Cisco und Gartner Group starten den ersten Internet Economy Index für Europa

Freitag, 27. Oktober 2000 um 16:53
Gartner

Deutschland liegt in Europa im E-Business an der Spitze. Das haben die Marktforscher der Gartner Group in einer von Cisco Systems in Auftrag gegebenen Untersuchung "The Internet Economy - Revolution to Evolution" für die Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika ermittelt. Laut Gartner hat die deutsche Internet-Wirtschaft derzeit ein Umsatzvolumen von 26 Milliarden US-Dollar. Mit Wachstumsraten im E-Business von jährlich 88 Prozent wird dieser Markt bis zum Jahr 2004 ein Volumen von 344 Milliarden US-Dollar erreichen. Es ist vor allem der Automobil-Sektor, der das Wachstum der Internet-Wirtschaft in Deutschland beschleunigt. Von den vier größten Volkswirtschaften in Europa weist Frankreich mit 99 Prozent jährlich das stärkste Wachstum auf, gefolgt von Italien mit 95 Prozent. Großbritannien liegt dagegen mit nur 82 Prozent deutlich zurück.

Prognosen im E-Business von 1 Billion US-Dollar

Für Europa prognostizieren die Marktforscher einen Umsatz von mehr als 1 Billion US-Dollar im E-Commerce innerhalb der nächsten vier Jahre. Gartner geht dabei von einer jährlichen Wachstumsrate von 87 Prozent aus. Mit einem Wert von derzeit 53 Milliarden US-Dollar macht dieser explosionsartig wachsende Markt in Westeuropa fast 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus (siehe Anhang).

"Das Ergebnis der Studie ist klar", erklärt Bill Nuti, Europa-Chef von Cisco Systems. "Die Internet Economy wird nicht nur von den dot.com-Unternehmen getragen. Auch die traditionellen Unternehmen übernehmen Internet-orientierte Business-Modelle mit geradezu rasanter Geschwindigkeit."

Die erste Studie zur Internet Economy in Europa

Die von Gartner vorgelegte Studie ist die erste Untersuchung, die eine umfassende Bewertung der Internet Economy in Europa und dem Nahen Osten bietet. Diese Untersuchung beleuchtet, wie schnell sich die Internet Economy entwickelt und zeigt sechs Schlüsselfaktoren auf, die für erfolgreiche Unternehmen der Internet Economy von Bedeutung sind. Im Rahmen der Studie wurden rund 800 Unternehmen in der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika befragt.

Gartner unterteilt die Internet Economy in vier Stufen: Infrastruktur, Software und Dienstleistungen, Portale und zwischengeschaltete Akteure sowie Internet Commerce. Laut Gartner stellt Internet Commerce das lukrativste Segment in der Internet Economy dar. Die Prognose für diesen Bereich liegt bei 1,08 Billionen US-Dollar in 2004 mit einem Wachstum von 123 Prozent pro Jahr.

Das Internet ist der Motor für die Wirtschaft

Auf die Frage nach der Bedeutung und Relevanz des Internet antworteten mehr als 75 Prozent der Befragten, dass das Internet eine fundamentale und unumkehrbare Änderung für die Wirtschaft darstellt. Selbst im Fertigungssektor, der im Hinblick auf das Internet als sehr zögerlich charakterisiert wird, hat sich diese Ansicht durchgesetzt. Gartner zeigt in der Studie auf, welche Rahmenbedingungen die Basis für eine funktionierende Internet-Wirtschaft bilden:

* Bewusstsein und Ausbildung - ein großes und nachhaltiges Interesse am Internet und breite Computerkenntnisse bei der gesamten Bevölkerung und nicht nur an Schulen.

* Marktwirtschaft - fairer Wettbewerb, begrenzte Eingriffe durch Regierungen und Behörden, freier Verkehr von Waren und Dienstleistungen über die Grenzen hinweg.

* Rechtsprechung und Regelwerk - ein gesetzlicher Rahmen, der einen uneingeschränkten Zugang zum Internet ermöglicht und Gesetze ermöglicht, die den Status des Online-Handels angemessen berücksichtigen.

* Telekom-Infrastruktur - ohne staatliche Regulierung und mit freiem Wettbewerb bei der Telekommunikation.

* Verbreitung der Zugriffsgeräte - preisgünstige Geräte wie TV mit Set-Top-Box und IP-Telefon reichen heute schon für den Zugriff auf das Internet aus.

* Geeignete Zahlungssysteme - Der Internet-Handel kennt keine Barzahlung - Kredit- und Guthabenskarten, elektronische Geldbörsen etc. müssen verfügbar und sicher sein.

Langsame Entwicklung der Internet Economy im Nahen Osten

Im Nahen Osten gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Staaten, die diese Entwicklung vorantreiben, und anderen, die hinterher hinken. Die Internet-Wirtschaft entwickelt sich im Nahen Osten langsam, was auf politische und kulturelle Grenzen und eine starke Zensur zurückzuführen ist. In Ländern wie Katar, Kuwait, Bahrain und Syrien ist der unternehmerische Geist deutlich spürbar; die dot.com-Aktivitäten sind der Motor für die Entwicklung der Internet-Wirtschaft in der gesamten Region.

