Google überzeugt auf ganzer Linie

Montag, 21. April 2008 um 12:42
Google - Yuri Gagarin

(IT-Times) Entgegen den Befürchtungen der meisten Marktbeobachter, konnte der US-Suchmaschinenmarktführer Google (Nasdaq: GOOG, WKN: A0B7FY) die Märkte mit positiven Quartalszahlen überraschen. Der Gewinn je Aktie lag mit 4,84 Dollar je Aktie deutlich über den Prognosen der Analysten und verhalft dem Google-Kurs zu einem Kurssprung von 20 Prozent.

Google hatte im Januar durch eine Qualitätsoffensive Änderungen bei seinen Textanzeigen vorgenommen, um zu verhindern, dass Web-Besucher versehentlich auf Anzeigen klicken. Durch diese Maßnahme hoffte Google darauf, dass Werbetreibende dadurch bereit sind, mehr Geld für solche Werbeanzeigen auszugeben. Dieses Kalkül ging offenbar auf. Zwar führte die Maßnahme zwar zunächst zu einem langsameren Wachstum bei Klickraten, allerdings nahm Google unter dem Strich mehr ein.

Auch profitierte Google im jüngsten Quartal vom starken Wachstum im Ausland. Während das US-Geschäft um rund 30 Prozent zulegte, kletterte das Auslandsgeschäft um rund 50 Prozent und steuerte erstmals mehr als die Hälfte zu den Gesamteinnahmen bei. Der schwache US-Dollar lies die Umsätze zudem um 202 Mio. Dollar höher ausfallen. Positiv wirkte sich auch die Zurückhaltung bei der Versteigerung der Mobilfunkspektrum-Lizenzen aus. Die Märkte waren bislang davon ausgegangen, dass sich Google hier kostspielig mit Milliardensummen beteiligen wird. Zwar erhielt Google keine Lizenz, jedoch setzte Google offene Standards durch, so dass der Mobilfunkspezialist als eigentlicher Gewinner vom Platz ging - ein genialer Schachzug des Managements.

Nicht weniger spektakulär verlief die Übernahme des Online-Werbevermarkters DoubleClick. Nachdem Google die Bedenken der Wettbewerbshüter ausräumen konnte, wurde die Übernahme im März unter Dach und Fach gebracht. Nachdem bereits zehn Prozent der DoubleClick-Stellen abgebaut wurden, sollen mittelfristig nochmals 15 Prozent der DoubleClick-Jobs in den USA wegfallen, kündigte Google an.

Salesforce.com oder Skype?


Nach der Übernahme von DoubleClick ranken sich bereits neue Übernahmegerüchte. Nachdem Google das erste Quartal mit Barreserven von 12 Mrd. Dollar beenden konnte, ist die Kriegskasse für weitere Zukäufe prall gefüllt. Bedingt durch eine engere Partnerschaft mit Salesforce.com, gilt der SaaS-Spezialist als mögliches Übernahmeziel des US-Suchmaschinengiganten.

IDC-Forscher Frank Gens glaubt, dass Salesforce.com noch in diesem Jahr übernommen werden wird. So geht Gens davon aus, dass Google oder Yahoo zuschlagen werden, um sich im Firmenkundenmarkt zu verstärken. Google ist dabei nicht nur aufgrund der hohen Barreserven in der besseren Position. Google macht auch keinen Hehl daraus, dass Google-Anwendungen (Google Apps) künftig nicht nur auf den Rechnern der Privatverbraucher, sondern auch auf Firmen-PCs laufen sollen. Salesforce.com wäre damit eine ideale Ergänzung für Google, zumal die beiden Firmen einen gemeinsamen Feind haben: Microsoft.

Nicht weniger interessant wäre für Google eine Übernahme von Skype, um seine Mobilfunkambitionen rund um die Android-Plattform zu stärken. Google hatte zuletzt mehrfach erklärt, dass man im mobilen Internet eine große Zukunft sehe. Eine Übernahme von Skype könnte Google mit einem Schlag zur Marktführerschaft im Bereich Internet-Telefonie verhelfen und damit die Position des Internetgiganten im mobilen Web stärken...

Kurzportrait


Die Internet-Suchmaschine Google, gegründet im Jahre 1998 und ansässig im kalifornischen Mountain View, gilt als die weltweit meistgenutzte Suchmaschine, wobei das Unternehmen täglich mehr als 200 Mio. Suchanfragen abwickelt.

