Bechtle - ein Krisengewinner?

Montag, 27. April 2009 um 13:12
Bechtle Unternehmenslogo

(IT-Times) Der deutsche IT-Dienstleister Bechtle AG (WKN: 515870) musste für das vergangene erste Quartal eine Halbierung beim Vorsteuerergebnis hinnehmen. Analysten rechnen damit, dass sich dieser Trend noch im laufenden zweiten Quartal weiter fortsetzen wird. Eine Wende könnte dann aber im zweiten Halbjahr 2009 möglich sein.

Bechtle selbst wollte keine Prognosen für das Jahr 2009 abgeben. Zu unsicher ist derzeit die wirtschaftliche Lage, wobei der Internationale Währungsfonds (IWF) sogar von einem Konjunktureinbruch in Deutschland von 5,6 Prozent im laufenden Jahr ausgeht. Auch für das Jahr 2010 sei eine Rezession wohl nicht zu vermeiden, angesichts der Dynamik des Abschwungs, heißt es. So geht der IWF auch in 2010 davon aus, dass die deutsche Wirtschaft um rund ein Prozent schrumpfen wird.

Bechtle hat inzwischen auf die allgemeine Marktschwäche reagiert und an zwei Standorten Kurzarbeit veranlasst. Commerzbank Analyst Thomas Becker rechnet allerdings damit, dass es mindestens ein Quartal dauern wird, bis sich die eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen positiv in der Bechtle-Bilanz bemerkbar machen.

Kunden aus der Automobilindustrie zögern


Insgesamt sieht sich Bechtle vor einem sehr schwierigen Jahr, auch weil das Unternehmen Kunden in der Automobil- und der Zuliefererindustrie betreut. Sollten Chrysler und GM in den USA Insolvenz beantragen, könnte dies zu einer Schockwelle in der Automobil -und Zuliefererindustrie führen, die auch auf Deutschland überschwappen könnte, zumal Opel seit Monaten um einen Ausweg aus der derzeitigen Krise kämpft.

Hoffnungen macht der IT-Industrie der Branchenverband Bitkom. Trotz allgemeiner Wirtschaftskrise geht der Verband davon aus, dass der IT-Sektor im Bereich Software und IT-Services im laufenden Jahr ein Wachstum von 3,1 Prozent auf 48,5 Mrd. Euro verbuchen werde. Der Umsatz mit IT-Hardware werde hingegen um 2,4 Prozent auf 19 Mrd. Euro schrumpfen, heißt es.

Kleinere IT-Händler stehen vor dem Aus


Dennoch dürfte Bechtle wohl gestärkt aus der aktuellen Krise hervorgehen. Der Grund: Viele kleinere IT-Händler sind in ihrer Existenz bedroht, da sie ihren Kunden oft keine Services mehr anbieten dürfen, da dieses Recht exklusiv den so genannten Service-Partnern obliegt. Für kleinere Fachhändler lohnt es sich aber erst ab einer gewissen Größe, einen Service-Vertrag mit einem Händler einzugehen. Allein die kritische Größe und die finanziell solide Bilanz räumt Bechtle einen Wettbewerbsvorteil ein, der sich in der jetzigen Krise noch bezahlt machen könnte...

Kurzportrait

Die im Jahre 1983 gegründete und in Neckarsulm ansässige Bechtle AG sieht sich als ein führendes IT-Dienstleistungsunternehmen und -Systemhaus in Deutschland. Das Unternehmen betreut sowohl Firmenkunden als auch den Öffentlichen Dienst mit IT-Services und kombiniert dabei sein Geschäft mit dem Direktvertrieb von IT-Produkten. Dabei bietet das Unternehmen sowohl Hardware- als auch Softwareprodukte über das Web an und ist damit auch im E-Commerce-Bereich aktiv.

Die Angebotspalette der Gesellschaft umfasst dabei sowohl IT-Projektplanung und dessen Umsetzung, sowie Beratung, bis hin zur Systemintegration und Wartung der Systeme. Daneben bietet das Unternehmen auch ein umfangreiches Schulungsprogramm an. Im Systemhausbereich ist das Unternehmen inzwischen an rund 60 Standorten mit entsprechenden Niederlassungen in Deutschland als auch in der Schweiz aktiv. Über seine etwa 20 Competence Center bietet Bechtle Unterstützung bei komplexen Themen wie CAD, Security, Speicherlösungen und Virtualisierung an.

Im Handelsgeschäft ist das Unternehmen mit der Plattform Bechtle direkt am Mark vertreten. Insgesamt werden über die gleichnamige Internetseite und über einen Katalog mehr als 30.000 IT-Produkte angeboten.

In den vergangenen Jahren verstärkte sich Bechtle auch durch Zukäufe. So wurden unter anderem die IT-Spezialisten DELEC AG und compartner systems GmbH als auch die niederländische Artikona hinzugekauft. Ebenfalls im Jahr 2005 übernahm Bechtle das Deskside Support Service-Geschäft von IBM. Anfang 2007 blieb Bechtle weiter auf Einkaufstour und übernahm das Essener Systemhaus ITZ I.T., womit das Servicegeschäft gestärkt wurde. Mit der Schweizer Comsoft direct und der Coma Services folgten weitere Zukäufe. Im Frühjahr 2007 übernahm Bechtle die niederländische buyitdirect.com und verstärkte sich damit im E-Commerce-Markt. Seit 1990 wurden insgesamt mehr als 30 Firmen übernommen. Mitte 2008 übernahm Bechtle das Wiener Systemhaus Madras Computer sowie die Tochter PSB AG vollständig. Gleichzeitig wurde eine neue Niederlassung in Irland eröffnet.

Zuletzt beschäftigte Bechtle mehr als 4.000 Mitarbeiter, wobei die Gesellschaft im europäischen Raum in mehr als neun Ländern aktiv ist und über 25.000 überwiegend mittelständische Kunden betreut.

Zahlen

Nach vorläufigen Zahlen erzielte die Bechtle AG in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres einen Umsatz in Höhe von 318 Mio. Euro. Im Vergleichsquartal des Vorjahres stand ein Umsatz von 336,9 Mio. Euro in den Büchern des Unternehmens.

Das Vorsteuerergebnis lag jedoch mit 6,1 Mio. Euro um 50 Prozent unter dem Vorjahreswert von zwölf Mio. Euro. Bechtle macht für die negative Entwicklung von Umsatz und Ergebnis die allgemeine konjunkturelle Entwicklung verantwortlich.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Bechtle, Hintergrundberichte, IT-Services

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