eBay wächst auf Kosten der Gewinnmargen

Freitag, 21. Oktober 2011 um 13:46
Ebay.gif

(IT-Times) - Obwohl der weltgrößte Online-Auktionsdienstleister eBay im vergangenen Quartal mit 32 Prozent das stärkste Umsatzwachstum seit sechs Jahren verzeichnet hatte, gaben die Papiere um drei Prozent nach.

Gewinnmargen geraten nach Zukäufen und steigenden Kosten unter Druck


Hintergrund waren vor allem sinkende Gewinnmargen, nachdem eBay (Nasdaq: EBAY, WKN: 916529) eine Reihe von Zukäufen getätigt hatte. Neben GSI Commerce wurde zuletzt auch der mobile Zahlungsservice Zong übernommen. Dies führte letztendlich dazu, dass die operative Gewinnmarge im jüngsten Quartal auf 25,3 Prozent sank, nach 28,7 Prozent in der Vorjahresperiode.

Gleichzeitig schossen auch die Vertriebs- und Marketingkosten um 29 Prozent auf 623,3 Mio. Dollar nach oben, was auf die Profitabilität drückte. Auch im laufenden vierten Quartal dürften die Marketingkosten weiter hoch bleiben, nachdem eBay im September eine Werbekampagne gestartet hat, räumt eBay-Finanzchef Bob Swan ein. Die Kampagne, die auch TV-Werbung umfasst, soll noch bis ins vierte Quartal hinein fortgeführt werden, so Swan. Insgesamt erwartet das Unternehmen im Hinblick auf Weihnachten ein solides Feiertagsgeschäft.

Um mehr Händler für seinen Online-Marktplatz zu begeistern und dem großen Konkurrenten Amazon.com Marktanteile abzunehmen, hat eBay in der Vorwoche seine neue X.commerce Entwicklungsumgebung vorgestellt.

Mit X.Commerce soll Open Commerce Realität werden


Die Technik für die Plattform hat sich eBay durch die Übernahme von Magento ins Haus geholt. Mit X.commerce soll Open Commerce zur Realität werden. Das heißt, dass sowohl Händler wie auch Entwickler freien Zugang auf viele Shoppingfunktionen wie Warenkorb, Zahlungs- und Abrechnungsdienste, sowie Lagerverwaltung und Produktabwicklung erhalten. Mit X.Commerce will eBay ein offenes Ecosystem für den Handel schaffen und damit Leistungen aus einer Hand anbieten.

Auch der PayPal-Zugangs- und Identifikationsservice PayPal Access, Milo- und RedLaser-Lösungen sind in der neuen Plattform integriert. Insgesamt sollen über die neue Plattform Entwickler Produkte und Lösungen für Händler konzipieren können, ohne eBay nutzen zu müssen. So ist auch eine Integration von konkurrierenden Systemen von Google und Amazon bei X.Commerce möglich, jedoch müssten diese zunächst vom Unternehmen oder von Entwicklern zur Verfügung gestellt werden, während eBay-Lösungen bereits innerhalb von X.Commerce laufen. Hiervon erhofft sich eBay insgeheim einen höheren Verbreitungs- und Einsatzgrad von eBay- bzw. PayPal-Lösungen.

eBay setzt auf den Social-Trend


Daneben setzt eBay nicht zuletzt auf eine verstärkte Partnerschaft mit dem Social-Networking-Giganten Facebook. Entwickler sollen für die übernommene GSI Commerce und Magento Plattformen neue Social Commerce Funktionen wie anklickbare Tabs entwickeln, die beispielsweise dem populären Facebook "like" Button gleichkommen. Von diesem Schachzug erhofft sich eBay ebenfalls eine stärkere Nutzung seiner E-Commerce Angebote.

Kurzportrait

Gegründet im Mai 1996 und ansässig in der kalifornischen Hightech-Schmiede San Jose stieg eBay schnell zu einem der führenden Internet-Unternehmen auf. Dabei setzt das Unternehmen auf Online-Auktionen, die aber ohne Lagerhaltung auskommt. Vielmehr vermittelt der Online-Anbieter lediglich zwischen Käufer und Verkäufer und betreibt hierfür eine Online-Plattform.

Heute besteht die eBay-Gemeinschaft aus mehr als 95 Millionen aktiven Nutzern und bietet daher das weltweit größte Publikum, wenn es um Versteigerungen von gebrauchten oder neuen Waren im Internet geht. Damit gilt eBay als einer der größten Online-Marktplätze weltweit. eBay ist auf mehreren Kontinenten in über 30 Ländern aktiv, wobei Internet-Nutzer Produkte in mehr als 18.000 Kategorien ersteigern können. Mit dem Produkt eBay Stores will der Online-Auktionator auch Geschäftskunden ansprechen, welche ihren eigenen Shopping-Bereich auf eBay einrichten wollen.

