Cisco Systems vor grundlegenden Wandel - werden LinkSys und WebEx verkauft?

Donnerstag, 26. Mai 2011 um 13:26
Cisco Systems Unternehmenslogo

(IT-Times) - Cisco-Aktien setzten zuletzt ihre Talfahrt weiter fort und markierten zuletzt ein neues Jahrestief bei 16 US-Dollar. Cisco Systems steht ein massiver Umbau bevor, verlor das Unternehmen in den vergangenen Jahren stetig Marktanteile im Edge Router Markt.

Cisco verliert Marktanteile bei Edge Routern


Allein in den vergangenen fünf Jahren sank der Cisco-Marktanteil in diesem Bereich um 36 Prozent auf zuletzt nur noch 37 Prozent (Q4 2010), nachdem Cisco in 2005 noch auf einen Marktanteil von 58 Prozent kam. Insbesondere im Bereich high-end Core Router verlor Cisco weiter Marktanteile, während gleichzeitig der große Konkurrent Juniper aufholen konnte. Auch der Cisco-Rivale Alcatel-Lucent legte um satte acht Prozent zu.

Konzentration aufs Kerngeschäft


Anfang Mai zog das Unternehmen die Notbremse. Durch eine umfangreiche Umstrukturierung sollen Umsatz, Service und die Organisation im Bereich der Entwicklung rationalisiert werden. Ziel sei es, mit den neuen Geschäftsbereichen das Wachstum von Netzwerken und des Internets zu forcieren, heißt es. Künftig will sich Cisco (Nasdaq: CSCO, WKN: 878841) auf fünf Kernbereiche konzentrieren: Core-Routing, Switching und Services, Collaboration, Data Center Virtualization und Cloud Video, sowie Architekturen für Business-Transformation.

Im Zusammenhang mit den Umbaumaßnahmen erwarten Marktbeobachter auch eine größere Entlassungswelle. Einen Schritt hat Cisco bereits mit der Schließung des Flip Videokamerageschäfts getan. Weitere dürften folgen, um sich von unrentablen Geschäftsbereichen zu trennen.

Presse: Linksys und WebEx sollen verkauft werden


Einem Bericht von The Register erwägt Cisco nunmehr auch den Verkauf der Home Networking Sparte Linksys. Cisco hatte das Unternehmen bereits in 2003 übernommen, um stärker in den Konsumerbereich zu expandieren. Von offizieller Seite heißt es dagegen, man wolle die Linksys-Einheit enger an das Netzwerk-Geschäft binden, um die Division profitabler zu machen.

Auch das Videokonferenz- und Colloboration-Geschäft rund um die WebEx Division soll dem Bericht zufolge ebenfalls verkauft werden, nachdem sich Cisco in 2009 durch die Übernahme des norwegischen Videokonferenzausrüsters Tandberg verstärkt hat. Zwei Jahre vorher hatte Cisco noch 2,9 Mrd. Dollar für die Übernahme von WebEx bezahlt.

Ein Verkauf von WebEx gilt aber als eher unwahrscheinlich, gilt die Division als profitabel und wachstumsstark. Zudem bearbeitet WebEx den Collaboration-Markt für kleine und mittelständische Kunden, einem Markt, den Cisco eher nicht aus den Augen verlieren will...

Kurzportrait

Gegründet im Jahre 1984 und in der kalifornischen Hightech-Schmiede San Jose ansässig, schaffte das Unternehmen vor allem in den 90er Jahren den Aufstieg zum Weltkonzern. Bedingt durch eine aggressive Expansionspolitik - das Unternehmen kaufte allein von 1993 bis heute mehr als 95 Unternehmen - gelang es dem Hightech-Konzern auch in andere Geschäftsfelder zu expandieren. Heute operiert Cisco vor allem aus fünf Geschäftsbereichen heraus: USA und Kanada, Europäische Märkte, Emerging Markets, Asien Pazifik und Japan. Künftig will sich Cisco vor allem auf fünf Kernsegmente konzentrieren: Core-Routing, Switching und Services, Collaboration, Data Center Virtualization und Cloud Video, sowie Architekturen für Business-Transformation.

