Microsoft meldet sich zurück

Montag, 28. Januar 2008 um 12:36
Microsoft Unternehmenslogo

(IT-Times) Lange Zeit führte der Redmonder Softwareriese Microsoft (Nasdaq: MSFT, WKN: 870747) ein Schattendasein. Während die Technologiebörse Nasdaq in den letzten Jahren zulegte, pendelte der Microsoft-Kurs in einer engen Spanne zwischen 25 und 30 Dollar.

Doch nunmehr scheint Microsoft erwacht. Bedingt durch hohe Investitionen in den vergangenen Jahren scheint sowohl das Software-, als auch das Spiele- und Online-Geschäft stärker den je. Trotz drohender US-Rezession sieht Microsoft-Finanzchef Chris Liddell derzeit noch keine Auswirkungen auf das Geschäft des Softwaregiganten. Vielmehr hob Microsoft seine Prognosen für das laufende Fiskaljahr nochmals an.

Neue Produkte sollen Wachstum antreiben


Microsoft hofft dabei nicht nur auf die zunehmende Akzeptanz des neuen Betriebssystems Vista, sondern auch auf neue Produkte. Mit Microsoft Server 2008 und SQL Server 2008 kommen demnächst zwei weitere wichtige Produkte auf den Markt, die den Microsoft-Umsatz weiter beflügeln sollen. Mit Hyper-V will Microsoft zudem stärker im Virtualisierungsmarkt Fuß fassen.

Dank des Verkaufsschlagers „Halo 3“ konnte Microsoft im Konsolengeschäft erstmals Gewinne schreiben. Hier kletterten die Erlöse um drei Prozent auf 3,1 Mrd. Dollar, wobei Microsoft auf Jahressicht 17,7 Mio. Xbox 360 Konsolen verkaufen konnte. Nach unabhängigen Statistiken konnte Microsoft im Dezemberquartal eine Mio. Xbox 360 Konsolen mehr verkaufen, als Sony von seiner PS3 absetzen konnte. Der Online-Service Xbox Live überschritt jüngst die Marke von zehn Mio. Mitgliedern - damit wurde diese Zielmarke sechs Monat früher erreicht als geplant. Auch in 2008 dürfte das für die Xbox 360 verfügbare Spieleangebot nochmal kräftig steigen, so das Microsoft weiter auf ein profitables Geschäft in diesem Bereich hoffen kann.

Microsoft will Lücke zu Google schließen


Was dem Unternehmen im Spielesegment erfolgreich gelungen ist, soll nunmehr auch im Online-Segment wiederholt werden. Mit massiven Investitionen hat sich das Unternehmen in letzter Zeit verstärkt, sein Online-Werbegeschäft ausgebaut und seine Suchmaschine weiter verbessert. Nach Angaben von Nielsen Online konnte Microsoft im Suchmaschinenmarkt zuletzt leicht aufholen und sich einen Marktanteil von 14 Prozent sichern und damit den Rückstand auf Yahoo weiter verringern. Dieser beträgt nunmehr nur noch vier Prozentpunkte.

Zwar kletterte der Umsatz im Online-Geschäft um 38 Prozent auf 863 Mio. Dollar, allerdings verdoppelte sich auch der Verlust auf 245 Mio. Dollar. Microsoft-Finanzchef Liddell bittet um Geduld. Die Strategie sei auf mehrere Jahre ausgelegt und man habe weiterhin einen langen Weg vor sich, um in diesem Bereich eine kritische Masse zu erreichen, so der Microsoft-Manager. Um die besagte kritische Masse schneller zu erreichen, könnte am Ende sogar die Übernahme von Yahoo stehen.

Nachdem in US-Medien bereits im Vorjahr heftig über ein solches Übernahmeangebot spekuliert wurde, erhielten die Gerüchte jüngst erst wieder neue Nahrung, nachdem Microsoft zuletzt die norwegische Suchmaschine Fast Search & Transfer übernommen hat, um sich im Firmenkundenbereich zu stärken…

Kurzportrait

In den 80er und 90er Jahren gelang dem Softwarespezialisten Microsoft der Aufstieg zum weltweit größten Softwarehersteller. Mit seinem Windows Betriebssystem eroberte das Unternehmen schnell die Schreibtischbüros in den Firmen als auch bei den Privatanwendern. Mit Vista schickte Microsoft in 2007 seine neueste Betriebssystemgeneration ins Rennen. Das Kerngeschäft bildet heute der Bereich Desktop- und Client-Systeme, worunter populäre Anwendungen wie Microsoft Office oder Excel fallen, sowie der Geschäftsbereich rund um die bekannte Windows-Plattform. Aber auch andere Geschäftsbereiche, wie das wachstumsstarke Server-Geschäft tragen inzwischen zum Unternehmensgewinn bei. Auch die Entertainment und Devices-Einheit, in der unter anderem das Xbox-Geschäft zusammengefasst ist, erreichte zuletzt die Gewinnzone.

