Infineon bleibt trotz Währungsturbulenzen zuversichtlich

Freitag, 16. November 2007 um 13:24
Infineon Technologies Unternehmenslogo

(IT-Times) Nicht nur durch die roten Zahlen bei der Speichertochter Qimonda wurde der Münchener Halbleiterspezialist Infineon Technologies AG (NYSE: IFX, WKN: 623100) zuletzt hart getroffen. Auch der zunehmend starke Euro bzw. schwache US-Dollar macht dem deutschen Chiphersteller zunehmend zu schaffen.

Während man den Währungseinflüssen relativ machtlos gegenüber steht, kann man die Verlustbringer Beteiligungen sehr wohl kontrollieren. So hat Infineon bereits angekündigt, die Beteiligung an seiner Tochter Qimonda bis zum Frühjahr 2009 deutlich unter die Marke von 50 Prozent drücken zu wollen. Zudem soll auch der Verkauf der Beteiligung an dem Joint Venture Altis Semiconductor im laufenden Quartal über die Bühne gehen, wie Infineon-Finanzchef Peter Fischl bestätigt. Der Verkauf der Beteiligung an Advanced Electronic Systems soll zu Einsparungen von 200 Mio. Euro im Bereich der Restrukturierungskosten führen, heißt es bei den Münchnern.

Infineon hält an Zielen fest


Trotz des Gegenwinds durch den starken Euro hält Infineon-Chef Wolfgang Ziebart an seinen ehrgeizigen Zielen fest. Das EBIT soll im laufenden Fiskaljahr 2008 signifikant anziehen, wobei man weiterhin eine EBIT-Marge von zehn Prozent im Jahr 2009 erreichen will. Auch das EBIT in der Communication-Division soll in 2008 nicht mehr negativ sein, heißt es aus dem Unternehmen.

Auf gutem Weg sieht sich Infineon auch in Boommarkt China. Nachdem man den Mobilfunkspezialisten Ningbo Bird als Kunde für seine Chips gewinnen konnte, erwägen nach Firmenangaben auch mehr als zehn weitere chinesische Kunden Infineon-Lösungen für ihre Produkte einzusetzen. Infineon sieht sich daher im Reich der Mitte auf der Gewinnerstraße, wobei Infineon-Manager Hermann Eul von Marktanteilszugewinnen spricht.

Wachstumsmarkt HSDPA


Große Hoffnungen setzt man bei Infineon auch auf den Mobilfunkstandard High Speed Download Packet Access (HSDPA), mit dem großvolumige Daten mobil besonders schnell übertragen werden können. Bereits heute habe man im HSDPA-Bereich erste „Design Wins“ erhalten, wobei Infineon-Lenker Wolfgang Ziebart bereits mit signifikanten Auslieferzahlen in 2008 rechnet.

Die Märkte sehen die positiven Entwicklungen bislang aber (noch) nicht und schicken Infineon-Aktien weiter auf Talfahrt…

Kurzportrait

Die in München ansässige Halbleiterhersteller Infineon Technologies wurde im Jahre 1999 aus der Siemens-Unternehmensfamilie ausgegliedert. Der größte Geschäftsbereich der Gesellschaft ist der Bereich rund um Dynamic Random Access Memorys (DRAMs). Hier gilt das Unternehmen hinter Samsung als einer der weltweit größten Hersteller. Die Speichereinheit der Gesellschaft soll im Rahmen eines Börsengangs Mitte 2006 ausgegliedert werden.

Daneben entwickelt Infineon aber auch Flash-Speicher, Sensoren, Microcontroller und Integrated Circuits (ICs) für den Unterhaltungselektronikbereich. Kommunikationschips, optische Netzwerkkomponenten und Power Semiconductor runden das Infineon-Produktportfolio ab.

