Nokia am Boden - Microsoft Windows Phone letzte Chance für die Finnen

Dienstag, 2. August 2011 um 13:40
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(IT-Times) - Für den finnischen Mobiltelefonhersteller Nokia kommt es immer dicker. Nach einem Riesenverlust im zweiten Quartal in Höhe von 368 Mio. Euro, scheinen die Finnen weiter rapide Marktanteile im Smartphone-Markt zu verlieren.

Inzwischen ist das Unternehmen im weltweiten Smartphone-Markt auf Platz drei hinter Apple und Samsung Electronics abgerutscht, so die Marktforscher aus dem Hause Strategy Analytics. War Nokia im Vorjahr noch mit 38,1 Prozent Marktanteilen die Nummer eins im Markt, brach der Nokia-Marktanteil im vergangenen zweiten Quartal 2011 auf 15,2 Prozent ein, so die Marktforscher.

Nokia-Anleihen droht Junk-Status


Die Rating-Agentur Moody`s Investors Service hat inzwischen Nokias Schulden-Rating von A3 auf Baa2 mit einem negativen Ausblick zurückgestuft. Die Rating-Agentur begründet die Herabstufung durch die schwächere Marktposition des finnischen Mobilfunkriesen, nachdem Nokia mit seinen Symbian-basierten Betriebssystem rasant Marktanteile an die Konkurrenz in Form von Apple und Android verliert.

Sollte Nokia weiter Marktanteile verlieren und der operative Cashflow weiter fallen, droht dem Unternehmen und dessen Anleihen eine Herabstufung auf Junk-Status, glaubt Swedbank-Analyst Jari Honko. Damit würden sich die Finanzierungsmöglichkeiten für Nokia deutlich verschlechtern, da nur wenige Investoren in derartige Anleihen investieren dürfen. Nokias (NYSE: NOK, WKN: 870737) Turnaround-Bemühungen könnten damit einen weiteren herben Dämpfer erhalten.

Smartphone-Absatz bricht ein


Nokia versuchte in den letzten Jahren mit Preissenkungen den drohenden Verlust von Marktanteilen aufzuhalten, doch bislang ohne großen Erfolg. Der Handy-Absatz schrumpfe im jüngsten Quartal um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr, der Smartphone-Absatz brach sogar um 34 Prozent auf 16,7 Millionen Einheiten ein.

Die Situation könnte sich im Herbst noch weiter verschlechtern, wenn Apple tatsächlich ein kostengünstiges iPhone auf den Markt bringen wird, wie IDC-Analyst Francisco Jeronimo meint. Glaubt man den jüngsten Gerüchten, wird Apple mit einem Billig-iPhone in Schwellenmärkten auf Kundenjagd gehen, einem Markt, in dem Nokia bislang stark war.

Nokia befindet sich regelrecht in der Zwickmühle. Im high-end Markt gräbt Apple dem finnischen Hersteller mit dem iPhone das Wasser ab, im low-end Markt sorgen kostengünstige Android-Modelle dafür, dass Nokia weiter Marktanteile einbüßt.

Erste Windows Phone 7.5 Geräte zum Jahresende


Letzte Rettung scheint der Umstieg von Symbian auf Windows Phone 7.5 (Mango). Mit dem Sea Ray soll das erste Windows Phone 7 Gerät gegen Jahresende auf den Markt kommen, wobei die Übergangsphase dann in der zweiten Jahreshälfte 2012 vollständig abgeschlossen werden soll - vielleicht schon zu spät für Nokia.

Kurzportrait

Die im Jahre 1865 gegründete und im finnischen Espoo ansässige Nokia stellte nach seiner Gründung ursprünglich Papier her. In den späteren Jahren machte sich Nokia als Hersteller von Gummistiefeln einen Namen. Erst im Jahre 1960 wandte sich Nokia den modernen Kommunikationstechniken zu. In den 80er Jahren stellte das Unternehmen dann elektronische Komponenten und ganze Computer her. Im Jahre 1987 folgte schließlich mit der Entwicklung von Mobilfunktelefonen der Durchbruch und der Beginn einer neuen Ära.