Daneben betreibt das Unternehmen noch den Internetzugangs- und Nachrichtendienst MSN, der inzwischen schwarze Zahlen schreibt. Durch das gemeinsam mit Accenture gegründete Joint Venture Avanade versucht Microsoft im Bereich IT-Services Fuß zu fassen. Mit der Übernahme von Great Plains Software will Microsoft daneben kleinere und mittlere Unternehmen ansprechen, womit sich der Softwarekonzern in direkte Konkurrenz zum Partner SAP begibt. Gleichzeitig stieg Microsoft mit der Marke Zune und dem gleichnamigen Musikdienst in den Markt für MP3-Player ein.

Nach der Übernahme der dänischen Navision, kaufte Microsoft das Startup XDegrees. Zudem wurde der Webkonferenzanbieter PlaceWare übernommen. Im Jahr 2005 folgte die Übernahme von Groove Networks und MessageCast. Mitte 2005 schloss Microsoft die Übernahme des Sicherheitsspezialisten Sybari Software ab. Zum Ende des Jahres 2005 verstärkte sich Microsoft mit der Übernahme des Management-Spezialisten UMC. Auch im Jahr 2006 blieb Microsoft weiter auf Einkaufstour und schluckte den britischen Foto-Katalogsoftwareanbieter iView Multimedia, sowie den Virtualisierungsspezialisten iView Multimedia, den Windows-Spezialisten Winternals Software sowie dessen Sysinternals-Webseite. Ebenfalls übernommen wurde der Ingame-Werbespezialist Massive. Mitte 2007 schloss Microsoft die Übernahme des Online-Web- und Marketing-Spezialisten aQuantive ab. Gleichzeitig wurden mit der Werbebörse AdECN, dem Softwareanbieter Engyro und dem Shopping-Dienst Jellyfish.com weitere Firmen hinzugekauft. Anfang 2008 schluckte Microsoft den norwegischen Suchmaschinenspezialisten Fast Search & Transfer.

Gemeinsam mit dem TV-Sender NBC betreibt Microsoft den Nachrichtenkanal MSNBC. Mit 24-Stunden Berichterstattung will das Unternehmen dem Nachrichten-Pionier CNN Paroli bieten.

Seit mehreren Jahren engagiert sich Microsoft auch im Konsolengeschäft (Xbox). Mit seiner neuen Konsolen-Generation Xbox 360 will Microsoft dem Platzhirschen Sony vom Thron stoßen. Unternehmensmitgründer Bill Gates zog sich zwar als Unternehmenschef zurück, hält aber nach wie vor mehr als zehn Prozent der gesamten Anteile an Microsoft.

Zahlen

Für das vergangene zweite Fiskalquartal 2008 meldete Microsoft einen Umsatzanstieg auf 16,37 Mrd. US-Dollar, was einem Zuwachs von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Nettogewinn legte um 79 Prozent auf 4,71 Mrd. Dollar oder 50 US-Cent je Aktie zu, nach einem Plus von 2,63 Mrd. Dollar oder 26 US-Cent je Aktie im Jahr vorher. An der Wall Street hatte man zunächst lediglich mit Einnahmen von 15,95 Mrd. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 46 US-Cent je Aktie kalkuliert.

Positiv entwickelte sich insbesondere die Windows-Division. Das Geschäft mit Windows- und Office-Produkten fuhr im jüngsten Quartal einen Umsatz in Höhe von 9,14 Mrd. Dollar ein, was einem Zuwachs von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auch das sonst defizitäre Geschäft mit der Spielekonsole Xbox 360 konnte im jüngsten Quartal einen Gewinn erwirtschaften. Laut Microsoft ist die Division auf einem guten Weg, im Fiskaljahr 2008 einen Gewinn auszuweisen.

Einziger Schwachpunkt war jedoch das Online-Servicegeschäft. Der Geschäftsbereich, der unter anderem auch das Online-Werbegeschäft abdeckt, konnte zwar seine Erlöse um 38 Prozent steigern, vergrößerte allerdings seinen Verlust von 118 auf 245 Mio. Dollar.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Microsoft, Hintergrundberichte, Software, Spiele und Konsolen

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