In Osteuropa deckt sich die relative Position der verschiedenen Staaten im Internet-Business weitgehend mit dem allgemeinen Stand der Wirtschaft und der Qualität der Telekommunikationseinrichtungen und der Banking-Infrastruktur.

Führend in dieser Region sind die Tschechische Republik, Ungarn, Polen und Slowenien, obwohl das Fehlen effizienter Strukturen zur Regelung des Internet-Business noch immer ein starkes Hindernis für die Entwicklung darstellt. Den Unternehmen werden über gesicherte Fonds zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung Mittel zur Verfügung gestellt. So treiben sie die Internet-Wirtschaft weiter voran. In den Staaten, die der Entwicklung hinterher hinken, insbesondere Russland, Bulgarien und Rumänien, wird das Internet noch immer hauptsächlich zum Informationsabruf und zur Email-Kommunikation verwendet und kaum für Business-Transaktionen.

Zusammenfassung der Studie

Die von Cisco Systems in Auftrag gegebene Studie zeigt rapide Wachstums- und Entwicklungsraten des Internet-Business in Westeuropa. Die Studie ergab, dass die große Aufmerksamkeit, die den dot-com-Unternehmen entgegengebracht wird, die fundamentalen und unumkehrbaren Veränderungen bei den geschäftlichen Transaktionen der traditionelleren Unternehmen weitgehend unbeachtet lässt. Diese Veränderungen jedoch sind die Basis für ein dramatisches Wachstum des Internet-Business, das bis zum Jahr 2004 in Europa ein Volumen von mehr als 1 Billion US-Dollar aufweisen wird. Die Studie zeigt deutliche Unterschiede in Umfang und Entwicklungsstand der Internet-Wirtschaft in den verschiedenen Ländern Westeuropas. Es beleuchtet außerdem, wie das Internet-Business in Osteuropa und dem

Nahen Osten aufgrund kultureller und wirtschaftlicher Faktoren zurückliegt, sich aber dennoch positiv entwickelt. Der Einfluss der Internet-Wirtschaft ist so stark, dass Regierungen und Unternehmen diese Entwicklung sorgfältig im Auge behalten müssen, um sicherzustellen, dass sie den Anschluss nicht verlieren.

Methodik und Statistik

GartnerConsulting hat die Internet-Wirtschaft in vier Stufen unterteilt. Stufe eins beschreibt die Hardware- und

Telekommunikations-Infrastruktur für die Internet-Wirtschaft. Dies umfasst insbesondere: Nationale und regionale Backbone-Umsätze, ISP-Umsätze, Umsätze mit Netzwerkeinrichtungen und Umsätze mit Server- und Client-Hardware. Diese Stufe umfasst somit die internet-bezogenen europäischen Umsätze von Unternehmen wie BT, PSI, Cisco, Dell und Compaq in den jeweiligen Bereichen.

In Stufe zwei wurden die Umsätze von Internet-relevanter Software und Dienstleistungen berücksichtigt. Dazu zählen: Internet-Beratung, kommerzielle Internet-Anwendungssoftware, Multimedia-Anwendungssoftware, Web-Entwicklungssoftware und Web-Hosting und -Support-Services. Dies umfasst die relevanten Umsätze von Unternehmen wie Scient, Ariba, Real Networks und BEA.

Stufe drei umfasst die zwischengeschalteten Akteure wie beispielsweise E-Market-Anbieter, Online-Reisebüros und Online-Broker, Portale/Inhaltsanbieter, Internet-Werbevermittler, Internet-Anzeigen, Virtuelle Web-Einkaufszentren. Diese Stufe umfasst Unternehmen wie BT Commerce One Marketsite, Travelocity, Yahoo und Egg's mall.

Die Stufe vier fasst den über das Internet abgewickelten Handel zusammen. Dazu zählen: E-Tailing-Transaktionen, Direktverkauf der Hersteller, über das Web verkaufte Transport-Services, Online-Unterhaltung und professionelle Dienstleistungen, Versand-Services. Diese Stufe umfasst Transaktionen, die von Unternehmen wie Amazon, Cisco und UPS über das Internet abgewickelt werden.Bis zum Jahr 2004 wird der Wert der Internet-Transaktionen (Stufe 4) einen erheblichen Anteil des Bruttoninlandsprodukts ausmachen (siehe Tabelle). Die Regionen mit dem stärksten Wachstum sind dabei die Niederlande, Schweden und die Schweiz.

Geschätzte Werte für das BIP 1999 in Westeuropa:

Belgien $248,4 Mrd

Dänemark $174,3 Mrd

Deutschland $2,112 Billionen

Finnland $129,7 Mrd

Frankreich $1,432 Billionen

Großbritannien $1,44 Billionen

Italien $1,171 Billionen

Niederlande $393,7 Mrd

Norwegen $152,9 Mrd

Österreich $208,2 Mrd

Schweden $238,7 Mrd

Meldung gespeichert unter: Internet of Everything (IoE), Gartner, Marktdaten und Prognosen, Internet

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