Micron forciert Diversifizierungsstrategie

Mittwoch, 17. Februar 2010 um 13:55
Micron Technology Unternehmenslogo

(IT-Times) - Der amerikanische DRAM-Hersteller Micron Technology (NYSE: MU, WKN: 860209) hat seine Diversifizierungsstrategie zum Jahresanfang forciert und den NOR-Flashspeicherhersteller Numonyx übernommen. Analysten und Investoren rätseln allerdings noch über den Sinn des Milliardenzukaufs.

Hintergrund ist der Umstand, dass Numonyx im schrumpfenden Markt für NOR-Flashspeicher tätig ist. Dieser Markt dürfte sich nach Angaben der Marktforscher aus dem Hause IC Insights in diesem Jahr auf rund 4,5 Mrd. US-Dollar summieren. Dagegen geht der Trend immer mehr zu NAND-Flashspeichern, die in Digitalkameras, Handys und MP3-Playern zum Einsatz kommen. Der Markt für diese Speicher dürfte in diesem Jahr ein Marktvolumen von 18,8 Mrd. Dollar erreichen, so IC Insights.

Micron überholt Hynix und wird zweitgrößter Speicherhersteller


Dennoch sieht Micron durch die Übernahme Wettbewerbsvorteile. Zum einen rückt das Unternehmen durch die Transaktion näher zum Branchenprimus Samsung auf, zum anderen schwächt die Übernahme auch den direkten Rivalen Hynix. Durch den Zukauf kommt Micron künftig auf einen Marktanteil von geschätzten 19 Prozent, während Hynix bislang 17 Prozent des Speichermarktes kontrollierte.

Hynix unterhält mit Numonyx zudem eine Partnerschaft im Bereich NAND-Flashspeicher, wobei die beiden Firmen auch eine Fertigungsfabrik im chinesischen Wuxi betreiben. Numonyx hält an diesem Werk zwar nur 20 Prozent der Anteile, jedoch glauben Marktbeobachter, dass sich die Eigentumsverhältnisse bald ändern und sich die Partnerschaft mit Hynix dem Ende nähern wird.

Gleichzeitig gehen Analysten davon aus, dass Micron bei Numonyx den Rotstift beim Personal ansetzen wird. Während Micron zuletzt rund 17.000 Mitarbeiter beschäftigte, summierte sich die Zahl der Numonyx-Beschäftigten auf 6.400.

Insgesamt will Micron durch die Transaktion wie der Rivale Samsung zum Powerhouse im Speicherbereich avancieren und kann damit künftig alles aus einer Hand anbieten, wie Lazard Capital Analyst Daniel Amir anmerkt. Vor allem kann Micron dadurch im Mobilfunkbereich ein ganzzeitliches Lösungspaket anbieten, so Broadpoint AmTech Analyst Dinesh Moorjani, wodurch sich die Übernahme für Micron durchaus langfristig bezahlt machen könnte…

Kurzportrait

Micron Technology, ansässig in Boise/Idaho, wurde ursprünglich im Jahre 1978 gegründet. Das Unternehmen beschäftigte sich seinerzeit mit der Entwicklung von Halbleitern. Später entschied sich die Firma Speicherbausteine für Computer in Eigenregie zu fertigen. So entstand im Dezember 1981 der erste Dynamic Random Access Memory (DRAM) Chip von Micron, mit einer Speicherkapazität von 64 KB. Heute stellt Micron nicht nur DRAM-Chips her, sondern fertigt auch NAND-Flashspeicher und CMOS Image-Sensoren.