Google setzt dabei auf einen Algorithmus, der Web-Seiten aufgrund ihrer Popularität an prominenter Stelle listet. Je häufiger andere Web-Seiten auf die entsprechende Seite verlinken, desto höher der Rang in der Ergebnisliste. Google hat seine Suchtechnologie inzwischen an über 100 andere Unternehmen lizenziert. Haupteinnahmequelle ist das Werbeprogramm Google AdWords und das Werbenetzwerk Google AdSense. Über Google AdWords können Firmen Schlüsselwörter buchen, die bei der Suchausgabe den Werbetreibenden an prominenter Stelle als Textlink platzieren. Das Google AdSense-Programm steht Homepage-Betreibern offen, die auf ihren Seiten zielgerichtete Werbung durch Googles AdWords platzieren wollen. Für besonders populäre Web-Seiten, die mehr als 20 Mio. Seitenaufrufe verzeichnen, bietet Google weitergehende Services an.

Neben der Suche nach Web-Seiten, lassen sich über Google News auch aktuellste Nachrichten aus über 10.000 Quellen abfragen. Mit Google Image Search können Nutzer auch nach Grafiken, Bildern und Fotos im Web suchen. Mit Google Print will das Unternehmen künftig auch das Durchsuchen ganzer Bücher ermöglichen. Auch über das Handy soll künftig das Suchen per SMS möglich sein.

Mit Google Product Search bietet das Unternehmen einen Preisvergleichsservice und eine Produkt-Suche an. Mit Google Desktop Search will die Suchmaschine auch den Heim-PC der Nutzer erobern, wobei sich dadurch Dateien auf der Festplatte oder Email-Postfächer durchsuchen lassen. Mit Gmail ist das Unternehmen mit einem kostenfreien Email-Webservice am Start, der sich über Werbung finanziert. Mit Google Base stieg das Unternehmen im Herbst 2005 in den Markt für Kleinanzeigen ein. Gleichzeitig kaufte Google den Blogging-Spezialisten Blogger.com. Anfang 2006 schloss Google die Übernahme des Radio-Marketingspezialisten dMarc Broadcasting ab. Ferner beteiligte sich Google mit einer Mrd. Dollar mit fünf Prozent an AOL. Gleichzeitig kaufte Google sein Hauptquartier (Googleplex) im Silicon Valley für 319 Mio. Dollar und stieg mit Google Finance in den Finanzbereich ein. Mit Google CheckOut brachte das Unternehmen Mitte 2006 einen eigenen Online-Zahlungsdienst auf den Markt. Mit iGoogle ist das Unternehmen im Markt für personalisierbare Homepages vertreten. Im Herbst 2006 übernahm man schließlich die führende Online-Videoseite YouTube.com. 3,1 Mrd. Dollar ließ sich Google im Jahr 2007 die Übernahme des Online-Werbespezialisten DoubleClick kosten. Gleichzeitig kaufte Google eine Reihe weiterer Firmen auf. So wurden mit Panoramio, PeakStream, Zenter, Feedburner, GrandCentral, Postini, ImageAmerica, Zingku und Jaiku weitere kleine Zukäufe getätigt.

Die beiden Unternehmensgründer Sergey Brin und Larry Page hielten zuletzt beide eine Minderheitsbeteiligung an Google.

Zahlen


Für das vergangene erste Quartal 2008 meldete Google einen Umsatzanstieg auf 5,19 Mrd. US-Dollar, was einem Zuwachs von 42 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Abzüglich entsprechender TAC-Kosten konnte Google einen Nettoumsatz von 3,70 Mrd. US-Dollar verbuchen. Der Gewinn legte um 31 Prozent auf 1,31 Mrd. Dollar oder 4,12 Dollar je Aktie zu, nach einem Plus von 1,0 Mrd. Dollar im Jahr vorher. Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen konnte Google einen Nettogewinn von 4,84 Dollar je Aktie realisieren und damit die Analystenerwartungen toppen. An der Wall Street hatte man zuvor mit Einahmen von 3,6 Mrd. Dollar sowie mit einem Plus von 3,61 Dollar je Anteil gerechnet.

Meldung gespeichert unter: Suchmaschinen, Alphabet, Hintergrundberichte, Internet

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