Expedia bereitet Befreiungsschlag vor: TripAdvisor vor Abspaltung - Joint Venture mit AirAsia

Montag, 11. April 2011 um 12:31
Expedia

(IT-Times) - Nachdem die US-Wettbewerbshüter die Übernahme von ITA Software durch Google genehmigt haben, steht der Online-Reiseanbieter Expedia (Nasdaq: EXPE, WKN: A0F41M) unter Druck. Mit der Abspaltung von TripAdvisor und dem geplanten Joint Venture mit AirAsia will das Unternehmen wieder Wachstumskräfte mobilisieren, nachdem Expedia in den vergangenen Jahren zunehmend in die Defensive geriet.

Mit der geplanten Abspaltung des Reiseinfoportals TripAdvisor im dritten Quartal 2011 gliedert Expedia einen Wachstumsmotor aus. TripAdvisor verzeichnete zuletzt mehr als 50 Millionen Besucher monatlich auf seinen Seiten und war im vergangenen Jahr für 15 Prozent des Expedia-Umsatzes sowie für 35 Prozent des operativen Gewinns verantwortlich.

Zudem wuchs der Umsatz von TripAdvisor im vergangenen Jahr mit 38 Prozent deutlich schneller, als bei der Konzernmutter Expedia (13 Prozent Umsatzwachstum). Analysten aus dem Hause der Deutschen Bank gehen davon aus, dass TripAdvisor mit bis zu vier Mrd. US-Dollar bewertet werden könnte, was vor allem den Expedia-Aktionären zu Gute kommen dürfte.

Joint Venture soll für Wachstumsschub im Asien-Geschäft sorgen


Durch die Abspaltung könnten sich die beiden unabhängigen Einheiten dann besser auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, so die Einschätzung von Deutsche Bank Analyst Herman Leung. Dies scheint auch notwendig, denn Konkurrenten wie Priceline.com haben Expedia in den vergangenen Jahren Marktanteile abgenommen. Um wieder an Wettbewerbsfähigkeit zu gewinnen, geht das Unternehmen nunmehr in Asien in die Offensive. Ein gemeinsames Joint Venture mit der AirAsia soll die Wende in Asien bringen, nachdem die chinesische Expedia-Tochter eLong bisher nicht so richtig in Tritt kam.

AirAsia ist nicht irgendeine Fluglinie, sondern der größte Billig-Flieger in Asien. Zum Konzern gehören die Airlines AirAsia Thailand, die AirAsia Indonesia und die AirAsia Malaysia. AirAsia gewann in den vergangenen zwei Jahren in Folge den Skytrax-Preis der kostengünstigsten Airline.

Partnerschaft soll neue Maßstäbe setzen


Die Partnerschaft zwischen Expedia und AirAsia ist die weltweit erste Kooperation dieser Art zwischen einem Billig-Flieger und einem Online-Reisevermittler. AirAsia CEO Tony Fernandes spricht bereits von einer Revolution in der Branche.

In Folge der neuen Partnerschaft sind bereits die Preise für Reisen in Südostasien um bis zu 60 Prozent gepurzelt. Hotelbuchungen auf AirAsiaGo.com waren sogar um bis zu 80 Prozent reduziert. Zwar handelt es sich dabei vorerst nur um Einführungsangebote, die zunächst nur für zwei Wochen gelten, mittel- und langfristig dürften die Preise für Flug- und Pauschalreisen nach Asien infolge des neuen Joint Ventures aber niedrig bleiben...

Kurzportrait

Die ehemalige Microsoft-Tochter Expedia, ursprünglich im Jahre 1996 aus der Taufe gehoben, wurde im Jahre 2002 von IAC/InterActiveCorp übernommen, neu strukturiert und im Jahr 2005 wieder an die Börse geführt. Expedia, ansässig in Bellevue/Washington, bietet als Online-Reiseagentur einen Rund-um-Service für Touristen an, wodurch Nutzer über das Internet Hotelreservierungen vornehmen, Flug-Tickets ordern, Mietautos reservieren, sowie Kreuzfahrten buchen können. Aber auch Konzertkarten und andere Pauschal-Reiseangebote bietet das Unternehmen über seine Online-Plattform an. Hierfür betreibt das Unternehmen die Internet-Plattformen Expedia.com (Expedia.de), Hotels.com, Hotwire.com, Venere.com und TripAdvisor.com.

