Infosys leidet unter US-Kreditkrise

Montag, 14. Juli 2008 um 14:00
Infosys Unternehmenslogo

(IT-Times) Obwohl Indiens zweitgrößter IT-Spezialist Infosys Technologies (Nasdaq: INFY, WKN: 919668) im jüngsten Quartal nochmals die Gewinnerwartungen der Analysten leicht übertreffen konnte, geht die Angst vor einem deutlichen Wachstumsrückgang um. Hintergrund ist die gesamtwirtschaftliche Lage, die sich nicht einen stetig steigenden Ölpreis, sondern auch einer schwellenden US-Kreditkrise gegenüber sieht.

Infosys-Chef S. Gopalakrishnan warnt daher, dass die Entwicklung der Weltwirtschaft weiter ungewiss sei und sich kurzfristig negativ auf die Ausgaben im IT-Bereich auswirken könne. Allerdings sehe man auch Möglichkeiten für weiteres Wachstum, da Kunden versuchen würden ihre Effizienz zu verbessern, so der Manager.

Die Märkte interpretierten diese Aussage im Zusammenhang mit einem verhaltenen Ausblick auf das laufende Quartal allerdings als versteckte Umsatz- und Gewinnwarnung. Für das laufende Quartal stellt Infosys gerade einmal ein Plus von 55 bis 56 US-Cent je Aktie in Aussicht, während Analysten für das laufende Septemberquartal mit einem Nettogewinn von 56 US-Cent je Aktie kalkuliert hatten.

Abhängigkeit vom US-Geschäft wirkt sich negativ aus


Hintergrund des vorsichtigen Ausblicks ist die nach wie vor hohe Abhängigkeit von US-Kunden. Infosys erzielte im letzten Quartal allein 63 Prozent seiner gesamten Umsätze durch das Geschäft in Nordamerika. Der zuletzt gebeutelte Bank- und Finanzbereich steuerte dabei 35 Prozent dieser Erlöse bei. Aufgrund immer neuer Milliardenabschreibungen, die sich die Branche im Zusammenhang mit der Kreditkrise gegenübersieht, verschieben viele US-Banken ihre Aufträge, um das Management von IT- und Computernetze an Anbieter wie Infosys auszulagern, heißt es aus der Branche.

Schwache Rupie kommt Infosys entgegen


Allerdings kommt Infosys der jüngste Schwächeanfall der Rupie zu Hilfe und könnte das Unternehmen vor größeren Auftragsausfällen bewahren. Im jüngsten Quartal verlor die indische Währung allein 6,8 Prozent gegenüber dem US-Dollar - der stärkste Verlust seit Mitte 1998. Eine schwächere Rupie ist jedoch positiv für Infosys, gilt das Unternehmen als einer der größten Softwareexporteure. Sollte die Rupie auch in den kommenden Quartalen zur Schwäche neigen, könnte diese Entwicklung Infosys den ein oder anderen Auftrag zuspielen…

Kurzportrait

Der im Jahre 1981 gegründete und im indischen Bangalore ansässige IT-Servicedienstleister Infosys Technologies bietet eine breite Produktpalette an Outsourcing- und Software-Services an. IT-Beratung (Infosys Consulting), Software-Engeneering, Implementierung und das Programmieren ganzer Anwendungen im Kundenauftrag gehören zum Produktportfolio des indischen IT-Servicespezialisten. Auch BPO-Services werden über die Einheit Infosys BPO angeboten.

Um die Projekte und die professionelle Betreuung seiner Firmenkunden sicherstellen zu können, betreibt Infosys nicht nur eine Reihe von Entwicklungszentren in Indien, sondern auch im Ausland. So ist das Unternehmen mit sechs Entwicklungszentren in den USA, sowie zwei weiteren Entwicklungszentren in England, drei in Australien und mit einem Entwicklungszentrum in Japan präsent. Auch in China will Infosys sein Personal deutlich aufstocken. Gleichzeitig betreibt Infosys noch weitere 19 Offshore-Entwicklungszentren, davon 18 in indischen Städten und eines in Toronto.

Seine IT-Servicedienstleistungen erbringt Infosys unter anderem auch über seine Tochterfirmen Progeon Limited, Infosys Technologies Australia, Infosys China und seit 2004 auch in den USA über die Tochter Infosys Consulting. Im Frühjahr 2006 kaufte Infosys die restlichen Anteile an der Tochter Progeon f von der Citicorp. Mit der Tochter Infosys Technologies S. De RL De CV ist InfoSys seit 2007 auch in Mexiko präsent. Mitte 2007 übernahm man zudem die Einheit Philips Services Delivery Center und die zugehörigen Niederlassungen in Indien, Polen und Thailand.

Darüber hinaus entwickelt Infosys insbesondere Software-Produkte für die Finanzwirtschaft. Die Produkte FinacleCore Banking, Finacle eChannels, Finacle eCorporate, Finacle CRM und Finacle Treasury sind vollständig Web-basiert und zielgerichtet auf die Bedürfnisse der Banken zugeschnitten. Infosys gilt dann auch als eines der am schnellsten wachsenden Unternehmen im US-Finanzservicemarkt.

Zu den Kunden des IT-Dienstleisters zählen unter anderem Industriegrößen wie Bank of America, Boeing, Cisco Systems, Goldman Sachs, Dell oder Toshiba. Den Großteil seiner Umsätze erzielt Infosys in Nordamerika. In Europa wurden zuletzt mehr als 25 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet. Der Bereich Financial-Services trug zuletzt mehr als 35 Prozent zu den Gesamteinnahmen bei.

Zahlen

Infosys erwirtschaftete im ersten Quartal des Fiskaljahres 2008/2009 einen Umsatz in Höhe von 1,155 Mrd. US-Dollar. Im Vergleichsquartal des Vorjahres wurden 928 Mio. Dollar verzeichnet. Das entspricht einer Steigerung um 24,5 Prozent. Das Bruttoergebnis belief sich im ersten Quartal in 2008/2009 auf 458 Mio. Dollar, im Vergleich zu 359 Mio. Dollar im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Auch den operativen Gewinn konnte Infosys steigern: Statt 130 Mio. Dollar im ersten Quartal von 2007/2008 konnten nun 150 Mio. Dollar ausgewiesen werden. Das Ergebnis vor Steuern summierte sich auf 336 Mio. Dollar, während es im Vorjahresquartal 291 Mio. Dollar gewesen waren. Dadurch steigt auch das Nettoergebnis von 263 Mio. Dollar in 2007 auf 306 Mio. Dollar im aktuell abgelaufenen Quartal.

Damit konnte Infosys im jüngsten Quartal einen Nettogewinn von 53 US-Cent je Aktie erwirtschaften und damit die Erwartungen der Analysten übertreffen. An der Wall Street hatte man zunächst nur mit einem Nettogewinn von 51 US-Cent je Aktie kalkuliert.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Infosys, Hintergrundberichte, IT-Services

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