Nokia entwickelte damals das erste Mobilfunktelefon, mit dem Ziel auf Basis des GSM-Netzes ein globales mobiles Kommunikationsnetz in Europa zu schaffen. Heute ist Nokia der weltweit führende Handy-Hersteller. Das Unternehmen ist heute in drei wesentliche Kerngeschäftsbereiche unterteilt: Devices and Services, Navteq und der Netzwerksparte (Nokia Siemens Networks).

Nokia erregte in den vergangenen Jahren auch Aufmerksamkeit durch seine Expansion im Netzwerkbereich. So erwarb der finnische Technologiekonzern in den vergangenen Jahren Beteiligungen an amerikanischen Netzwerkfirmen wie Ipsilon Networks, Aircom International, Rooftop Communications, Ramp Networks und F5 Networks. Später übernahm Nokia den Softwarespezialisten Eizel Technologies. Im Jahr 2004 kaufte Nokia Lizenzen und Technologien der Freescale-Tochter Metrowerks. Im Februar übernahm Nokia schließlich den Mobilfunksoftwareanbieter Intellisync Corporation. Im Jahr 2007 schluckte Nokia den mobilen Marketingspezialisten Enpocket. Anschließend kaufte Nokia den GPS- und Kartenspezialisten Navteq im Rahmen einer Milliardentransaktion. Ende 2007 schloss man die Übernahme der Internettauschbörse Avvenu ab. Mitte 2008 kaufte Nokia auch die restlichen Anteile an dem britischen Mobile-Softwarehersteller Symbian. Gleichzeitig übernahm Nokia den Social-Networking-Anbieter Plazes. Daneben wurde auch die Übernahme des Softwarespezialisten Trolltech erfolgreich abgeschlossen. Im Herbst 2009 schluckte Nokia den Spezialisten Cellity. Mitte 2010 wurde zudem die Modemsparte (Wireless Modem) für 200 Mio. Dollar veräußert. Die Netzwerk-Tochter NSN übernahm im Herbst 2010 die türkische Iris Telecom. Mitte 2011 trennte sich Nokia von seiner Operator Branded Messaging-Sparte (OBM).

Gemeinsam mit der Siemens AG betreibt Nokia das 50:50 Joint Venture Nokia Siemens Networks (NSN). Mitte 2010 übernahm NSN die Netzwerkausrüstungssparte von Motorola. Gemeinsam mit Texas Instruments und STMicroelectronics will Nokia in Konkurrenz zu Qualcomm treten und den neuentwickelten CDMA-Standard CDMA 2000 1X vermarkten. Mit seiner eigenen Internet-Plattform Ovi will Nokia im weltweiten Datennetz stärker Fuß fassen. Zudem besteht eine Kooperation mit Intel, um mit MeeGo eine neue Linux-basierte Softwareplattform für Mobiltelefone, Tablet PCs und Netbooks zu entwickeln. Anfang 2011 schloss Nokia eine Kooperation mit Microsoft, womit Windows Phone 7 zur Hauptplattform im Smartphone-Bereich aufsteigen soll.

Zahlen

Für das vergangene zweite Quartal 2011 meldet Nokia einen Umsatzrückgang um sieben Prozent auf 9,27 Mrd. Euro. Auch das operative Ergebnis brach ein und betrug statt plus 295 Mio. Euro nur noch minus 487 Mio. Euro. Das Nettoergebnis des operativen Geschäfts lag im abgeschlossenen Quartal bei minus 176 Mio. Euro (2010: plus 944 Mio. Euro).

In dem Segment "Devices and Services" betrugen die Umsätze 5,47 Mrd. Euro, während der Wert im letzten Jahr bei 6,8 Mrd. Euro lag und damit um 20 Prozent abnahm. In dem Geschäftsbereich "Navteq" fiel das Umsatzminus mit drei Prozent marginal aus. Während der Wert 2010 252 Mio. Euro betrug, lag er in diesem Jahr bei 245 Mio. Euro. Einzig der Bereich "Nokia Siemens Networks7" nahm zu und erzielte statt 3,04 Mio. Euro nunmehr 3,64 Mio. Euro.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Nokia, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Hardware

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