VATM und Dialog Consult stellen Studie zum deutschen Telekommunikationsmarkt 2014 vor

Markt für TK-Dienste leicht rückläufig

Dienstag, 28. Oktober 2014 um 11:15

Auch wenn man die Kabelnetzbetreiber miteinbezieht, hielt die Telekom auch Mitte 2014 mit 42,8 Prozent Endkunden-Anteil die Spitzenposition am Breitbandmarkt. Nach der Telekom wird Vodafone/Kabel Deutschland der zweitgrößte Anbieter sein. Rechnet man die Zahlen beider Unternehmen zusammen, liegt ihr Anteil mit 5,2 Millionen Endkunden bei 17,9 Prozent. Knapp dahinter folgt mit 4,3 Millionen Endkunden und 14,8 Prozent Marktanteil United Internet (1&1/)Versatel, die erst kürzlich ihren Zusammenschluss vollzogen haben. Dahinter liegen Unitymedia KabelBW (9,3 Prozent) und Telefónica (7,6 Prozent) (Abb. 13). 

An Glasfasernetze bis zum Gebäudekeller werden in Deutschland laut Studie bis Ende 2014 rund 1,6 Millionen Haushalte angeschlossen sein. Aber nur knapp jeder vierte dieser Haushalte nutzt auch tatsächlich diese Hochgeschwindigkeitsanschlüsse und kann von Carriern als zahlende Kunden auf einen Glasfaseranschluss überführt werden (Abb. 14). 

Welche Bandbreiten nutzen die Verbraucher in Deutschland in erster Linie? Bei 63,5 Prozent der gebuchten DSL- und FTTB/H-Anschlüsse wird die Übertragungsgeschwindigkeit aus dem Netz Ende des Jahres zwischen mehr als 6 und 50 Mbit/s betragen. Die Nachfrage im mittleren Bereich steigt also deutlich an, im höchstbitratigen über 50 Mbit/s ist nur ein geringer Zuwachs zu verzeichnen (+0,4 Prozentpunkte) (Abb. 15). 

Dabei rasen immer mehr Daten über die Datenautobahnen: Das pro Breitbandanschluss und Monat erzeugte Datenvolumen nimmt dieses Jahr deutlich um mehr als ein Viertel (+27,8 Prozent) auf etwa 26,7 Gigabyte zu. Das Gesamtvolumen wird sich – mit einer Steigerung um 31 Prozent – auf voraussichtlich 9,3 Milliarden Gigabyte belaufen (Abb. 16). Mittlerweile werden im Festnetz von drei Vierteln der DSL- und FTTB/H-Anschlüsse jeweils Verkehrsmengen von mehr als 5 Gigabyte pro Monat erzeugt (Abb. 17). 

III. Mobilfunkmarkt

303 Millionen Minuten

pro Tag werden 2014 (2013: 301 Millionen) in Deutschland per Mobilfunk telefoniert. Die Entwicklung weg vom Festnetz hin zum Mobilfunk schwächt sich aber  bei den Sprachverbindungsminuten insgesamt ab. Während die Anzahl der in Festnetzen generierten Minuten weiter auf 452 Millionen Minuten pro Tag abnimmt (-11 Millionen Minuten täglich), stagniert mittlerweile auch das in Mobilfunknetzen erzeugte Sprachvolumen – es wird insgesamt etwas weniger telefoniert (-9 Millionen Minuten täglich; -1,2 Prozent). „Offensichtlich wirken sich andere Kommunikationsdienste wie E-Mail und Instant Messaging auch auf die Sprachtelefonie aus“, so Studienautor Prof. Gerpott (Abb. 18).

Zum Jahresende wird es rund 117,5 Millionen SIM-Karten der Netzbetreiber in Deutschland geben – und damit einen neuen Höchstwert (Abb. 19). Der Wert entspricht einer Steigerung von 2,3 Millionen zum Vorjahr – und einer Marktdurchdringung von ca. 144 Prozent. Dabei können laut Schätzung Telefónica/E-Plus (+0,6 Prozent) sowie die Telekom (+0,5 Prozent) ihren SIM-Kartenanteil etwas erhöhen (Abb. 19), umsatzbezogen werden aber laut Studie die Telekom (7,5 Milliarden Euro) und Vodafone (7,1 Milliarden Euro) weiter vorne liegen (Abb. 20). Freenet verzeichnet mit der Vermarktung von Mobilfunkkarten aus allen Netzen 11,3 Prozent der Umsätze des Mobilfunkmarktes. 

