Red Hat: JBoss sorgt für Enttäuschung

Donnerstag, 27. September 2007 um 13:03
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(IT-Times) Der weltgrößte Linux-Distributor Red Hat (NYSE: RHT, WKN: 923989) konnte zuletzt zwar mit positiven Wachstumszahlen aufwarten, gleichzeitig entwickelte sich die im vergangenen Jahr übernommene Middleware-Plattform JBoss enttäuschend.

So gibt auch Red Hat-Chef Matthew Szulik unumwunden zu, dass die Einheit nicht die Erwartungen erfüllt habe. Zuletzt wuchs JBoss etwa so schnell wie das Red Hat Enterprise Linux-Geschäft, dennoch ist man beim Linux-Distributor der Meinung, dass das Geschäft doppelt so schnell wachsen könne.

Um das Geschäft zu verbessern will Red Hat einige organisatorische Änderungen vornehmen, die bereits zum Teil schon umgesetzt wurden. So will man künftig den Fokus verstärkt auf das Middleware-Geschäft richten und weitere globale Channel-Partner ausbilden. Auch soll das Vertriebsnetz in diesem Bereich ausgebaut werden, wobei man bei Red Hat mit großen Erwartungen auf die JBoss World Messe in Orlando blickt, die im Februar 2008 stattfinden wird. Hiervon erhofft sich Red Hat neue Impulse für sein JBoss-Geschäft, dass insbesondere im zweiten Fiskalquartal 2008 schneller wachsen soll, als im ersten Halbjahr.

Zudem verweist Red Hat auf die erfolgreiche Integration der Einheit. Noch vor 12 Monaten war JBoss eine rein englischsprachige Plattform, inzwischen habe man JBoss auch sprachlich erweitert und entsprechend lokalisiert. Auch ein integriertes Service- und Support-Modell wurde ins Leben gerufen, um die Entwicklungen im Kundenbereich zu fördern. Darüber hinaus habe bisher in jedem Quartal einen großen Endkunden für die JBoss-Plattform gewinnen können, heißt es bei Red Hat.

Red Hat will indirekten Vertrieb stärken


Ferner will der Linux-Spezialist seinen Vertriebschannel stärker ausbauen. Nachdem Red Hat zunächst die Mehrheit seiner Produkte über den Direktvertrieb absetzte, änderte sich dies nach und nach. Bereits im jüngsten Quartal wurden 52 Prozent der Erlöse über den indirekten Vertriebsweg erwirtschaftet - diese Quote soll Zug um Zug auf 60 Prozent steigen.

Nachdem man im Mai mit RHX bereits ein Partner-Modell eingeführt hat, soll in den nächsten 30 Tagen ein integriertes Partner-Online-Portal starten. Damit können sich Red Hat-Partner weltweit automatisch autorisieren und Anwendungen zertifizieren. Durch die Integration mit RHX verspricht sich Red Hat einen zusätzlichen Schub auf der Entwicklerseite.

Vision 2020 soll Red Hat in neue Dimensionen führen


Gleichzeitig gab Red Hat Details zu seiner Vision für die nächsten Jahre bekannt. Bis 2020 will man mehr als eine Mrd. Dollar umsetzen, wobei sich die operative Gewinnmarge in den nächsten Jahren jährlich um 200 Basispunkte verbessern soll.

Kurzportrait

Die im Jahre 1994 von Bob Young und Marc Ewing gegründete Red Hat stieg innerhalb kurzer Zeit zum weltweit führenden Linux-Distributor auf. Verzeichnete die Linux-Gemeinde Anfang der 90er Jahre noch 1,5 Mio. Nutzer, kletterte die Zahl der Linux-Anhänger zur Jahrtausendwende auf weit mehr als 15 Mio. Linux-Anwender weltweit. Das Unternehmen vermarktet eine kommerzielle Version des frei verfügbaren Betriebssystems Linux, wobei das Unternehmen insbesondere über den zur Verfügung gestellten Support und Service Einnahmen erwirtschaftet. Das Geschäftsmodell basiert auf den Open-Source-Gedanken, wobei die freie Verfügbarkeit des Systems für Entwickler und Programmierer zur Verbesserung der Software beitragen soll. Schnelle und maßstabsetzende Innovationen sollen die Folge dieser Strategie sein.

Die Internet-Plattform rund um das Red Hat Network spielt im Zusammenhang mit dem Vertrieb eine tragende Rolle. Etwa ein Drittel der Bestellungen werden nach Red Hat-Angaben inzwischen über den Web-Store abgewickelt. So liefert das Unternehmen über das weltweite Datennetz nicht nur Updates und Patches zu seinen Produkten aus, sondern bietet auch technischen Support und andere Hilfsmittel über die Internet-Plattform an. Neben der neuesten Version von Red Hat Linux offeriert das Unternehmen auch zahlreiche Angebote für Firmenkunden. Neben Datenbank- und Management-Software stehen vor allem Serversoftware und Embedded Anwendungen für Mobilfunktelefone und Fax-Dienste im Mittelpunkt der Unternehmensstrategie. Subscription-Einnahmen aus dem Vertrieb des kommerziellen Betriebssystems trugen zuletzt mehr als die Hälfte der gesamten Umsatzerlöse der Gesellschaft.

In den vergangenen Jahren ist das Unternehmen vor allem auch durch zahlreiche Übernahmen gewachsen. Nach der Übernahme des Open-Source Pionier Cygnus im Jahre 2000, folgten im selben Jahr die Übernahme von Hells Kitchen Systems, Bluecurve, WireSpeed Communications, sowie der Zukauf von C2Net. Um sein E-Commerce Softwareangebot zu ergänzen kaufte Red Hat Anfang 2001 den Anbieter Akopia auf. Später kaufte Red Hat den Speicherspezialisten Sistina Software. Im Juni 2006 übernahm Red Hat den Open-Source-Softwarehersteller JBoss für 350 Mio. Dollar.

Heute ist Red Hat mit Hauptsitz in Raleigh mit mehr als 55 Niederlassungen weltweit vertreten und arbeitet mit zahlreichen Technologiefirmen, darunter mit Dell Computer, Intel und vor allem mit IBM zusammen.

Zahlen

Für das vergangene Augustquartal berichtet Red Hat von einem Umsatzanstieg um 28 Prozent auf 127,3 Mio. US-Dollar, wobei die Subscription-Erlöse auf 109,2 Mio. Dollar anzogen.

Der Nettogewinn kletterte um 64 Prozent auf 18,2 Mio. Dollar oder neun US-Cent je Aktie, nach einem Plus von 11,0 Mio. Dollar oder fünf US-Cent je Aktie im Jahr vorher. Der operative Gewinn legte um 49 Prozent auf 26,4 Mio. Dollar bzw. 17 US-Cent je Aktie zu, wobei auch der operative Cashflow um 44 Prozent auf 63,7 Mio. Dollar anzog .

Mit den vorgelegten Zahlen konnte Red Hat die Markterwartungen mehr als erfüllen. An der Wall Street hatte man im Vorfeld mit Einnahmen von 125,1 Mio. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 17 US-Cent je Aktie kalkuliert.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Red Hat, Hintergrundberichte, Software

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