Microsoft sagt SAP & Co den Kampf an

Mittwoch, 13. April 2011 um 13:55
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(IT-Times) - Der US-Softwarekonzern Microsoft (Nasdaq: MSFT, WKN: 870747) hat am Montag in Atlanta eine große Offensive im Unternehmenssoftwarebereich angekündigt, mit der das US-Softwarehaus etablierten Unternehmen wie SAP, Oracle und Salesforce.com das Wasser abgraben will.

Microsoft bringt ERP in die Cloud


Eine neue Version der Enterprise-Resource-Planning-Software Dynamics ERP soll nunmehr der Konkurrenz das Fürchten lehren. Mit Hilfe der neuen ERP-Softwarelösung können Unternehmen ERP-Anwendungen über die Cloud beziehen. Das heißt, die Anwendungen laufen nicht mehr nur auf Rechnern im eigenen Haus, sondern vielmehr in Datenzentren, wo die Programme gewartet auch werden. Für Unternehmen entstehen dadurch geringere Wartungs- und damit Kostenaufwendungen.

Mit der Portierung von Dynamics ERP auf die Cloud-Plattform Azure will Microsoft neue Weg im Vertrieb seiner ERP-Software gehen und damit neue Kundenkreise erschließen. Der Markt für ERP-Lösungen ist hart umkämpft, nachdem Unternehmen weltweit rund 21 Mrd. US-Dollar für ERP-Software jährlich ausgeben (Quelle: Gartner). Der Markt dürfte auch in den kommenden Jahren im Schnitt um jährlich fünf Prozent zulegen, wodurch das Segment auch in Zukunft ein interessanter Wachstumsmarkt bleibt.

Microsoft hinkt im ERP-Bereich hinterher


Dieses Milliardengeschäft möchte auch Microsoft gerne mehr erschließen, bislang spielte das Unternehmen in diesem Bereich allerdings nur die fünfte Geige hinter SAP, Oracle, Sage Group und Infor Global Solutions.

Microsoft ist zwar seit der Übernahme von Great Plains seit zehn Jahren in diesem Geschäft aktiv, doch die großen Anbieter konnte Microsoft bislang nicht wirklich herausfordern. Gartner-Analysten schätzen, dass Microsoft durch seine ERP- und CRM-Lösungen im vergangenen Jahr 1,7 Mrd. US-Dollar umgesetzt hat - damit erwirtschaftete Microsoft bislang nur einen Bruchteil seiner gesamten Umsatzerlöse (62 Mrd. Dollar) in diesem Segment.

Microsoft spielt im CRM-Bereich nur eine Nebenrolle


Ein weiteres wichtiger Teilbereich im Unternehmenssoftwaremarkt ist das Geschäft mit dem Management von Kundenbeziehungen, der sogenannte Markt für Customer Relationship Management Lösungen (CRM). Der CRM-Markt erreichte im vergangenen Jahr ein Volumen von immerhin zehn Mrd. US-Dollar und dürfte laut Gartner in den nächsten Jahren um rund sieben Prozent jährlich zulegen. Zwar betreute Microsoft eigenen Angaben zufolge 27.000 Kunden im Bereich Kunden-Management, wobei 1,7 Millionen Anwender Microsoft Dynamics CRM weltweit nutzen, doch kann der Konkurrent Salesforce.com bereits mehr als 90.000 Kunden und mehr als drei Millionen Abonnenten für seine CRM-Lösungen vorweisen. Aber nicht nur Salesforce.com ist in diesem Bereich deutlich größer, sondern auch SAP und Oracle, so das Microsoft bislang nur die Nummer vier im Markt ist.

Dies soll sich in den nächsten Jahren ändern. Microsoft-Chef Steve Ballmer wollte zwar keine konkreten Zielvorgaben nennen, was Marktanteile angeht, jedoch wäre der Manager enttäuscht, wenn es Microsoft nicht gelingen würde, deutlich schneller zu wachsen als Konkurrenz in Form von SAP und Oracle...

