Intel gelingt der große Wurf

Donnerstag, 25. Juni 2009 um 14:14
Intel

(IT-Times) - Der US-Chiphersteller Intel (Nasdaq: INTC, WKN: 855681) wagt noch einmal den großen Schritt. Nachdem das Unternehmen in der Vergangenheit schon einmal erfolglos versucht hatte, im Markt für Mobilfunk-Chips Fuß zu fassen, stehen die Chancen im zweiten Anlauf nunmehr besser.

Durch die Partnerschaft mit dem finnischen Mobilfunkgiganten Nokia hat sich Intel eine gute Ausgangsposition geschaffen, um künftig auch Chips für mobile Endgeräte (Smartphones etc.) zu verkaufen. Gemeinsam mit Nokia will Intel eine neue Mobilfunk-Plattform entwickeln, die nicht nur in Netbooks, sondern auch in die nächste Generation von Smartphones zum Einsatz kommen soll.

Intel greift Qualcomm & Co an


Helfen bei dem Vorhaben den Mobilfunkmarkt zu erobern, soll dabei die Übernahme des Embedded Softwarespezialisten Wind River Systems. Zwar hat Intel bereits mit dem Atom-Prozessor einen erfolgreichen Chip für Netbooks am Start, mit der Übernahme von Wind River lassen sich aber integrierte Softwarelösungen realisieren, um die Leistungsfähigkeit von Mobilfunkchips auch für andere mobile Endgeräte leichter nutzbar zu machen.

In der Branche wertet man den Schachzug von Intel als genialen Schritt und wundert sich darüber, warum etwaige Wettbewerber wie Qualcomm und Texas Instruments nicht in den Bieterwettbewerb um Wind River mit eingestiegen sind. Insbesondere Qualcomm hat mit seiner Snapdragon-Plattform einen direkten Angriff auf Intel und seinen Atom-Prozessor gestartet. Daneben will auch nVidia mit seiner Tegra-Plattform sich ein Stück vom Mobilfunkchip-Kuchen abschneiden.

Smartphone-Markt soll sich bis 2012 verdreifachen


Der Markt gilt lukrativ, obwohl der Handy-Absatz im ersten Quartal laut Gartner auf 270 Mio. Einheiten geschrumpft ist. Hintergrund ist der nach wie vor boomende Smartphone-Markt, der trotz Wirtschaftskrise um zehn Prozent auf 36 Mio. Einheiten im ersten Quartal gestiegen ist. Allein im laufenden Jahr rechnen die Marktforscher des Hauses Ovum mit einem Absatzanstieg um 18,7 Prozent. Bei Samsung Mobile Display rechnet man damit, dass sich der Smartphone-Markt bis Ende 2012 auf 500 Mio. Einheiten weltweit verdreifachen wird.

Diese Chance will sich auch Intel nicht entgehen lassen, zumal das Unternehmen bislang den Großteil seines Umsatzes mit PC-Chips erzielt. Hier kommt Intel zwar auf einen Marktanteil von 80 Prozent, doch hier hat das Unternehmen zunehmend Ärger mit Kartellbehörden bedingt durch seine dominante Marktstellung. Ein Erfolg im Mobilfunkmarkt könnte Intel nicht nur in Sachen Wachstum weiterhelfen, sondern auch gleichzeitig zu einer geringeren Abhängigkeit vom zyklischen PC-Markt führen…

Kurzportrait

Der Halbleitergigant Intel, ansässig in der kalifornischen Technologieschmiede Santa Clara, stieg in den 80er und 90er durch sein Bündnis mit dem Softwarehersteller Microsoft zum weltweit führenden Prozessorhersteller auf. Das Unternehmen rüstet dabei mehr Personalcomputer mit Prozessoren aus, als jeder andere Hersteller auf der Welt. Insgesamt wird Intel ein Marktanteil von rund 80 Prozent im Bereich PC-Chips zugeschrieben.

