Expedia gestrandet

Mittwoch, 17. Mai 2006 um 00:00
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(IT-Times) Für große Enttäuschung sorgte der Online-Reiseanbieter Expedia (Nasdaq: EXPE, WKN: A0F41M) Ende vergangener Woche bei der Vorlage seiner Zahlen für das vergangene Quartal. Das Unternehmen musste nicht zuletzt dem zunehmenden Wettbewerb und einem ineffektiven Marketing Tribut zollen und einen deutlich Gewinneinbruch hinnehmen. Die Gewinnzahlen blieben deutlich hinter den Erwartungen zurück, was den Expedia-Aktienkurs mit einem Kursverlust von 20 Prozent letztendlich in den Keller schickte.

 

 

Wettbewerb nimmt stark zu

Während Mitbewerber Travelocity international in die Offensive gegangen und sich durch gezielte Übernahmen in Europa (Lastminute.com) und in Asien (Zuji) verstärkt hat, verspürt Expedia auch Druck von anderer Seite. Denn auch Hotels und Fluglinien bieten inzwischen ganze Ferienpakete und Pauschalreisen auf ihren Seiten an, so dass der Nutzer diese auch direkt buchen kann, ohne den Umweg über Expedia zu gehen. Andere Anbieter, wie Travelzoo sind mit dem Zusammentragen von Schnäppchen-Angeboten sehr erfolgreich.

 

 

Expedia setzt auf Kooperationen

Um der weiteren Konkurrenz entgegen zu treten, setzt Expedia auf weitere Kooperationen, vor allem auf internationalem Terrain. Gerade der Online-Touristikmarkt in Europa und Asien könnte in den nächsten Jahren um 30 bis 40 Prozent wachsen, glaubt Morgan Stanley Analyst Christopher Gutek. Während man Anfang März die bestehende Kooperation mit dem Partner MSN erweiterte und eine neue Travel-Seite ins Leben rief (http://travel.msn.com), arbeitet man in China inzwischen mit der Nummer zwei der Branche eng zusammen. Gemeinsam mit eLong - an dem Reiseanbieter hält Expedia die Mehrheit - will man den chinesischen Online-Reisemarkt erobern, der bislang noch von Chinas Nummer eins cTrip.com dominiert wird. Durch den Ausbau des Hotelangebots auf eLong.com und eine verbesserte Integration der chinesischen Marke in die weltweite Expedia-Plattform versucht man nunmehr Marktanteile aufzuholen. Ob dies gelingt, werden die Ergebnisse in den nächsten Quartalen zeigen. Doch die Zeit drängt, denn auch der Wettbewerb im wachstumsstarken asiatischen Markt und in Europa dürfte sich eher noch weiter verschärfen…

 

 

Kurzportrait

Die ehemalige Microsoft-Tochter Expedia wurde im Jahre 2002 von IAC/InterActiveCorp übernommen, neu strukturiert und im Jahr 2005 wieder an die Börse geführt. Expedia, ansässig in Bellevue/Washington, bietet als Online-Reiseagentur einen Rund-um-Service, wobei Nutzer über das Internet Hotelreservierungen vornehmen, Flug-Tickets ordern, Mietautos reservieren, sowie Kreuzfahrten buchen können. Aber auch Konzertkarten und andere Pauschal-Reiseangebote bietet das Unternehmen über seine Online-Plattform an.

Durch die Übernahme von Travelscape.com im Jahre 2000 und der Fusion mit Hotels.com, kann Expedia heute auf ein umfangreiches Hotelnetz zurückgreifen. So arbeitet Expedia heute mit mehr als 70.000 Hotels, darunter mit großen Namen wie Hilton International, Mariott, Embassy, Clarion und Howard Johnson's zusammen. Travelscape.com gilt darüber hinaus als Spezialist für Las Vegas-Reisen. Hierfür betreibt die Gesellschaft ein eigens dafür eingerichtetes Buchungs- und Reservierungssystem. Um den Bereich Buchungstools zu verstärken, kaufte Expedia den Softwarespezialisten Newtrade Technologies. Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen mit der IAC-Tochter Ticketmaster zusammen, um Kunden auch ergänzend zu Reisen auch Veranstaltungskarten (Konzerte etc.) anbieten zu können.

Neben den USA betreibt Expedia auch landesspezifische Online-Seiten in Kanada, Deutschland, Italien, den Niederlanden und in Großbritannien. Seit 2005 ist Expedia auch in Australien mit einer eigenen Webplattform am Start. Durch die mehrheitliche Beteiligung an eLong ist Expedia auch im wichtigen chinesischen Markt aktiv. Nach eigenen Angaben erreicht das Unternehmen mit seinem Angebot aktuell weit mehr als zehn Mio. Touristen und Interessierte weltweit.

Unter dem Dach von Expedia hat der Mutterkonzern IAC nicht nur Hotels.com, sondern auch den Touristikdienst Hotwire und TripAdvisor zusammengeführt. Auch an Chinas zweitgrößtem Online-Touristikdienst eLong hält Expedia inzwischen mit 52 Prozent die Mehrheit. Der US-Kabelnetzbetreiber Liberty Media hält rund 21 Prozent der Anteile an Expedia.

Zahlen

Für das vergangene erste Quartal 2006 meldet Expedia einen Umsatzzuwachs auf 493,9 Mio. Dollar, was einem Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Gewinn brach dabei zunächst um 51 Prozent auf 23,3 Mio. Dollar oder sechs US-Cent je Aktie ein, nach einem Plus von 48 Mio. Dollar oder 14 US-Cent je Aktie im Jahr vorher. Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen ergibt sich für das jüngste Quartal ein operativer Gewinn von 15 US-Cent je Aktie, nach einem operativen Plus von 27 US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Mit den vorgelegten Zahlen verfehlte Expedia die Erwartungen der Wall Street deutlich. Analysten hatten im Vorfeld mit Einnahmen von 543,8 Mio. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 22 US-Cent je Aktie kalkuliert.

Insgesamt konnte Expedia im jüngsten Quartal einen freien Cashflow von 441 Mio. Dollar erwritschaften, wobei sich die Bruttomargen allerdings um 63 Basispunkte auf 75,8 Prozent vom Umsatz abschwächten.

 

 

Markt und Wettbewerb

Expedia gilt insbesondere nach der Ausgliederung mit seinen Einheiten Expedia und Hotels.com als Marktführer im Online-Touristikbereich. In diesem Marktsegment steht das Unternehmen insbesondere im Wettbewerb mit Internetspezialisten, wie Priceline.com, Orbitz, Travelocity.com, aber auch Travelzoo.com.

Während sich Priceline.com eher auf den Vertrieb von Flugtickets und Schifffahrtsreisen konzentriert, spricht Orbitz überwiegend die gleiche Kundschaft wie Expedia an. Aber auch traditionelle Reisegesellschaften, wie TUI haben inzwischen den Weg ins Internet gefunden und bieten vergleichbare Dienste an.

Meldung gespeichert unter: Online-Reisen, Expedia, Internet

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