AMD zieht die Notbremse

Mittwoch, 8. Oktober 2008 um 13:19
Advanced Micro Devices (AMD)

(IT-Times) Der US-Prozessorhersteller Advanced Micro Devices (NYSE: AMD, WKN: 863186) verstärkt seine Anstrengungen, um die Verlustzone wieder zu verlassen. Das Unternehmen entledigt sich seiner Fabriken und schlägt damit einen Weg ein, den andere Chiphersteller wie nVidia und Qualcomm bereits zuvor erfolgreich beschritten haben.

AMD wird sich künftig ganz auf das Chip-Design konzentrieren und seine Stellung im Wettbewerb gegen den übermächtig erscheinenden Halbleitergiganten Intel stärken können. AMD drohte von Intel überrollt zu werden, nachdem die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in den letzten Jahren in die Höhe schnellten und der Bau komplexer Fertigungsanlagen der neuesten Generation immer teurer wurde.

Forschungs- und Entwicklungsausgaben steigen rapide


Summierten sich die Forschungsausgaben in den vergangenen Jahren für 90 bis 65 Nanometer-Fertigungsanlagen noch auf 310 bis 400 Mio. Dollar, verschlingt die Forschung neuer Fertigungsverfahren (45 bis 32nm) inzwischen 600 bis 900 Mio. Dollar. In 2012 dürften diese Kosten dann voraussichtlich auf rund 1,3 Mrd. Dollar steigen, glaubt man bei AMD.

Simultan erhöhen sich auch die Startup-Kosten für neue Fabriken. Reichten zuvor noch 2,5 bis 3,0 Mrd. Dollar, um eine neue 90 bis 65nm Fabrik aufzusetzen, müssen die Hersteller inzwischen 3,5 bis 4,0 Mrd. Dollar in eine neue Fabrik investieren. Im Jahr 2012 könnten sich diese Ausgaben nach Industrieschätzungen bereits auf 4,5 bis 6,0 Mrd. Dollar summieren.

Den Großteil dieser Kosten kann sich AMD künftig sparen. Industrie-Analyst Roger Kay aus dem Hause Endpoint Technologies glaubt, dass AMD durch diesen Schritt seine Fixkosten deutlich senken kann und damit schon bei einem niedrigeren Umsatzniveau profitabel wird.

Daneben entledigt sich AMD auch Schulden in Höhe von 1,2 Mrd. Dollar und erhält durch das Abkommen mit seinen beiden Venture-Partnern eine zusätzliche Kapitalspritze. Damit scheint die unmittelbare Insolvenzgefahr zumindest vorerst vom Tisch, nachdem die anhaltenden Verluste die Barreserven zuletzt auf 1,57 Mrd. Dollar haben schmelzen lassen.

Durch die Beteiligung an der neuen Gesellschaft Foundry Company erhält AMD zudem die Chance, an einem neuen Geschäft zu partizipieren, sollte Foundry als Auftragshersteller weitere Chipkonzerne als Kunden gewinnen. Noch aber ist AMD nicht über den Berg und der Weg zurück in die Gewinnzone dürfte sich aufgrund der aktuellen Wirtschaftskrise als äußerst beschwerlich erweisen…

Kurzportrait

Der in Sunnyvale/Kalifornien ansässige Prozessorhersteller Advanced Micro Devices (AMD) ist die weltweite Nummer zwei im Prozessormarkt hinter dem Halbleitergiganten Intel. In den vergangenen Jahren konnte AMD jedoch bedingt durch seine schnellen und kostengünstigen Prozessoren Duron und Athlon Marktanteile gegenüber seinen großen Konkurrenten Intel gut machen. AMD ist jedoch nicht nur für seine Prozessoren bekannt. Der Halbleiterspezialist ist auch im Flash-Speichergeschäft engagiert und nimmt dort ebenso den zweiten Rang hinter Intel ein. Durch die Übernahme der kanadischen ATI ist AMD nunmehr auch im Segment Grafikchips positioniert.

Mit der neuen 64-Bit-Prozessorgeneration will sich das Unternehmen wieder Vorteile hinsichtlich Performance und Kosten erkämpfen und Intel weitere Marktanteile abnehmen. Darüber hinaus will das Unternehmen mit seinem -Serverprozessor Opteron, welcher ebenfalls auf 64-Bit-Technologie basiert, auch im Marktsegment Serverprozessoren Intel Paroli bieten. Das Geschäft mit Prozessoren, Netzwerkchips und Chipbausteine trägt nach wie vor zwei Drittel der gesamten AMD-Umsätze. Vier Fünftel der Umsätze erwirtschaftet AMD außerhalb der USA. Hewlett-Packard und Compaq Computer tragen dabei mehr als ein Zehntel des gesamten Umsatzvolumens. Zuletzt konnte AMD aber auch Dell für seine Opteron Server-Chips gewinnen.

Durch die Übernahme von Alchemy Semiconductor im Jahr 2002 war AMD verstärkt auch im Bereich Embedded Mikroprozessoren vertreten. Diesen Geschäftsbereich gab das Unternehmen aber inzwischen wieder auf. Mitte 2006 gab AMD die Übernahme des kanadischen Grafik-Chipherstellers ATI Technologies für rund 5,4 Mrd. Dollar bekannt. Im Spätsommer 2008 trennte sich AMD von seinem TV-Chipgeschäft und verkaufte die Einheit an Broadcom. Im Herbst 2008 kündigte AMD an, sämtliche Fertigungsfabriken an ein Joint Venture mit dem Namen Foundry Company ausgliedern zu wollen. AMD wird 44,4 Prozent der Anteile an dem Joint Venture halten.

Darüber hinaus ist AMD auch an dem Spezialisten für drahtlose Kommunikationstechnik Aether Systems beteiligt. Gemeinsam mit dem japanischen Elektronikkonzern Fujitsu betreibt AMD das Flashspeicher Joint Venture Spansion, welches im Rahmen eines Börsengangs ausgegliedert wurde.

Zahlen

Für das vergangene zweite Quartal 2008 meldet AMD einen Umsatzanstieg auf 1,35 Mrd. US-Dollar, nach Einnahmen von 1,31 Mrd. Dollar im Jahr vorher. Gegenüber dem Vorquartal ergibt sich allerdings sich ein Rückgang von sieben Prozent.

Insgesamt rutschte AMD im zweiten Quartal 2008 weiter in die Verlustzone. So meldet AMD einen Verlust von 1,19 Mrd. Dollar oder 1,96 Dollar je Aktie, nach einem Minus von 600 Mio. Dollar oder 1,09 Dollar je Aktie im Jahr vorher. Im jüngsten Quartal sind Einmalabschreibungen in Höhe von 1,44 Dollar je Aktie im Zusammenhang mit dem Milliardenzukauf von ATI Technologies enthalten.

Meldung gespeichert unter: Advanced Micro Devices (AMD), Hintergrundberichte, Halbleiter

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