Dell drängt in neue Märkte - Cloud Computing- und Smartphone-Markt im Visier

Donnerstag, 2. September 2010 um 12:50
Michael Dell

(IT-Times) - Der zweitgrößte US-Hersteller Dell (Nasdaq: DELL, WKN: 875403) liefert sich derzeit einen absurd anmutenden Bieterwettstreit mit dem Konkurrenten Hewlett-Packard (HP). Objekt der Begierde ist der US-Speicherspezialist 3Par.

Die auf die Virtualisierung von Speicherplattformen spezialisierte 3Par konnte im vergangenen Fiskaljahr 2009 zwar seinen Umsatz um 57 Prozent auf 184,7 Mio. Dollar steigern, blieb aber in den vergangenen drei Jahren sowohl operativ als auch insgesamt in der Verlustzone. Zudem haben sich die Wachstumsraten des Unternehmens im laufenden Fiskaljahr 2010 auf fünf Prozent verlangsamt, auch wenn 3Par am Ende des laufenden Fiskaljahres erstmals einen kleinen Gewinn ausweisen dürfte.

Marktbeobachter rechnen mit höherem Gebot von Dell


Trotz des bereits hohen Gebots von HP in Höhe von zwei Mrd. US-Dollar, will Dell ein höheres Gebot evaluieren, wie die New York Post berichtet. Der Markt hat dieses Szenario bereits vorweggenommen, wodurch der 3Par-Aktienkurs zuletzt an der New Yorker Börse auf 32 Dollar kletterte. Dell will sich in keinem Fall die Wachstumschancen im Cloud Computing Markt entgehen lassen, zumal Marktforscher in diesem Bereich in den nächsten Jahren mit fulminanten Zuwachsraten rechnen. Laut IDC-Angaben soll das Marktvolumen in diesem Bereich im Jahr 2014 ein Volumen von 55,5 Mrd. Dollar erreichen.

Sollte Dell bei 3Par zum Zuge kommen, könnte das Unternehmen eine wichtige Lücke in seinem Data Center-Produktportfolio schließen, glaubt man bei der US-Investmentbank Standard & Poor`s. Zwar ist das Unternehmen durch die Übernahme von EqualLogic bereits in diesem Marktsegment vertreten, im high-end Berech gilt Dell jedoch nach wie vor als unterbesetzt.

Dell drängt in den Smartphone- und Tablet PC-Markt


Auch in einen weiteren Wachstumsmarkt spielte Dell bislang kaum oder gar keine Rolle. Während der Dell-Konkurrent Apple mit seinem iPhone erfolgreich in den Smartphone-Markt expandierte, war Dell bislang nur Zuschauer. Damit soll nunmehr Schluss sein.

Nachdem Dell bereits mit seinem Smartphone Mini 3i in China vertreten war, schickte das Unternehmen in der Vorwoche mit dem Aero ein neues Android-Smartphone in den USA ins Rennen. Das 3,5-Zoll große Touchscreen-Handy kostet mit einem 2-Jahresvertrag von AT&T nur 99 US-Dollar und unterstützt im Gegensatz um iPhone Adobes Flash-Software, eine Technologie, die im Internet häufig zum Einsatz kommt. Mit dem Wettbewerbsvorteil hofft Dell neue Kunden für sein neues Smartphone gewinnen zu können.

Neben dem Aero hat Dell auch gleich einen neuen Tablet PC mit dem Namen „Streak“ vorgestellt. Das neue Produkt ist zwar größer als ein Smartphone, aber kleiner als ein gewöhnlicher Tablet PC. Fachexperten bemängeln, dass das Gerät für ein Smartphone zu groß sei, für effektives Arbeiten am Computer bzw. Tablet PC aber zu klein.