Neben Prozessoren entwickelt das Unternehmen aber auch Flashspeicher, in welchem Intel ebenfalls als marktführend gilt. Ferner bietet der Halbleiterhersteller auch weitere Mikrochips an, welche im Zusammenhang mit Netzwerken und industriellen Anwendungen eingesetzt werden. Insgesamt operiert Intel aus sieben Geschäftssegmenten heraus: Digital Enterprise Group (DEG), Mobility Group, NAND Products Group, Flash Memory Group, Digital Home Group, sowie den Bereichen Digital Health Group und Software Solutions Group.

Der US-Computerhersteller Dell gehört mit zu den größten Kunden des Halbleitergiganten und steuerte in der Vergangenheit mehr als zehn Prozent zum Gesamtumsatz bei. Neben dem Kerngeschäft hält das Unternehmen auch zahlreiche Beteiligungen an anderen Technologieunternehmen. Im Jahr 2001 übernahm Intel den Modemspezialisten Xircom. Das Unternehmen ist inzwischen ein Teil von Intels Netzwerkaktivitäten und entwickelt neben Modemkarten für PCs auch Schnittstellen für drahtlose Übertragungstechniken.

Im Oktober 2000 kaufte Intel den US-Spezialisten Ziatech auf. Ziatech gilt als Spezialist im Bereich Telekomausrüstung und soll Intels neuen Vorstoß in Richtung Telekommunikationsindustrie unterstützen. Im Jahr 2003 beteiligte sich Intel an Japans DRAM-Hersteller Elpida. Gleichzeitig übernahm Intel den Spezialisten für optische Netzwerke West Bay Semiconductor. Im Jahr 2006 verkaufte Intel sein Media- und Signaling-Geschäft an Eicon Networks, gleichzeitig trennte man sich vom Mobilfunk- und Anwendungsprozessorgeschäft und gab diesen Bereich an Marvel ab. Auch die RFID-Einheit verkaufte Intel zuletzt an den Spezialisten Impinj. Im Herbst 2008 verstärkte sich Intel durch die Übernahme des Ethernet-Spezialisten NetEffect sowie durch den Linux-Spezialisten OpenedHand. Gleichzeitig trennte sich Intel von seinem Geschäftsbereich Communication Rackmount Server. Im Mai 2009 stieg Intel mit fünf Prozent beim Halbleiterausrüster ASM International ein. Mitte 2009 schluckte Intel den Softwarespezialisten Wind River für 884 Mio. Dollar. Gleichzeitig erhöhte Intel seine Beteiligung an dem britischen Chip-Designer Imagination Technologies Group auf rund 14 Prozent.

Über seinen Kapitalarm Intel Capital investierte der Chiphersteller zuletzt in eine Reihe von Startup-Firmen wie Gteko, Synacor, Telligent Systems und Zinio Systems. Gemeinsam mit STMicrelectronics gründete Intel zuletzt das Flashspeicher-Venture Numonyx.

Zahlen

Intel wies im ersten Quartal 2009 einen Umsatz von 7,14 Mrd. US-Dollar aus, im Vorjahreszeitraum waren es 9,07 Mrd. Dollar. Der Bruttogewinn sank von 5,20 Mrd. Dollar in 2008 auf nunmehr 3,26 Mrd. Dollar. Diese Entwicklung setzte sich auch beim operativen Gewinn fort: Hier wurden 670 Mio. Dollar erzielt (2008: 2,06 Mrd. Dollar).

Das EBT (Gewinn vor Steuern) lag mit 652 Mio. Dollar ebenfalls deutlich unter dem Vorjahreswert von 2,17 Mrd. Dollar. Ähnlich verhielt es sich auch mit dem Nettogewinn, der von 1,44 Mrd. Dollar im ersten Quartal 2008 auf jetzt 647 Mio. Dollar sank. Pro Aktie verdiente Intel unter dem Strich elf US-Cent je Aktie, womit Intel die Markterwartungen übertreffen konnte. Analysten hatten im Vorfeld mit einem Plus von drei US-Cent je Aktie gerechnet.

Meldung gespeichert unter: Intel, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Halbleiter, Software

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