Der Trend eines deutlich steigenden Anteils der Non-Voice-Diensteumsätze im Mobilfunkmarkt hält an. Die Mobilfunknutzer gehen gerne drahtlos online. Der Non-Voice-Anteil an den Umsätzen im Mobilfunk wächst 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Milliarden Euro und macht 38,3 Prozent des gesamten Mobilfunkumsatzes aus. 86,3 Prozent dieser Non-Voice-Umsätze resultieren aus der Datenübertragung (Abb. 21). „Für das Wachstum der Non-Voice-Diensteumsätze ist ausschließlich die reine Datenübertragung verantwortlich, die in 2014 um 22,4 Prozent zugenommen hat“, so TK-Experte Prof. Gerpott. 

Das Datenübertragungsvolumen im Mobilfunkbereich steigt auch in 2014 wieder deutlich an – ein Plus in Höhe von 48 Prozent auf 395 Millionen Gigabyte. Damit hat sich das Gesamtvolumen seit 2011 nahezu um das Vierfache gesteigert (Abb. 22). Das durchschnittliche Datenvolumen pro Nutzer beträgt 2014 mit 283 MB pro Monat voraussichtlich 45 Prozent mehr als 2013. 2011 lag dieser Wert noch bei 76 Megabyte. Das Volumen wird voraussichtlich auch weiterhin stark zunehmen, da durch LTE wesentlich mehr Daten transportiert werden können. Aktuell werden durch LTE-Netze circa 45 Prozent des mobilen Datenvolumens übertragen. Momentan erzeugt im Mobilfunk ein Drittel der Kunden monatlich ein Datenvolumen von mehr als 250 Megabyte (Abb. 23). 

Die Zahl der verschickten SMS sinkt erneut deutlich und erreicht in 2014 nur noch etwa 45 Prozent des 2012 erreichten Wertes. „Der Grund hierfür liegt in der zunehmenden Nutzung von netzbetreiberunabhängigen IM-Diensten wie WhatsApp oder Facebook Messenger“, erklärt Prof. Gerpott. Jeden Tag werden in Deutschland aktuell noch durchschnittlich 73,8 Millionen Kurznachrichten verschickt (Abb. 24). 

IV. Markt der Mehrwertdienste in Fest- und Mobilfunknetzen 

Täglich rund 4,0 Millionen Minuten telefonieren Bürger mit Auskunfts- und Mehrwertdiensten der TK-Wettbewerber. Die seit 2012 geltenden neuen Warteschleifenregelungen führen zu einer deutlichen Verschiebung der verwendeten Rufnummerngassen. Auch in 2014 hält dieser Trend zu geografischen Nummern an. Geografische Nummern verfügen mittlerweile über einen Marktanteil in Höhe von 32,5 Prozent. Die 0180- und 0800-Nummern erreichen – zusammengenommen – 57,5 Prozent. Die übrigen Rufnummerngassen machen zusammen nur 10 Prozent der Verbindungsminuten aus (Abb. 25). Bei den Umsätzen mit Auskunfts- und Mehrwertdiensten reichen alle Wettbewerber zusammengenommen mit 49,1 Prozent des Gesamtumsatzes in Höhe von rund 613 Millionen knapp an das Volumen der Umsätze des Ex-Monopolisten Telekom heran (Abb. 26).

V. Ausblick 2015

Prof. Gerpott geht mit Blick auf die weitere Marktentwicklung davon aus, dass im Jahr 2015 bei den Gesamtumsätzen im TK-Markt erneut mit einem Rückgang um schätzungsweise 1,5 bis 2 Prozent zu rechnen ist. „Im Mobilfunkbereich wird zukünftiges Wachstum im Bereich mobiler Datennutzung auch im kommenden Jahr voraussichtlich durch sinkende Sprachumsätze sowie sinkende nationale und EU-weite Roamingentgelte aufgezehrt werden“, lautet seine Prognose. „Die Endkundenpreise im Mobilfunksegment werden aus unserer Sicht 2015 wiederum etwas sinken, schätzungsweise etwa um 0,7 Prozent. Auch im Festnetz/Breitband werden sie leicht zurückgehen. Mit etwa 0,3 Prozent fällt der Rückgang aber geringer aus als im Mobilfunkbereich“, so Prof. Gerpott. Bedeutende Trends der Branche im kommenden Jahr sind aus seiner Sicht der fortschreitende Vectoring-Rollout, die weitere Marktkonsolidierung nach den großen Fusionen dieses Jahres sowie das Thema Mobile Payment. 

