Google investiert in die Zukunft - Anleger flüchten nach Kostenanstieg

Montag, 23. Januar 2012 um 14:05
Google Winter

(IT-Times) - Am vergangenen Freitag stürzten Google-Aktien um mehr als acht Prozent ab, nachdem der Internetgigant die Gewinnerwartungen der Analysten um gut einen Dollar verfehlte. Statt der erwarteten 10,49 Dollar je Aktie, standen zum Quartalsende nur 9,50 Dollar zu Buche.

Bei Google (Nasdaq: GOOG, WKN: A0B7FY) selbst führt man die Schwäche auf ein schwächeres internationales Wachstum zurück, insbesondere in Deutschland sei das Geschäft schwach gewesen, heißt es aus dem Unternehmen. Negativ überraschte auch der 8%ige Rückgang bei den durchschnittlichen Klick-Preisen, die Werbetreibende für einen Klick auf die Google-Anzeigen bezahlen müssen. Google führt diesen Rückgang auf den Anstieg bei den mobilen Werbeanzeigen zurück, die in der Regel weniger kosten als traditionelle Anzeigen. Zudem verkauft Google immer mehr Werbung in Schwellenländern, was ebenfalls auf die durchschnittlichen Werbepreise drückte.

Steigende Kosten sorgen für Verunsicherung


Daneben bereiteten auch die steigenden Kosten so manchem Anleger und Investor Kopfzerbrechen. Im vierten Quartal kletterten die operativen Kosten auf 32 Prozent am Umsatz. Die Investitionskosten summierten sich im jüngsten Quartal auf 951 Mio. Dollar, den höchsten Stand in 2011. Der Großteil der Gelder wurde für IT-Infrastruktur ausgegeben, daneben stellte Google in 2011 mehr als 8.000 neue Mitarbeiter ein - soviel wie noch nie.

Noch zahlen sich die Investitionen in Wachstumsbereiche wie im Social-Networking- und Mobile-Bereich nicht direkt für Google aus. Zwar ist Android das führende Mobile-Betriebssystem im Markt, doch viel Geld verdient Google mit seinem Android-Betriebssystem noch nicht.

Android ist zwar die Nr. 1 - doch noch lassen die Gewinne auf sich warten


Man sei erst in einer frühen Monetarisierungsphase für eine Reihe von Produkten, darunter auch für Android, erklärt Google-Mitgründer Larry Page auf Reaktion auf Analystenfragen. Page sieht wie Analysten auch enormes Potential in Android. Der Google-Manager verweist dabei auf inzwischen elf Mrd. Downloads aus dem Android Market, wobei inzwischen 250 Millionen Android-Geräte weltweit im Einsatz sind - täglich werden 700.000 neue Android-Geräte aktiviert. Die Marktforscher aus dem Hause Ovum schätzen, dass Google in diesem Jahr allein mehr als drei Mrd. US-Dollar an Umsatz durch Mobile-Werbung generieren wird.

Google Enterprise: 5.000 neue Firmenkunden täglich


Dass sich die Investitionen in neue Geschäftsfelder durchaus lohnen können, zeigt das Beispiel Google Apps bzw. Google Enterprise. Täglich gewinne man 5.000 neue Firmenkunden hinzu, so Page. Der Google-Lenker verwies dabei auf einen jüngsten Kontrakt mit der spanischen Banco Bilbao Vizcaya Argentaria SA (BBVA), wodurch 110.000 BBVA-Mitarbeiter künftig auf Google Apps (Gmail, Google Calendar, Google Docs, Google Sites) setzen werden.

Kurzportrait


Die Internet-Suchmaschine Google, gegründet im Jahre 1998 und ansässig im kalifornischen Mountain View, gilt als die weltweit meistgenutzte Suchmaschine, wobei das Unternehmen täglich mehrere Milliarden Suchanfragen abwickelt.

Google setzt dabei auf einen Algorithmus, der Web-Seiten aufgrund ihrer Popularität an prominenter Stelle listet. Je häufiger andere Web-Seiten auf die entsprechende Seite verlinken, desto höher der Rang in der Ergebnisliste (Pagerank). Google hat seine Suchtechnologie inzwischen an mehrere hundert Unternehmen lizenziert. Haupteinnahmequelle ist jedoch das Werbeprogramm Google AdWords und das Werbenetzwerk Google AdSense.