Kurzportrait

In den 80er und 90er Jahren gelang dem Softwarespezialisten Microsoft der Aufstieg zum weltweit größten Softwarehersteller. Mit seinem Windows Betriebssystem eroberte das Unternehmen schnell die Schreibtischbüros in den Firmen als auch bei den Privatanwendern. Mit Windows 7 schickte Microsoft in 2009 seine neueste Betriebssystemgeneration ins Rennen. Das Kerngeschäft bildet heute der Bereich Desktop- und Client-Systeme, worunter populäre Anwendungen wie Microsoft Office fallen, sowie der Geschäftsbereich rund um die Windows-Plattform. Aber auch andere Geschäftsbereiche, wie das wachstumsstarke Server-Geschäft tragen inzwischen zum Unternehmensgewinn bei. Ergänzt werden die Geschäftsbereiche von der Entertainment-Sparte, in der das Geschäft rund um die Xbox zusammengefasst ist. Insgesamt operiert Microsoft heute aus fünf Kerngeschäftsbereichen heraus: Windows & Windows Live Division (Windows Division), Server and Tools, Online Services Division, Microsoft Business Division, sowie die Entertainment and Devices Division.

Durch das gemeinsam mit Accenture gegründete Joint Venture Avanade versucht Microsoft im Bereich IT-Services Fuß zu fassen. Mit der Übernahme von Great Plains Software will Microsoft daneben kleinere und mittlere Unternehmen ansprechen. Gleichzeitig stieg Microsoft mit der Marke Zune und dem gleichnamigen Musikdienst in den Markt für MP3-Player ein.

Nach der Übernahme der dänischen Navision, kaufte Microsoft das Startup XDegrees. Zudem wurde der Webkonferenzanbieter PlaceWare übernommen. Im Jahr 2005 folgte die Übernahme von Groove Networks und MessageCast. Mitte 2005 schloss Microsoft die Übernahme des Sicherheitsspezialisten Sybari Software ab. Auch im Jahr 2006 blieb Microsoft weiter auf Einkaufstour und schluckte den britischen Foto-Katalogsoftwareanbieter iView Multimedia sowie den Windows-Spezialisten Winternals Software. Mitte 2007 schloss Microsoft die Übernahme des Web- und Marketing-Spezialisten aQuantive ab. Gleichzeitig wurden mit der Werbebörse AdECN, dem Softwareanbieter Engyro und dem Shopping-Dienst Jellyfish.com weitere Firmen hinzugekauft.

Anfang 2008 schluckte Microsoft den norwegischen Suchmaschinenspezialisten Fast Search & Transfer. Später wurde der Datenspeicherspezialist DATAllegro übernommen. Im Herbst 2008 folgte die Übernahme des Verbraucherportals Ciao.com. Mitte 2009 einigte sich Microsoft mit Yahoo auf ein 10-Jahresabkommen, wonach Microsofts Bing.com künftig als bevorzugte Suchmaschine auf Yahoo-Seiten fungieren wird. Ende 2009 schluckte Microsoft den Spezialisten Opalis Software.

Gemeinsam mit dem TV-Sender NBC betreibt Microsoft den Nachrichtenkanal MSNBC.

Mit seiner neuen Konsolen-Generation Xbox 360 will Microsoft dem Platzhirschen Sony vom Thron stoßen. Unternehmensmitgründer Bill Gates zog sich zwar als Unternehmenschef zurück, hält aber nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung an Microsoft.

Zahlen

Für das vergangene Dezemberquartal meldet Microsoft einen Umsatzanstieg um fünf Prozent auf 20 Mrd. US-Dollar. Der Nettogewinn ging dabei leicht auf 6,63 Mrd. US-Dollar zurück, nach einem Profit von 6,66 Mrd. Dollar im Vorjahreszeitraum. Pro Aktie verdiente Microsoft mit 77 US-Cent je Aktie mehr als im Vorjahr (74 US-Cent je Aktie). Diese Entwicklung erklärt sich insbesondere durch den Rückkauf weiterer Anteile, wodurch sich die Zahl der ausstehenden Microsoft-Aktien insgesamt reduzierte.

Der Umsatz in der Windows-Division brach um 30 Prozent auf 5,05 Mrd. US-Dollar ein, nachdem Microsoft im Vorjahr noch von der Einführung von Windows 7 profitierte. Auch das schleppende Absatzwachstum im PC-Bereich machte Microsoft offenbar zu schaffen, nachdem immer mehr Konsumenten auf Tablet PCs wie den iPad von Apple greifen.

Meldung gespeichert unter: Microsoft, Hintergrundberichte, Software

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