Ob Dell damit wirklich neue Kunden begeistern kann, dürfte sich spätestens im diesjährigen Weihnachtsgeschäft zeigen - ansonsten droht dem Produkt ein ähnliches Schicksal wie der PDA-Produktreihe Axim. Mangels Erfolgs, wurde die Produktlinie Anfang 2007 wieder eingestellt…

Kurzportrait

Der in Round Rock/Texas ansässige Computerhersteller Dell setzt insbesondere auf den Direktvertrieb seiner Produkte ohne Zwischenhandel, um so Kostenvorteile erzielen zu können. Im Jahr 2007 hat Dell aber seine Strategie geändert und verkauft seine PCs auch über den Einzelhandel (Wal-Mart etc.). Insgesamt operiert Dell heute aus vier Kerngeschäftsfelder heraus: Large Enterprise (Geschäft von großen Firmenkunden), Public (öffentlicher Dienst, Behörden), Small and Medium Business (Mittelstand) und Consumer (Privatkunden).

Gegründet im Mai 1984 erlebte das Unternehmen unter seinem visionären Gründer Michael Dell insbesondere in den 90er Jahren einen rasanten Aufstieg. Michael Dell, welcher am längsten einer Company als CEO (Chief Executive Officer) vorsteht, kehrte erst jüngst wieder an die Führungsspitze zurück. Dell fertigt heute längst nicht mehr nur Desktop-Systeme, inzwischen gehören auch Server, Speichersysteme, Drucker, Workstations und Smartphones zum Produktportfolio der Texaner. Nach der Kooperation mit Lexmark, will Dell auch im Bereich Unterhaltungselektronik stärker Fuß fassen.

Daneben ist das Unternehmen durch seine PowerEdge-Produktlinie im Servermarkt vertreten, während sich das Unternehmen mit seinen PowerVault-Systemen im Speichermarkt engagiert. Mit seinem Precision-Workstations geht das Unternehmen einen von Sun dominierten Markt an. Die Desktop-Systeme der Reihe OptiPlex, sowie die Notebook-Serie Latitude sind dabei auf Geschäfts- und Firmenkunden zugeschnitten, während Dell mit seinen Dimension-PCs und Inspiron-Notebooks insbesondere private Anwender ansprechen will. Im High-End- und Spielesegment verstärkte sich Dell Anfang 2006 durch die Übernahme des PC-Spezialisten Alienware. Im Jahr 2007 kaufte Dell unter anderem die beiden Softwarespezialisten Zing Systems und ASAP Software zu. Zudem wurde der SaaS-Spezialist MessageOne übernommen. Anfang 2009 schluckte Dell die Microsoft-Beratungseinheit Allin Corp. Im Herbst 2009 schloss Dell die Übernahme des IT-Servicespezialisten Perot Systems ab. Gleichzeitig wurde mit The Networked Storage Company ein weiteres Unternehmen übernommen.

Dell setzt in Sachen Vermarktung und Service vornehmlich auf seine gleichnamige Internet-Plattform. Über diesePlattform stellt das Unternehmen nicht nur Serviceleistungen und Support, wie den virtuellen Helfer Ask Dudley zur Verfügung, sondern erwirtschaftet gleichzeitig auch die Hälfte seiner Umsatzerlöse darüber. Insgesamt ist Dell heute mit mehr als 30.0000 technischen Support-Mitarbeitern in mehr als 170 Ländern weltweit präsent. Unternehmensgründer Michael Dell hält nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung am Unternehmen.

Zahlen

Für das vergangene Juliquartal meldet Dell einen Umsatzanstieg um 22 Prozent auf 15,5 Mrd. US-Dollar. Der Nettogewinn kletterte dabei um 16 Prozent auf 545 Mio. US-Dollar oder 28 US-Cent je Aktie, nach einem Profit von 472 Mio. Dollar oder 24 US-Cent je Aktie in der Vorjahresperiode.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen konnte Dell im jüngsten Quartal einen Nettogewinn von 32 US-Cent je Aktie einfahren und damit die Markterwartungen der Analysten übertreffen, die im Vorfeld mit einem Plus von 30 US-Cent je Aktie, bei Einnahmen von 15,2 Mrd. Dollar gerechnet hatten.

Allerdings machten Dell im jüngsten Quartal höhere Komponentenkosten zu schaffen. Nicht zuletzt durch hohe Speicher- und LCD-Display-Preise schrumpfte die Bruttogewinnmarge im jüngsten Quartal von 18,7 Prozent im Vorjahr auf 16,6 Prozent.

Meldung gespeichert unter: Dell, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Hardware

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