Neben der Suche nach Web-Seiten, lassen sich über Google News auch aktuellste Nachrichten aus über 10.000 Quellen abfragen. Mit Google Image Search können Nutzer auch nach Grafiken, Bildern und Fotos im Web suchen. Mit Google Print bzw. Google Books will das Unternehmen künftig auch das Durchsuchen ganzer Bücher ermöglichen. Auch über das Handy soll künftig das Suchen per SMS möglich sein. Mit Google Product Search bietet das Unternehmen einen Preisvergleichsservice und eine Produkt-Suche an. Mit Google Desktop Search will die Suchmaschine auch den Heim-PC der Nutzer erobern, wobei sich dadurch Dateien auf der Festplatte oder Email-Postfächer durchsuchen lassen.

Mit Gmail ist das Unternehmen mit einem kostenfreien Email-Webservice am Start, der sich über Werbung finanziert. Mit Google Base stieg das Unternehmen im Herbst 2005 in den Markt für Kleinanzeigen ein. Daneben ist das Unternehmen mit Google Finance im Online-Finanzbereich aktiv. Mit Google CheckOut brachte das Unternehmen Mitte 2006 einen eigenen Online-Zahlungsdienst auf den Markt. Seit Mitte 2011 ist Google mit Google+ auch mit einem eigenen Social-Networking-Service am Start.

Mit der Übernahme des Blogging-Spezialisten Blogger.com stieg Google in den Blogging-Markt ein. Mit iGoogle ist das Unternehmen im Markt für personalisierbare Homepages vertreten. Im Herbst 2006 übernahm man schließlich die führende Online-Videoseite YouTube.com. 3,1 Mrd. Dollar ließ sich Google im Jahr 2007 die Übernahme des Online-Werbespezialisten DoubleClick kosten. Gleichzeitig kaufte Google eine ganze Reihe weiterer Firmen auf. So wurden mit Panoramio, PeakStream, Zenter, Feedburner, GrandCentral, Postini, ImageAmerica, Zingku, Jaiku, der russischen Begun, der südkoreanischen Tatter and Company und ReCAPTCHA weitere kleine Zukäufe getätigt. Neben der Social-Suchmaschine Aardvark, wurden mit DocVerse, Picnik.com, On2 Technologies, reMail, AdMob, Invite Media, Ruba, Metaweb, Slide, Angstro und Widevine Technologies weitere Firmen hinzugekauft. Im Frühjahr 2011 erhielt Google zudem grünes Licht für die geplante Übernahme von ITA Software. Im April 2011 schluckte Google mit PushLife ein weiteres Unternehmen. Im August 2011 kaufte Google den US-Mobiltelefonhersteller Motorola Mobility für 12,5 Mrd. Dollar. Im Herbst 2011 verstärkte sich Google durch die Übernahme von Zagat.

Zuvor brachte Google mit Android ein offenes Betriebssystem für Smartphones auf den Markt. Mit dem Web-Browser Chrome ist Google inzwischen auch am Browser-Markt engagiert. Die beiden Unternehmensgründer Sergey Brin und Larry Page halten beide eine Minderheitsbeteiligung an Google. Google-Mitgründer Larry Page kehrte im April 2011 wieder als CEO an die Firmenspitze zurück.

Zahlen


Für das vergangene Dezemberquartal meldete Google einen Nettoumsatzanstieg um 25 Prozent auf 8,13 Mrd. US-Dollar. Der Bruttoumsatz summierte sich auf 10,6 Mrd. Dollar, nach 8,4 Mrd. Dollar im Jahr vorher.

Dabei konnte Google zunächst einen Gewinn von 2,7 Mrd. Dollar oder 8,22 Dollar je Aktie realisieren, nach einem Profit von 2,5 Mrd. Dollar oder 7,81 Dollar je Aktie im Vorjahr. Abzüglich etwaiger Abschreibungen und Wertberichtigungen in Höhe von 88 Mio. Dollar im Zusammenhang mit dem 500 Mio. Dollar Investment in Clearwire und anderer Sonderbelastungen, konnte Google einen Nettogewinn von 9,50 Dollar je Aktie realisieren.

Damit blieb Google deutlich hinter den Gewinnerwartungen der Analysten zurück, die im Vorfeld mit einem Profit von 10,51 Dollar je Aktie und mit Nettoeinnahmen von 8,43 Mrd. Dollar gerechnet hatten.

Die von Google betriebenen Webseiten konnten einen Umsatz von 7,29 Mrd. Dollar generieren, ein Zuwachs von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Werbeeinnahmen, die Affiliate-Seiten beisteuerten, summierten sich auf 2,88 Mrd. Dollar, ein Zuwachs von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Meldung gespeichert unter: Alphabet, Hintergrundberichte, Internet

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