Durch die Übernahme von Travelscape.com im Jahre 2000 und der Fusion mit Hotels.com, kann Expedia heute auf ein umfangreiches Hotelnetz zurückgreifen. So arbeitet Expedia heute mit mehr als 70.000 Hotels, darunter mit großen Namen wie Hilton International, Mariott, Embassy, Clarion und Howard Johnson's zusammen. Travelscape.com gilt darüber hinaus als Spezialist für Las Vegas-Reisen. Hierfür betreibt die Gesellschaft ein eigens dafür eingerichtetes Buchungs- und Reservierungssystem. Um den Bereich Buchungstools zu verstärken, kaufte Expedia den Softwarespezialisten Newtrade Technologies. Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen mit der IAC-Tochter Ticketmaster zusammen, um Kunden auch ergänzend zu Reisen auch Veranstaltungskarten (Konzerte etc.) anbieten zu können.

Neben den USA betreibt Expedia auch landesspezifische Online-Seiten in Kanada, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Australien, in Großbritannien und vielen weiteren Ländern. Seit Ende 2006 ist man mit einer eigenen Webplattform im wichtigen japanischen Reisemarkt präsent. Durch die mehrheitliche Beteiligung (52 Prozent) an eLong ist Expedia auch im wichtigen chinesischen Markt vertreten. Nach Expedia-Angaben erreicht das Unternehmen mit seinem Angebot aktuell weit mehr als zehn Mio. Touristen weltweit.

Unter dem Dach von Expedia hat der Mutterkonzern IAC nicht nur Hotels.com, sondern auch den Touristikdienst Hotwire und TripAdvisor zusammengeführt. Im Frühjahr 2007 übernahm die Expedia-Tochter TripAdvisor den Reiseforum-Spezialisten The Independent Traveler. Anfang 2008 kaufte TripAdvisor dann die englische Reiseplattform Holdiday Watchdog. Im Februar 2011 verstärkte sich TripAdvisor dann durch die Übernahme von EveryTrail.

Daneben wurden mit CarRentals.com und Airfarewatchdog.com zwei weitere Online-Buchungsspezialisten übernommen. Mit Synergi Global Travel Management und mit der italienischen Venere Net folgten in 2008 zwei weitere Zukäufe. Ende 2009 verstärkte sich die Expedia-Tochter TripAdvisor in China und übernahm die Internet-Plattform Kuxun.cn. Mitte 2010 verstärkte sich TripAdvisor in England und übernahm dort den führenden Vermittler von Ferienwohnungen Holidaylettings.co.uk. Anfang 2011 gründete Expedia ein Joint Venture mit der asiatischen Billig-Fluglinie AirAsia. Zudem gab das Unternehmen die Abspaltung seiner Tochter TripAdvisor bekannt.

Zahlen

Für das vergangene Dezemberquartal meldete Expedia einen Umsatzanstieg um 16 Prozent auf 808,4 Mio. US-Dollar, nach Einnahmen von 697,5 Mio. Dollar im Jahr vorher. Dabei musste Expedia einen Gewinnrückgang auf 71,3 Mio. Dollar oder 25 US-Cent je Aktie hinnehmen, nach einem Profit von 102,2 Mio. Dollar oder 35 US-Cent je Aktie in der Vorjahresperiode.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen erwirtschaftete Expedia einen Nettogewinn von 32 US-Cent je Aktie und verfehlte damit die Markterwartungen der Analysten, die im Vorfeld mit einem Nettogewinn von 36 US-Cent je Aktie gerechnet hatten.

Meldung gespeichert unter: Online-Reisen, Expedia, Hintergrundberichte, Internet

© IT-Times 2024. Alle Rechte vorbehalten.

Unternehmen / Branche folgen
Unsere Nachrichten auf Ihrer Website

Sie haben die Möglichkeit, mit unserem Webmaster-Nachrichten-Tool die Nachrichten von IT-Times.de kostenlos auf Ihrer Internetseite einzubauen.

Zugeschnitten auf Ihre Branche bzw. Ihr Interesse.

Unternehmen / Branche folgen
Unsere Nachrichten auf Ihrer Website

Sie haben die Möglichkeit, mit unserem Webmaster-Nachrichten-Tool die Nachrichten von IT-Times.de kostenlos auf Ihrer Internetseite einzubauen.

Zugeschnitten auf Ihre Branche bzw. Ihr Interesse.

Folgen Sie IT-Times auf ...