Delticom bleibt weiter in der Defensive

Online-Reifenhandel

Montag, 13. Oktober 2014 um 13:50
Delticom

(IT-Times) - Was ist los bei Delticom? Diese Frage stellen sich immer mehr Anleger, die erstaunt auf den Kursverlauf von Delticom-Aktie blicken, der in den vergangenen zwei Jahren deutlich gefallen ist. Allein 2014 hat sich die Delticom-Aktie halbiert.

Zwar bestellen immer mehr Menschen Produkte im Internet, dazu gehören auch Autoreifen, doch Delticom kann von diesem Trend nicht mehr so stark profitieren wie noch vor fünf Jahren. Der Wettbewerb steigt, die Margen sind rückläufig. Da half auch die Übernahme des kleineren Wettbewerbers Tirendo nichts - ganz im Gegenteil.

Tirendo entwickelt sich zum Bremsklotz


Der erwartete Umsatzbeitrag blieb hinter den Erwartungen zurück, die Verluste bei Tirendo drücken auf die Ertragskraft, die EBIT-Marge sank zuletzt von 4,2 Prozent im ersten Halbjahr 2013 auf 0,9 Prozent im ersten Halbjahr 2014. Ohne Tirendo hätte der operative Gewinn (EBITDA) zwar um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt, allerdings wäre Delticom dann auch nicht mehr gewachsen (Umsatz von 208,6 Mio. Euro in H1 2014 gegen 212,2 Mio. Euro in H1 2013).

Reifengeschäft ist nach wie vor sehr wetterabhängig


Diese Zahlen zeigen die eigentliche Misere bei Delticom (WKN: 514680). Das Geschäft ist sehr zyklisch und wetterabhängig. Gibt es auch in 2014 einen milden Winter, hält sich die Nachfrage nach Winterreifen stark in Grenzen, worunter vor allem Delticom leidet, wie auch schon in den letzten Jahren zu beobachten war.

Laufleistung sinkt - Trend geht zum Fahrrad


Darüber hinaus hat Delticom mit allgemeinen Entwicklungen zu kämpfen, auf die das Unternehmen keinen Einfluss hat. Zwar steigt die Zahl der Autos und Motorräder auf deutschen Straßen noch, doch die Reifen sind dank besserer Technik langlebiger.

Gleichzeitig sinkt die jährliche Fahrleistung. Wurden in 2003 noch im Jahresschnitt 14.042 Kilometer von deutschen Autofahrern zurückgelegt, waren es in 2013 nur noch 11.581 Kilometer. Dadurch sinkt die Notwendigkeit von Ersatzanschaffungen.

E-Bike-Boom tangiert auch die Reifenbranche


Durch den Gesundheits- und Fitness-Trend steigen zudem immer mehr Autofahrer auf das Rad um, um kürzere Distanzen zurückzulegen. Dies gilt insbesondere bei milden Temperaturen. Der Boom bei E-Bikes dürfte diesen Trend noch weiter verstärken, lassen sich dadurch problemlos auch größere Distanzen zurücklegen.

Delticom muss sich auf diese neuen Trends erst einstellen. Zunächst will das Unternehmen die Kosten- und Prozesse im Unternehmen optimieren, womit zumindest das EBITDA auf Vorjahreshöhe gehalten werden soll - eine Offensive sieht allerdings anders aus.

Kurzportrait

Die im Jahre 1999 gegründete und in Hannover ansässige Delticom AG ist Europas führender Online-Reifenhändler. Das Unternehmen betreibt 140 Online-Shops in mehr als 40 Ländern (Europa, USA, Japan, Russland usw.) weltweit und bietet dabei Auto-, Motorrad- und LKW-Reifen nicht nur für Privat-, sondern auch für Geschäftskunden an.

Daneben werden inzwischen auch durch Spezialreifen sowie Kompletträder (Reifen inklusive Felgen) angeboten, wobei das Sortiment durch PKW-Ersatzteile und Zubehör wie Batterien und Motoröle ergänzt wird. So betreibt Delticom auch die Online-Plattformen Autoteile-meile.de (Ersatzteile), katdirekt.de (Katalysatoren), motoroel-direkt.de (Motoröle) sowie die Tuning-Seite sportfahrwerk.biz.

Auf der Bestellseite von Delticom bietet das Unternehmen ein Sortiment bestehend aus mehr als 100 verschiedenen Reifenmarken und 25.000 Modellen an. Delticom verkauft seine Produkte überwiegend in Europa, wobei das Unternehmen je nach Kundenwunsch auch direkt an die Haustür liefert. Zudem kooperiert Delticom in Sachen Vertrieb mit mehr als 20.000 Service-Partnern und Werkstätten. Im Geschäftsbereich Großhandel vermarktet Delticom Reifen an Großhändler im In- und Ausland.

Bekannt wurde Delticom Anfang 2000 durch seine Internet-Seite ReifenDirekt.de, über die das Unternehmen Reifen an Endkunden verkaufte. Schnell kamen neue Auslands-Shops hinzu.

In 2003 wagte Delticom die Erweiterung seines Produktsortiments und baute das Angebot um Motoröle, Motorradbatterien, Dachträger und PKW-Ersatzteile aus. Im Herbst 2006 wagte Delticom den Gang an die Börse, wobei das Papier seither im Prime Standard der Frankfurter Börse notiert. Seit Dezember 2008 wird Delticom auch im SDAX gelistet. Ende 2010 erwarb Delticom eine Mehrheitsbeteiligung an der Tyrepac Pte Ltd., womit gleichzeitig auch der Markteinstieg in Singapur vollzogen wurde. Seit März 2011 ist Delticom auch in Estland mit einem eigenen Online-Shop (www.rehvid123.com) präsent. Im Herbst 2013 verstärkte sich Delticom durch die Übernahme des kleineren Konkurrenten Tirendo.

Markt und Wettbewerb

Delticom gilt mit mehr als 7,3 Millionen Kunden als Europas führender Online-Reifenhändler mit einem Marktanteil von etwa 80 Prozent. Delticom gilt zwar in Deutschland inzwischen als der dominante Anbieter, dennoch haben sich in den vergangenen Jahren ebenfalls eine Reihe von Konkurrenten im Internet hervorgetan.

So bietet das Internet-Unternehmen Reifen.com ein ähnliches Produktangebot wie Delticom an, wobei Reifen.com inzwischen mit 35 eigenen Filialen deutschlandweit vertreten ist, in denen die bestellte Ware abgeholt werden kann.

Meldung gespeichert unter: E-Commerce, Delticom, Hintergrundberichte, Internet

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