

2014 telefonieren die Kunden der Wettbewerber durchschnittlich rund 228 Millionen Minuten täglich. Der Anteil von Call-by-Call und Preselection nimmt dabei zwar weiter ab, die Verbindungsminuten gehen um 12 Prozent zurück, dennoch macht dies in 2014 immer noch circa 10 Prozent des Sprach-Minutenvolumens bei den Wettbewerbern aus (Abb. 7). „Der Hauptgrund für diesen Rückgang liegt in der abnehmenden Zahl der Telekom-Sprachanschlüsse und der zunehmenden Zahl von Festnetzkunden der Telekom Deutschland mit Flatrates“, merkt Prof. Gerpott an. Betrachtet man die Nutzung der Sparvorwahlen in Relation zu den Telekom-Anschlüssen ohne Flatrates, so zeigt sich seit 2011 eine Stabilisierung der Nutzung bei 82 Verbindungsminuten pro Anschluss und Monat (Abb. 8).

Die Gesamtzahl der herkömmlichen stationären Telefonanschlüsse wird 2014 im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich um rund 0,3 Millionen zurückgehen. Dabei dominiert – trotz eines leichten Rückgangs in Höhe von 0,8 Millionen Anschlüssen – die Telekom weiterhin mit einem Anteil von 56 Prozent und 20,6 Millionen Anschlüssen. Knapp zwei Drittel der Nicht-Telekom-Kunden beziehen 2014 ihren Sprachanschluss bei alternativen TK-Netzbetreibern (10,5 Millionen), gut ein Drittel (5,7 Millionen) bei Kabelnetzbetreibern (Abb. 9). Der Marktanteil der Kabelnetzbetreiber wächst dabei zulasten der anderen Marktteilnehmer kontinuierlich (2014: +0,7 Millionen). „Diese Entwicklung folgt allerdings nur der Verschiebung bei der Vermarktung von Breitbandanschlüssen, bei denen die Kabelnetzbetreiber ebenfalls deutliche Zuwächse erzielen“, erläutert Prof. Gerpott. 

Bei der Technologie hingegen zeigt sich die Effizienz der Wettbewerberunternehmen. Während diese bereits knapp 70 Prozent ihrer Telefonanschlüsse (7,3 Millionen) auf kostengünstiger VoIP-Basis betreiben, hat die Telekom erst knapp 20 Prozent (4,0 Millionen) ihrer Anschlüsse auf VoIP-Technik umgestellt – das heißt, bei ihr müssen noch 16,6 Millionen Kundenanschlüsse von PSTN auf VoIP migriert werden (Abb. 10). 

Während die Zahl der Breitbandanschlüsse 2014 um 0,7 Millionen (+2,4 Prozent) zunimmt, ist die Zahl der DSL-Zugänge seit drei Jahren leicht rückläufig. Diese Abnahme wird von den Wettbewerbsunternehmen getragen. Der Anteil der Telekom bleibt konstant. Bei der Vorleistungsvariante Resale legt die Telekom um 0,3 Millionen Anschlüsse zu (Abb. 11). Bei den stationären Breitbandanschlüssen, die nicht auf Kabelnetze zurückgreifen (23,5 Millionen), dominiert die Telekom mit einem Endkundenanteil von 53 Prozent immer noch den Markt (Abb. 12).  

Meldung gespeichert unter: VATM, Telekommunikation, IT-Services

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