Durch die Übernahme von PayPal löste eBay sein eigenen Online-Zahlungssystem Billpoint ab und setzt ausschließlich auf PayPal. Später verstärkte sich eBay mit der Übernahme des Online-Angebots Half.com. Half.com bietet über die gleichnamige Internet-Seite stark reduzierte Waren zu Festpreisen an. Im Jahr 2003 übernahm eBay den führenden chinesischen Online-Auktionator EachNet, sowie Teile der Softwarefirma FreeMarkets. Gleichzeitig übernahm man den in Südkorea operierenden Online-Anbieter Internet Auctions Company. Die chinesische Eachnet wurde Ende 2006 wiederum in ein Joint Venture mit Tom Online eingebracht, an welchem eBay 49 Prozent hält.

Anschließend folgte die Übernahme der deutschen mobile.de. Später kaufte sich eBay mit der Übernahme von Baazee.com in den indischen Online-Auktionsmarkt ein. Ende 2004 übernahm eBay den holländischen Online-Kleinanzeigenmarkt Marktplaats.nl. Darüber hinaus beteiligte sich eBay mit 25 Prozent an den Kontaktanzeigenservice Craigslist.com. Im Dezember 2004 kaufte eBay schließlich den Online-Immobilienvermittler Rent.com. Anfang 2005 übernahm eBay den Kleinanzeigendienst Kijiji. Im Frühjahr 2005 übernahm eBay schließlich den Preisvergleichsdienst Shopping.com. Im gleichen Jahr wurde auch der VoIP-Spezialist Skype für rund vier Mrd. Dollar aufgekauft, wobei eBay im Oktober 2009 rund 65 Prozent der Skype-Anteile an Silver Lake Partners veräußerte.

Im Frühjahr 2006 verstärkte sich eBay durch die Übernahme des schwedischen Online-Auktionators Tradera.com. Mitte 2006 formte eBay gemeinsam mit dem Anbieter PCHome Online ein Joint Venture in Taiwan. Anfang 2007 kaufte eBay den Ticket-Dienst StubHub auf. Im Jahr 2008 folgten mit der Übernahme des Zahlungsdienstes "Bill Me Later" und den dänischen Anzeigenseiten dba.dk und bilbasen.dk weitere Zukäufe. Im Frühjahr 2009 übernahm eBay den südkoreanischen Online-Marktplatz Gmarket. Den übernommenen Kleinanzeigenservice Kijiji benannte eBay im Frühjahr 2010 in eBayClassifieds.com um. Mitte 2010 schluckte eBay die iPhone App RedLaser. Mit Critical Path und Milo.com wurden anschließend weitere Firmen übernommen. Ende 2010 schluckte eBay das Berliner Shopping-Portal Brands4friends für 150 Mio. Euro. Im Frühjahr 2011 kaufte eBay den E-Commerce Spezialisten GSI Commerce für 2,4 Mrd. Dollar. Zudem wurde der Mobile-Werbespezialist Where.com übernommen, zur Jahresmitte der Mobile-Zahlungsspezialist Zong aufgekauft.

Zahlen

Für das vergangene Septemberquartal meldet eBay einen Umsatzsprung auf 3,0 Mrd. US-Dollar, ein Zuwachs von 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr - es ist das stärkste Umsatzwachstum seit seit Jahren. Dabei verdiente eBay 491 Mio. Dollar oder 37 US-Cent je Aktie, nach einem Profit von 432 Mio. Dollar oder 33 US-Cent je Aktie im Jahr vorher. Ausgenommen etwaiger Sonderbelastungen konnte eBay einen Nettogewinn von 628,2 Mio. Dollar oder 48 US-Cent je Aktie einfahren.

Mit den vorgelegten Zahlen konnte eBay zumindest die Umsatzerwartungen der Wall Street übertreffen. Analysten hatten im Vorfeld im Schnitt mit Einnahmen von 2,9 Mrd. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 48 US-Cent je Aktie gerechnet.

Das eBay Marktplatzgeschäft, welches das Geschäft auf eBay.com und anderen E-Commerce Seiten zusammenfasst, legte um 17 Prozent auf 1,65 Mrd. Dollar zu. Das Handelsvolumen, welches über eBay-Seiten abgewickelt wurde, kletterte um 16 Prozent auf 14,7 Mrd. Dollar. Im Online-Zahlungsgeschäft rund um die Einheit PayPal kletterten die Umsätze um 32 Prozent auf 1,11 Mrd. US-Dollar. Insgesamt beendete PayPal das Quartal mit 103 Millionen aktive Nutzer, ein Zuwachs von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: eBay, Hintergrundberichte,

© IT-Times 2024. Alle Rechte vorbehalten.

Unternehmen / Branche folgen
Unsere Nachrichten auf Ihrer Website

Sie haben die Möglichkeit, mit unserem Webmaster-Nachrichten-Tool die Nachrichten von IT-Times.de kostenlos auf Ihrer Internetseite einzubauen.

Zugeschnitten auf Ihre Branche bzw. Ihr Interesse.

Unternehmen / Branche folgen
Unsere Nachrichten auf Ihrer Website

Sie haben die Möglichkeit, mit unserem Webmaster-Nachrichten-Tool die Nachrichten von IT-Times.de kostenlos auf Ihrer Internetseite einzubauen.

Zugeschnitten auf Ihre Branche bzw. Ihr Interesse.

Folgen Sie IT-Times auf ...