Mit seiner Produktpalette visiert das Unternehmen sowohl die Automobil- als auch die Elektronikindustrie an. Infineon agiert dabei nicht nur in Europa, sondern auch in Nordamerika, Asien und Japan. In Taiwan betreibt das Unternehmen das Joint Venture Inotera Memories, welches gemeinsam mit der taiwanschen Nanya Technologies im Jahre 2002 gegründet wurde. Das Joint Venture Inotera Memories wurde im März 2006 in Taiwan an die Börse gebracht. Im Jahr 2002 übernahm Infineon für rund 400 Mio. Euro das Kerngeschäft von Ericsson Microelectronics. Mitte 2006 gliederte Infineon seine Speichersparte Qimonda aus, an welchem das Unternehmen zuletzt noch eine Beteiligung von rund 78 Prozent hielt. Langfristig will Infineon seine Beteiligung an Qimonda auf einen Minderheitenanteil zurückfahren. Im Jahr 2007 kaufte Infineon das Mobility-Geschäft des US-Chipspezialisten LSI. Zugleich wurden die DSL CPE Aktivitäten von Texas Instruments übernommen.

Die ehemalige Konzernmutter Siemens ist nach wie einer der größten Kunden Infineons. Weitere Großkunden sind Nokia, Bosch, Schlumberger, Samsung, LG Electronics, Scientific-Atlanta und Sony. Auch der Redmonder Softwarekonzern Microsoft gehört zum Kundenkreis des Unternehmens. In der neuen Spielkonsole Xbox 360 finden sich gleich drei Chipsätze der Münchner. Infineon beschäftigte zuletzt mehr als 36.000 Mitarbeiter weltweit, wovon allein 7.400 Spezialisten in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Unternehmens tätig sind.

Zahlen

Für das vergangene vierte Fiskalquartal 2007 meldet Infineon einen Umsatzanstieg um elf Prozent auf 1,13 Mrd. Euro, wobei die Umsatzsteigerungen in den Sparten Automotive, Industrial & Multimarket und Communication Solutions erzielt wurden. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) wurde mit einem Verlust von 25 Mio. Euro angegeben. Darin sind Netto-Sonderaufwendungen in Höhe von 94 Mio. Euro für den Verkauf der Qimonda-Anteile enthalten.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2007 betrug der Umsatz von Infineon ohne Qimonda 4,07 Mrd. Euro, nach 4,11 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2006. Das EBIT 2007 belief sich auf minus 49 Mio. Euro, verglichen mit einem Verlust von 217 Mio. Euro im Vorjahr. Das Ergebnis im Geschäftsjahr 2007 wurde durch Netto-Sonderzahlungen in Höhe von 128 Mio. Euro belastet. Im Vorjahr beliefen sich diese auf 199 Mio. Euro.

Der Konzernumsatz von Infineon inklusive Qimonda sank gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent auf 7,68 Mrd. Euro. Der Konzernfehlbetrag lag im Geschäftsjahr 2007 bei 368 Mio. Euro, nach 268 Mio. Euro im Vorjahr. Das EBIT des Infineon-Konzerns wurde für das Geschäftsjahr 2007 mit einem Verlust von 256 Mio. Euro angegeben. Als (verwässertes) Ergebnis je Aktie im Geschäftsjahr 2007 wurde ein Fehlbetrag in Höhe von 0,49 Euro erwirtschaftet. Im Vorjahr belief sich der Fehlbetrag pro Aktie auf 0,36 Euro.

Markt und Wettbewerb

Infineon gilt in Europa als zweitgrößter Chiphersteller hinter STMicroelectronics. Insbesondere in Europa sieht sich Infineon daher der Konkurrenz von Philips Semiconductor und STMicroelectronics gegenüber. Die Tochter des niederländischen Elektronikkonzerns entwickelt neben analogen Halbleitern auch Integrated Circuits (ICs). Die Chips der Niederländer kommen dabei sowohl in TV-Fernsehern, als auch in der Automobilindustrie zum Einsatz.

Meldung gespeichert unter: Infineon Technologies, Hintergrundberichte, Halbleiter

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