Marvell strauchelt im Windschatten von RIM - China Mobile soll die Wende bringen

Freitag, 1. Juli 2011 um 13:51
Marvell Technology Group

(IT-Times) - Die Aktien des amerikanischen Smartphone-Chipherstellers Marvell Technology Group standen in den letzten Monaten unter Druck und verloren kräftig an Wert, nachdem das Unternehmen im jüngsten Quartal einen Umsatz- und Gewinnrückgang hinnehmen musste.

Hintergrund ist der Umstand, dass Marvells größter Kunde, der BlackBerry-Hersteller Research In Motion (RIM), ins Straucheln geriet. Die Kanadier mussten ihre Absatzziele nach unten korrigieren, nachdem der BlackBerry-Hersteller zuletzt Marktanteile an Apple und Android verlor.

Marvell-Finanzchef dementiert Gerüchte - Marvell bleibt auch bei neuen BlackBerrys mit an Board


Zudem kamen in den vergangenen Wochen und Monaten Gerüchte auf, wonach RIM bei seiner kommenden BlackBerry-Generation nicht mehr auf seinen Zulieferer Marvell (Nasdaq: MRVL, WKN: 930131), sondern auf Qualcomm und dessen Snapdragon Prozessor setzen wird.

Diesen Gerüchten trat Marvell Technology Finanzchef Clyde Hosein nunmehr entgegen. In einem Interview erklärte der Marvell-Manager, dass man das RIM-Geschäft keineswegs verloren habe. Vielmehr werde Marvell weiterhin Prozessoren für verschiedene BlackBerry-Geräte liefern, die im späteren Jahresverlauf auf den Markt kommen. Marvell-Mitarbeiter würden mit an der nächsten BlackBerry-Generation arbeiten, so der Manager. Die Analysten aus dem Hause Morgan Stanley gehen davon aus, dass RIM mittelfristig bis zu acht neue BlackBerry-Modelle auf den Markt bringen wird.

Kooperation mit China Mobile soll Umsätze beflügeln


Daneben verweisen Analysten auch auf weitere Geschäftsmöglichkeiten von Marvell. Lazard Capital Experte Daniel Amir rechnet damit, dass Marvell allein durch einen Kontrakt mit China Mobile und dessen OPhone-Projekt im nächsten Jahr Umsatzerlöse von 126 bis 202 Mio. US-Dollar generieren wird.

Darüber hinaus ist Marvell auch mit Microsoft dick im Geschäft und liefert unter anderem die Controller für das Motion-Sensorsystem Kinect, welches sich nach wie vor gut verkauft.

Daneben ist es Marvell gelungen, einige Schlüssel-Manager von nVidia abzuwerben, um sein Application Prozessor Geschäft zu stärken, wissen die Analysten aus dem Hause Auriga. Verbesserungen bei der Konnektivität seiner Application Prozessoren werten Marktbeobachter als kritisch, damit Marvell im schnell wachsenden Tablet- und Smartphone-Markt wettbewerbsfähiger wird.

Kurzportrait


Die im Jahre 1995 gegründete und im kalifornischen Sunnyvale und auf den Bermudas ansässige Marvell Technology Group gilt als Spezialist für Kommunikations- und Breitband-Chips. Zudem stieg Marvell auch in das Geschäft mit Flashspeicher-Controllern und eBook-Reader Chipsatzlösungen ein.

Zunächst konzentrierte sich Marvell auf die Fertigung von Speicherkomponenten und belieferte insbesondere Laufwerk- und Festplattenhersteller wie Fujitsu, Hitachi, Samsung, Seagate und Toshiba. Später entwickelte das Unternehmen auch Produkte für den Halbleitermarkt, darunter Controller, Switches und Transceiver sowie Mobilfunk- und Handheld-Chips.

Insgesamt ist der US-Halbleiterspezialist heute in neun wesentlichen Produktbereichen aktiv: Storage Products, Switching Products, Communications Controller and Embedded Processor Products, Enterprise Transceiver and PC Connectivity Products, Wireless and Personal Area Networking Products, Cellular and Applications Processor Products, Printing Application-Specific Integrated Circuit (ASIC) Products, Digital Video Processing Products sowie Power Management and Green Technology Products.

Der Bereich Switching Products bietet Switching-Lösungen an, welche insbesondere für Systemhersteller zugeschnitten sind. Die Alaska-Produktfamilie ist das Ergebnis des Transceiver Geschäftsbereichs. Marvells Ethernet-Transceiver unterstützen insbesondere die schnellen Netzwerkstandards LAN und MAN.

Die Produktgruppe Wireless Products entwickelt unter anderem die Libertas-Chipsätze, welche für den high-end Netzwerkmarkt zugeschnitten sind. Mit seinen Yukon Ethernet-Controllern, die aus dem Geschäftsbereich PC Connectivity Products hervorging, entwickelt Marvell wichtige Komponenten für Client-/Server Netzwerke. Gateway- und Speicherlösungen sowie VoIP-, Connectivity- und Power-Management-Produkte runden das Marvell-Produktportfolio entsprechend ab.

Nach der Übernahme von Galileo Technology im Jahr 2001, ergänzte sich das Unternehmen im Jahr 2003 im Netzwerkbereich durch die Übernahme von RADLAN Computer Communications. Ende 2003 übernahm Marvell den Spezialisten Asica vollständig. Im Herbst 2005 kaufte Marvell das Festplatten-Controllergeschäft von QLogic. Im Dezember folgte dann die Übernahme von UTStarcoms Chip-Design-Geschäft. Anfang 2006 kaufte Marvell das Printer-Chip-Geschäft von Avago. Zudem wurde das XScale-Mobilfunkchipgeschäft von Intel übernommen. Im Herbst 2010 schluckte Marvell den spanischen Chiphersteller Diseno de Sistemas en Silico SA bzw. DS2.

Zu den Kunden von Marvell zählen namhafte Smartphone-Hersteller und Technologiekonzerne wie Apple, Samsung, Research In Motion, Intel, Hitachi, Seagate, Toshiba und Western Digital. Insgesamt ist die Marvell-Gruppe mit eigenen Tochterfirmen in Japan, Taiwan, Großbritannien und Israel vertreten.

Zahlen


Für das vergangene erste Fiskalquartal 2012 meldet Marvell Technology einen Umsatzrückgang um sechs Prozent auf 802 Mio. US-Dollar, nach Einnahmen von 856 Mio. Dollar im Jahr vorher. Dabei verbuchte der Hersteller von Smartphone-Chips einen Gewinnrückgang um 29 Prozent auf 146,9 Mio. US-Dollar oder 22 US-Cent je Aktie, nachdem Marvell im Jahr vorher noch einen Profit von 205,8 Mio. Dollar oder 30 US-Cent je Aktie erzielen konnte.

Meldung gespeichert unter: Marvell Technology

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