SAP in der Midlife-Crisis?

Ende der 90er Jahre sollte eine weitere SAP-Zeitrechnung eingeleitet werden: Unter der mySAP.com genannten neuen Strategie sollten das Unternehmen und das Produktprogramm neu ausgerichtet werden. Es folgten mySAP Technology und im Jahr 2003 SAP NetWeaver, mit denen webbasierte SAP-Lösungen im Markt forciert werden sollten. Im gleichen Jahr wurde der SAP-Erfolgstreiber R/3 eingestellt.

In den Folgejahren nahm SAP auch verstärkt kleine und mittlere Unternehmen als potenzielle Kunden in den Fokus. Hierzu wurden vielfältige Übernahmen von Unternehmen getätigt, die zum Beispiel Spezialisten für Logistik- oder CRM-Lösungen waren. Ein Hoffnungsträger war die webbasierte Software für den Mittelstand unter dem Namen Business ByDesign. Das Softwarepaket beinhaltet die Bereiche, Finanzen, Personal-Management (Human Resources), Lieferanten-Management (Supply Chain) und Kundenbeziehungsmanagement (Customer Relationship Management).

Nachdem das letzte Jahr vor allem durch Neu- und Umbesetzungen in der Führungsetage von SAP geprägt war, will man in diesem Jahr offensichtlich wieder strukturierter im Markt agieren. Im Januar kündigte SAP im Zuge der Restrukturierung des Konzerns an, dass Jose Duarte zukünftig den weltweiten Service (Global Service) führen wird. Eric Duffaut steuert das weltweite Partnersystem (Global Ecosystem & Channels), während Robert Enslin Chef des weltweiten Verkaufs (Global Sales) wird. Sanjay Poonen soll sich um die schnellere Markteinführung neuer Produkte und Systeme (Global Solutions Go-To-Market) kümmern. Es dürfte interessant zu beobachten sein, wie sich die strategische Entscheidung von SAP auswirken wird, Cloud Computing weiterhin skeptisch zu betrachten. Man habe zwar Cloud-Angebote im Portfolio, sehe dort jedoch nicht zwingend die Zukunft. Es scheint, dass SAP auf der Grundlage einer ausgesprochen erfolgreichen Vergangenheit noch auf der Suche nach dem Zukunftserfolg ist. Eine - zumindest kleine - Midlife-Crisis darf also diagnostiziert werden… (erw/rem)