In den Jahren 1993 bis 1996 gelang dem Unternehmen dann der endgültige Durchbruch. Vor allem die vorausschauende Kapazitätsausweitung und steigende DRAM-Preise bescherten der Gesellschaft ein Rekordquartal nach dem anderen. So folgte im Jahre 1996 die Gründung der Einheit Crucial Technology, womit das Unternehmen seine Vertriebs- und Supportleistungen weiter optimieren wollte. Doch bereits 1996 folgte das Ende des Chip-Booms, wobei sich der Preisverfall bei DRAM-Preisen auch in den Jahren 1997 und 1998 weiter fortsetzte. Im Jahre 1997 fielen die Preise um weitere 75 Prozent, während 1998 die Branche nochmals einen Preisrückgang von 60 Prozent hinnehmen musste. Diese Schwächephase nutzte Micron, um das DRAM-Geschäft von Texas Instruments zu übernehmen.

Aber auch der weltweit führende Halbleiterhersteller Intel nutzte die Konsolidierungsphase für einen Einstieg beim führenden Speicherchiphersteller. Der Halbleitergigant investierte 500 Mio. Dollar in Micron, um die Entwicklung von PC-Speicherbausteinen weiter zu forcieren. Bereits im Jahre 2000 erholten sich die Umsätze und Gewinne des Chipspezialisten wieder spürbar. Nachdem Überkapazitäten und Preiskämpfe erneut auf die Preise drückten, entschloss sich Toshiba dazu, seine Einheit Dominion Semiconductor LLC an Micron Technology zu verkaufen. Daneben veräußerte Micron sein SRAM-Geschäft an Cypress Semiconductor, um sich mehr auf sein Kerngeschäft mit Massenspeichern zu konzentrieren.

Ende 2005 gründete Micron gemeinsam mit Intel das Joint Venture IM Technologies, an welchem Micron mit 51 Prozent die Mehrheit hält. Im Frühjahr 2006 folgte die Übernahme des Mitbewerbers Lexar Media. Im gleichen Jahr übernahm man zudem das Image-Sensorgeschäft von Avago Technologies Limited. Im Herbst 2008 erwarb Micron eine 36,5%ige Beteiligung an dem taiwanschen Speicherspezialisten Inotera Memories. Mitte 2009 verkaufte Micron seine 65%ige Beteiligung an Aptina Imaging Corporation an die beiden Venture-Kapitalgesellschaften Riverwood Capital und TPG Capital. Anfang 2010 übernahm Micron den NOR Flashspeicherhersteller Numonyx Holdings B.V. für 1,27 Mrd. Dollar.

Zahlen

Wie den Ergebnissen zu entnehmen ist, setzte Micron in den ersten drei Monaten des Fiskaljahres 2010 rund 1,74 Mrd. US-Dollar um. Verglichen mit dem Vorjahresumsatz ein Zuwachs von 24 Prozent, ausgehend von 1,40 Mrd. Dollar Umsatz im ersten Quartal 2009. Brutto verdiente Micron im ersten Quartal zudem wieder Geld. So lag der Bruttogewinn bei 443 Mio. Dollar, nach einem Verlust in ungefähr selbiger Höhe vor einem Jahr. Im vierten Quartal 2009 hatte sich der Bruttogewinn auf 169 Mio. Dollar beziffert.

Operativ wie netto schaffte Micron im ersten Fiskalquartal 2010 zudem den Turnaround. Nach einem operativen Verlust von 672 Mio. Dollar im ersten Quartal 2009 und einem Verlust in Höhe von 49 Mio. Dollar im vierten Quartal 2009 schaffte Micron nun einen deutlichen Sprung nach oben und erwirtschaftete einen operativen Gewinn im Umfang von 201 Mio. Dollar für das erste Quartal 2010. Netto blieben 204 Mio. Dollar in den Micron Kassen zurück. Auch hier nach Verlusten von 718 Mio. Dollar im ersten Quartal 2009 und 100 Mio. Dollar Verlust im vierten Quartal 2009 eine deutliche Verbesserung.

Unter dem Strich verdiente Micron im jüngsten Quartal 23 US-Cent je Aktie, womit der Speicherhersteller die Markterwartungen der Analysten spürbar übertreffen konnte. Diese hatten im Vorfeld mit einem Nettogewinn von sieben US-Cent je Aktie gerechnet.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Micron Technology, Hintergrundberichte, Halbleiter

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