Auch der VATM misst dem Vectoring-Ausbau Bedeutung zu. Er ist ein wichtiger Zwischenschritt zum teuren und nicht kurzfristig umsetzbaren Glasfaserausbau bis ins Haus. „Erfreulicherweise ist inzwischen auch mit der EU eine Lösung für die Förderfähigkeit von Vectoring in bestimmten Gebieten gefunden worden“, sagt VATM-Präsident Martin Witt. Zugleich  machen zunehmende Bandbreite und immer mehr mobile Anwendungen den Mobilfunknetzausbau immer attraktiver. 

Gleichzeitig wächst die Konkurrenz zum Festnetz mit LTE und zukünftig LTE Advanced. „Politisch stehen wir für den Mobilfunk erneut vor einer immens wichtigen Weichenstellung – wir brauchen bei der Digitalen Dividende eine rasche und vernünftige Einigung“, so Witt: „Aus Wettbewerbssicht kommt es aber auch darauf an, dass die Erlösverwendung und die geplante Frequenzversteigerung nicht zu einer Benachteiligung einzelner Marktteilnehmer führen. Es kann nicht sein, dass letztlich allein die Telekom als mit Abstand größter Fördermittelbezieher ihren Festnetzausbau mit Steuergeldern subventioniert bekommt.“ 

Besonders wichtig wird 2015 auch die Arbeit der neuen EU-Kommission sein. „Wir brauchen dringend Investitionswettbewerb, wenn in Europa der Netzausbau vorankommen soll“, betont der VATM-Präsident. Es müsse daher gelingen, den großen Marktplayern verbesserte Rahmenbedingungen zu schaffen, ohne gleichzeitig die Innovationskraft und Flexibilität regionaler und mittelständischer Anbieter zu verlieren. Nur wenn diese Balance gehalten werde, würden Deutschland und Europa im internationalen Vergleich hinsichtlich Innovation, Breitbandausbau und volkswirtschaftlichem Wachstum nicht zurückfallen. „Wir wollen daher keine neuen Monopolisten als `europäische Champions´“, unterstreicht Witt.  

Das starke Wachstum bei den Datenvolumina belege eindeutig die Bedeutung der Dienste und ihre Rolle als Treiber des Breitbandausbaus, sagte Witt: „Es gilt, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, wenn wir nicht gegenüber den USA weiter ins Hintertreffen geraten wollen.“ Bundeswirtschaftsminister Gabriel habe beim IT-Gipfel gegenüber der Presse betont, dass er bei neuen Qualitätsklassen keinen Regulierungsbedarf sehe, solange es keine Probleme gebe. „Das unterstützen wir. Natürlich müssen Diskriminierungspotenziale genau beobachtet werden und im Zweifelsfall muss gehandelt werden“, sagt der VATM-Präsident. 

Martin Witt

ist Präsident des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e. V. (VATM) und Vorstand Access der United Internet AG sowie Vorstandsvorsitzender der 1&1 Telecommunication AG.

Prof. Dr. Torsten J. Gerpott

ist Gesellschafter des Beratungsunternehmens Dialog Consult GmbH und Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmens- und Technologieplanung mit dem Schwerpunkt Telekommunikationswirtschaft an der Universität Duisburg-Essen.

Die VATM-Marktstudie sowie Fotos von VATM-Präsident Martin Witt und Prof. Torsten J. Gerpott

stehen im Internet unter www.vatm.de für Sie zum Download bereit. Sollten Sie eine der Grafiken im druckfähigen Format wünschen, wenden Sie sich bitte an [email protected] oder Tel. 0221/376 77 31.

Die Vorstellung der TK-Marktstudie in Düsseldorf fand mit freundlicher Unterstützung der Vodafone GmbH statt. 

Informationen / Rückfragen:

Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e.V.
VATM-Geschäftsstelle
Corinna Keim, Maria Schlechter-Heims
Leiterin Kommunikation und Presse
Frankenwerft 35
50677 Köln

Telefon: 02 21 / 3 76 77- 23
Telefax: 02 21 / 3 76 77 - 26
VATM im Internet: www.vatm.de
E-Mail: [email protected]

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Meldung gespeichert unter: VATM, Telekommunikation, IT-Services

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