In den vergangenen Jahren war Cisco vor allem durch Übernahmen gewachsen. Nach der Übernahme von Andiamo Systems und Psionic Software in 2002, wurden in den vergangenen Jahren unter anderem die Software- und Netzwerkspezialisten Okena, SignalWorks, Linksys Group, Latitude Networks, Parc Technologies, Procket Networks, Actona Technologies, Protego Networks, der Netzwerkspezialist BCN Systems, Jahi Networks, NetSolve und der WLAN-Spezialist Airespace aufgekauft.

Später setzte Cisco seine Einkaufstour fort und übernahm mit FineGround Networks einen WAN-Optimierer. Mit KiSS Technology A/S, Sheer Networks und Nemo Systems wurden im Jahresverlauf weitere Firmen zugekauft. Anfang 2006 schloss Cisco die Übernahme des set-top Box-Spezialisten Scientific-Atlanta ab. Danach folgten mit Meetinghouse Data Communications und der zwei Startup-Firmen Metreos und Audium kleinere Übernahmen. Gleichzeitig kaufte Cisco den InfiniBand-Spezialisten Topspin. Im Spätsommer erwarb Cisco schließlich mit 80 Prozent die Mehrheit an den Datensystemspezialisten Nuovo Systems.

Anfang 2007 schloss Cisco die Übernahme des Softwarespezialisten Tivella ab. Gleichzeitig kaufte Cisco den Sicherheitsspezialisten IronPort sowie den Anbieter von Web-Konferenzsysteme WebEx Communications und den Spezialisten BroadWare Technologies. Bis Mitte 2008 wurde der Home-Networking-Spezialist Pure Networks sowie die dänische DiviTech übernommen. Mit Jabber und PostPath folgten zwei weitere kleinere Zukäufe im Softwarebereich. Anfang 2009 wurde SaaS-Spezialist ScanSafe übernommen. Im Herbst 2009 gab Cisco die Übernahme des Videokonferenzspezialisten Tandberg bekannt, die in 2010 abgeschlossen wurde. Im Dezember 2009 schloss der Router-Hersteller die Übernahme von Starent Networks ab. In 2010 wurde der optische Netzwerkspezialist CoreOptics sowie MOTO Development übernommen, später Arch Rock Corporation hinzugekauft. Anfang 2011 kaufte Cisco den Spezialisten newScale. Außerdem stieg Cisco in 2011 aus dem Flip Videogeschäft aus.

Zahlen

Für das vergangene Aprilquartal meldet Cisco einen Umsatzanstieg um fünf Prozent auf 10,9 Mrd. US-Dollar. Der Nettogewinn ging allerdings um rund 18 Prozent auf 1,8 Mrd. Dollar oder 33 US-Cent je Aktie zurück, nachdem Cisco im Jahr vorher noch ein Plus von 2,2 Mrd. Dollar oder 37 US-Cent je Aktie ausweisen konnte.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen konnte Cisco im jüngsten Quartal einen Nettogewinn von 42 US-Cent je Aktie realisieren und damit die Gewinnerwartungen der Analysten (37 US-Cent je Anteil) übertreffen.

Während das Router-Geschäft im jüngsten Quartal um sieben Prozent anzog, schrumpfte das Switch-Geschäft um neun Prozent. Das Geschäft mit Videokonferenzsystemen dagegen zog um 39 Prozent an, während das Geschäft mit Mobilfunkprodukten um 32 Prozent nach oben schnellte.

Markt und Wettbewerb

Cisco Systems sieht sich nach wie als Marktführer im Markt für schnelle Internet-Router, wobei der Router-Pionier den Markt weiterhin vor dem Herausforderer Juniper Networks dominiert. Der Netzwerkausrüster Juniper Networks, der in den vergangenen Jahren vor allem durch seine schnellen Gibson-Routern und im Bezug auf seine Sicherheitssoftware Boden gegenüber Cisco gut machen konnte, verstärkte sich in den letzten Jahren ebenfalls durch Übernahmen. Cisco dagegen verlor in den vergangenen Jahren stetig Marktanteile im Bereich Service Provider Edge Router Markt, wobei Cisco hier zuletzt nur noch auf einen Marktanteil von 37 Prozent kam (Stand: Q4, 2010).

Meldung gespeichert unter: Cisco Systems, Hintergrundberichte, Hardware

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