Baidu geht im mobilen Internet in die Offensive

Mobiler Internet-Boom in China

Dienstag, 30. Juli 2013 um 13:35
Baidu Unternehmenslogo

(IT-Times) - Baidu lässt die Muskeln spielen. Mitte Juli sorgte Chinas führende Suchmaschine für Schlagzeilen, nachdem das Unternehmen 1,9 Mrd. US-Dollar für die Übernahme des Mobile App Stores 91 Wireless Websoft ausgab.

Der Baidu-Aktienkurs legte seither kräftig zu, nachdem Baidu inzwischen auch mehr als zehn Prozent seiner Umsätze im Mobile-Bereich erwirtschaftet. 91 Wireless ist dagegen einer der größten App-Vertriebsplattformen in China, wobei über die Plattform sowohl Android-Apps als auch iOS-Apps verfügbar sind. Dies dürfte das Mobile-Geschäft von Baidu weiter ankurbeln.

China bereits zweitgrößter Markt für App-Downloads
Der Vorteil von 91 Wireless: Googles Play Store ist in China noch nicht soweit verbreitet, nur wenige Android-Telefone in China nutzen den offiziellen App Store des amerikanischen Internetgiganten.

Dagegen freuen sich in China unabhängige App Stores großer Beliebtheit. Der Grund: Jüngsten Berichten zufolge sind ein Drittel aller in China im Umlauf befindlichen iPhones gehackt (jailbroken). Das heißt, auf diesen Telefonen können auch Apps über andere App Stores installiert werden.

China ist zudem bereits der zweitgrößte Markt für App-Downloads nach den USA. Die Marktforscher aus dem Hause Analysys International rechnen dann auch mit einem regelrechten Boom in Chinas mobilem Internetmarkt, der in 2014 die Marke von 300 Mrd. Yuan bzw. 48,93 Mrd. US-Dollar erreichen dürfte, nach einem Marktvolumen von 150 Mrd. Yuan in 2012.

Baidu kündigt weitere Zukäufe an
Baidu (Nasdaq: BIDU, WKN: A0F5DE) will sich diese Chance nicht entgehen lassen und greift für 91 Wireless tief in die Tasche. Die 1,9 Mrd. Dollar schwere Übernahme soll dem Suchmaschinenkonzern vor allem Zeit sparen. Darüber hinaus kündigte Baidu-Finanzchefin Jennifer Li auch gleich weitere Zukäufe an, um im mobilen Internetmarkt stärker Fuß zu fassen.

Man wolle das Wachstum mit Merger & Acquisitions Aktivitäten weiter unterstützen, so die Baidu-Finanzchefin gegenüber Bloomberg. Diese Investitionen sollen Baidu dabei helfen, in strategisch wichtigen Bereichen langfristiges Wachstum zu generieren.

Baidu sieht große Chancen im Online-Videomarkt
Die geplante Übernahme von 91 Wireless durch Baidu ist der bislang teuerste Deal in der Geschichte der chinesischen Internetindustrie. Zuvor hatte sich Baidu bereits die Online-Videoseite PPStream für rund 370 Mio. US-Dollar einverleibt, um effektiver mit dem Marktführer Youku Tudou konkurrieren zu können.

Baidu-Finanzchefin Li sieht dann auch enorme Möglichkeiten im Online-Videosektor. Die Nachfrage für Video-Inhalte und Qualität sei groß. Dennoch sieht man sich derzeit nicht unter Druck, die Einheit in die Gewinnzone zu führen. Vielmehr wolle man die Marktposition zunächst weiter festigen, so die Baidu-Managerin im Interview mit Bloomberg.

Kurzportrait

Die im Jahre 2000 von Robin Li und Eric Xu gegründete Baidu ist die führende Internet-Suchmaschine Chinas. Das Unternehmen, mit Hauptsitz in Beijing bietet aber nicht nur Suchdienste, sondern auch Marketing-basierte Online-Services, wie Pay-for-Performance-Dienste (P4P-Services). Ferner umfasst der Suchindex nach Firmenangaben mehr als eine Milliarde Webobjekte, wobei die Suchmaschine nicht nur nach Texten, sondern auch nach Fotos und Bilder, sondern auch nach MP3-Dateien fahndet.

Über die Einheit Baidu Online stellt das Unternehmen aber auch Suchtechnik und Services für Firmenkunden bereit. Mit Search Index bietet Baidu ein Tool für Medienprofis an, um Veränderungen bei häufig gesuchten Keywords zu erfassen. Ende 2009 stellte Baidu sein Werbesystem auf das neue Werbesystem mit dem Namen Phoenix Nest um. Bereits im Jahr 2004 übernahm Baidu.com mit Hao123 den weltgrößten Website-Index.

Mit Movie Search bietet das Unternehmen einen gebührenpflichtigen Service an, welcher das Herunterladen von Filmen erlaubt, die von lizenzierten Content-Anbietern zur Verfügung gestellt werden. Mit Baidu Post Bar betreibt Baidu.com eine Community- und Message-Plattform, bestehend aus mehr als eine Diskussionsforen. Ferner betreibt Baidu.com mit Baidu Union ein Netzwerk bestehend aus Webseitenangeboten dritter Unternehmen, womit die Suchmaschine dadurch seinen Bekanntheits- und Verbreitungsgrad erhöhen will. Mit Baidu Space stieg das Unternehmen Mitte 2006 zudem in den Blogger-Markt ein. Mit Baidupedia ist das Unternehmen gleichzeitig auch mit einem Online-Lexikon am Start. Mit Baidu Favorites, Baidu Video Search und Hao123.com startete das Unternehmen drei neue Angebote. Mit Baidu Knows betreibt Baidu.com den weltweit größten Frage- und Antwortservice. In 2008 ging Baidu.com mit seiner eigenen E-Commerce Plattform Youa.com sowie mit Baidu Japan im Land der aufgehenden Sonne an den Start. Daneben erwarb Baidu.com eine 8,3%ige Beteiligung an dem Video- und Filmspezialisten UiTV.com. Mitte 2011 wurde zudem Chinas führende Reisesuchmaschine Qunar übernommen. Ende 2012 übernahm Baidu die Mehrheit am Videoportal iQiyi. Zudem wurde im November 2012 die Videoplattform PPStream aufgekauft. Mitte 2013 verstärkte sich Baidu durch die mehrheitliche Übernahme des App Stores 91 Wireless Websoft Ltd.

Zudem schloss Baidu.com Partnerschaften mit Hewlett-Packard, MTV Networks, Microsoft, EMI Music und Rakuten (Joint Venture im E-Commerce Bereich). Gemeinsam mit Rakuten betreibt Baidu das Joint Venture Rakuten China. Neben dem Hauptsitz in Beijing unterhält Baidu.com noch weitere Niederlassungen in Schanghai und Shenzen. Firmenmitgründer und CEO Robin Li hielt zuletzt noch eine Minderheitsbeteiligung am Unternehmen.

Zahlen

Baidu konnte seinen Umsatz im zweiten Quartal 2013 gegenüber dem Vorjahresquartal um 38,6 Prozent auf 7,56 Mrd. Renminbi (rund 1,23 Mrd. US-Dollar) steigern. Das operative Ergebnis von Baidu legte im gleichen Zeitraum allerdings um nur 3,2 Prozent zu und erreichte damit einen Wert von 2,9 Mrd. Renminbi. Grund der schwächeren Ergebnisentwicklung waren wie bereits im ersten Quartal 2013 stark gestiegene Kosten.

Meldung gespeichert unter: Baidu, Hintergrundberichte, Internet

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