Alibaba.com muss Geschäftsmodell überarbeiten - mehr Qualität statt Quantität

Dienstag, 22. März 2011 um 13:36
Alibaba Unternehmenslogo

(IT-Times) - Chinas führender E-Commerce- und B2B-Spezialist Alibaba.com (WKN: A0M5W0) geriet Ende Februar kräftig ins Schleudern, nachdem massive Betrugsvorfälle beim chinesischen E-Commerce Giganten publik wurden. Mehr als 2.300 Zulieferer und Anbieter nutzten die Alibaba.com Webseite, um insbesondere kleine und mittelständische Käufer zu betrügen.

CEO David Wei und COO Elvis Lee übernahmen die Verantwortung und legten ihre Ämter nieder, obwohl beide Top-Manager von den Betrügereien eigenen Angaben zufolge nichts gewusst haben wollen. Finanziell dürfte sich der Schaden in Grenzen halten, da Alibaba.com bereits in 2009 einen Fond ins Leben gerufen hat, um betrogene Käufer zu entschädigen - doch der gute Ruf ist erst einmal dahin.

Neuer CEO will Vertrauen wieder herstellen - mehr Qualität statt Quantität im Vordergrund


Nunmehr liegt es am neuen CEO Jonathan Lu das beschädigte Image und das verloren gegangene Vertrauen bei Käufern wieder herzustellen. Der neue CEO steht dabei vor einer schwierigen Aufgabe. Er muss einen wichtigen Spagat schaffen, um zum einen chinesische Zulieferer nicht zu vergrätzen, und zum anderen aber nicht vertrauenswürdige Anbieter auszusieben.

Die Schwierigkeit dürfte darin liegen, Mitarbeiter so auszubilden, dass diese riskante Zulieferer erkennen und gar nicht erst auf die Plattform lassen, glauben Analysten. In den jüngsten Betrugsvorfällen waren etwa 100 Alibaba-Mitarbeiter involviert, die es erst ermöglicht haben, dass betrügerische Anbieter Angebote auf der Internetseite einrichten konnten.

Alibaba.com wird sein Geschäftsmodell daher überarbeiten müssen, will das Unternehmen weiterhin erfolgreich am Markt agieren, glaubt Citi-Analystin Alicia Yap in Hongkong. Erste Schritte hat das Unternehmen bereits eingeleitet. So will das Unternehmen künftig mehr Wert auf Qualität, statt auf Quantität bei den Kunden legen, so Alibaba Finanzchefin Maggie Wu während der Quartalspressekonferenz.

Der Aufwand und damit die Kosten vertrauensunwürdige Zulieferer auszusieben, dürften damit kurzfristig steigen. Um zwielichtige Geschäftemacher von vornherein auszusieben, hatte Alibaba.com im Januar bereits den Jahresabopreis für die Mitgliedschaft im Gold Supplier Programm um 50 Prozent auf 29.800 Yuan (ca. 4.500 US-Dollar) angehoben. Weitere Schritte könnten folgen, um die Qualität der Anbieter und die Reputation wieder herzustellen, glauben Marktbeobachter und Analysten.

Käuferaktivität so hoch wie nie


Käufer haben die jüngsten Betrugsvorfälle bei Alibaba.com offenbar wenig tangiert. Demnach habe die Käuferaktivität auf dem Online-Marktplatz im März einen neuen Rekord erreicht, so Alibaba.com CEO Jonathan Lu, ohne allerdings Details zu nennen...

Kurzportrait

Jack Ma gründete die Alibaba Group 1999. Mit der Zeit kristallisierten sich sechs Geschäftsbereiche heraus: Alibaba.com, Taobao.com, Yahoo China, Alipay, Alisoft (Software für den Mittelstand) und Alimama. Im März 2010 startete Alibaba.com die Großhandelsplattform 1688.com. Daneben wurde mit AliExpress.com im April eine neue B2B-Plattform ins Leben gerufen.

Die Alibaba Group hat ihren Hauptsitz in Hangzhou, im Osten Chinas. Dort nahm die Erfolgsgeschichte übrigens in Jack Mas Appartement ihren Anfang. Das Kerngeschäft bilden heute die beiden Plattformen Alibaba.com für internationale Kunden, sowie Alibaba.com.cn für einheimische Kunden. Alibaba.com will Importeure und Exporteure über seine Webplattform zusammenbringen und mit entsprechenden Serviceangeboten den Handel zwischen Firmen erleichtern. Inzwischen verzeichnet das Unternehmen für seine beiden Online-Marktplätze mehr als 53 Millionen registrierte Nutzer. Die Zahl der zahlenden Mitglieder überschritt weltweit zuletzt die Marke von 700.000 Kunden.

Mit Taobao.com ist die Alibaba Group gleichzeitig mit einer Online-Auktionsplattform am Start und konnte mit diesem Angebot in den vergangenen Jahren die bislang marktführende Online-Auktionsplattform eBay Eachnet von der Spitzenposition verdrängen.

Mit Alipay hat die Alibaba Group auch eine eigene Online-Zahlungslösung am Start. Bei Alipay waren zuletzt mehr als 32 Mio. registrierte Nutzer registriert. Die Einheit Alisoft entwickelt Web-basierte Business-Management-Software für kleine und mittelgroße Geschäftskunden in China. Bei Alimama.com handelt es sich um eine Online-Börse für Werbetreibende und Website-Publisher, die 100 Prozent zur Alibaba Group gehört.

Seit 2005 ist der US-Suchmaschinenspezialist Yahoo! mit 39 Prozent einer der größte Alibaba-Aktionäre, trennte sich allerdings zuletzt von seinen Alibaba.com-Aktien. Der Mutterkonzern Alibaba Group hielt zuletzt rund 74 Prozent der Alibaba.com-Anteile. Im August 2009 verstärkte sich Alibaba.com durch die Übernahme der Business Management-Sparte von Alisoft. Mitte 2010 verstärkte sich Alibaba.com durch die Übernahme des E-Commerce Spezialisten Vendio Services.

Alibaba.com war zuletzt mit Verkaufs- und Marketingbüros in mehr als 30 Ländern weltweit vertreten und beschäftigte mehr als 5.000 Mitarbeiter. Geführt wird Alibaba.com von CEO David Wei, während Alibaba-Gründer Jack Ma als Chairman fungiert.

Zahlen

Alibaba.com konnte für das vierte Quartal 2010 Umsatzerlöse von 1,52 Mrd. Renminbi verzeichnen. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerung von 36 Prozent (Vorjahr: 1,1 Mrd. Renminbi). Das EBITDA (Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) des chinesischen Unternehmens belief sich auf 0,39 Mrd. Renminbi (Vorjahr: 0,26 Mrd. Renminbi).

Meldung gespeichert unter: Alibaba Group Holding, Hintergrundberichte,

© IT-Times 2024. Alle Rechte vorbehalten.

Unternehmen / Branche folgen
Unsere Nachrichten auf Ihrer Website

Sie haben die Möglichkeit, mit unserem Webmaster-Nachrichten-Tool die Nachrichten von IT-Times.de kostenlos auf Ihrer Internetseite einzubauen.

Zugeschnitten auf Ihre Branche bzw. Ihr Interesse.

Unternehmen / Branche folgen
Unsere Nachrichten auf Ihrer Website

Sie haben die Möglichkeit, mit unserem Webmaster-Nachrichten-Tool die Nachrichten von IT-Times.de kostenlos auf Ihrer Internetseite einzubauen.

Zugeschnitten auf Ihre Branche bzw. Ihr Interesse.

Folgen Sie IT-Times auf ...