Garmin: Preisverfall geht weiter

Freitag, 2. Mai 2008 um 10:10
Garmin

(IT-Times) Der amerikanische GPS-Marktführer Garmin (Nasdaq: GRMN, WKN: 577963) leidet nicht nur unter einem rapiden Preisverfall. Neben der schwächeren Konjunktur, höheren Lagerbeständen, machten dem Unternehmen auch höhere Steuern zu schaffen.

Nachdem Taiwan seine Steuergesetze angepasst hat, musste Garmin 19 statt 12 Prozent Gewinnsteuern abführen. Hintergrund ist der Umstand, dass Garmin einen Großteil seiner Produktionsanlagen in Taiwan unterhält. Allein die höhere Steuerbelastung habe den Gewinn je Aktie um mehr als 30 US-Cent je Aktie geschmälert, rechnet Oppenheimer Analyst Yair Reiner vor.

Marktsättigung steigt - Preise fallen


Zudem scheint sich eine Marktsättigung abzuzeichnen. Zwar besitzen derzeit nur zehn Prozent der Amerikaner bzw. 20 Prozent der Europäer ein Navigationssystem in ihrem Fahrzeug, dennoch stiegen zuletzt die Lagerbestände bei Garmin alarmierend an. Nachdem Garmin zuletzt 100 Tage benötigte, um seine Lager zu räumen, dauerte es zuletzt 170 Tage, bis die produzierte Ware verkauft war. Die höheren Lagerbestände könnten zu einem weiteren Preisdruck am Markt führen, wenn Garmin überschüssige Ware abschreiben bzw. billig in den Markt drücken muss.

Wie schnell sich die Preisspirale inzwischen nach unten dreht, zeigen die Zahlen, die Garmin Chief Operating Officer Cliff Pemble präsentierte. So brachen die durchschnittlichen Verkaufspreise im ersten Quartal um weitere 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein, wobei der Manager mit einem weiteren Preisverfall von 25 Prozent im Jahresverlauf rechnet. Dennoch gelang es Garmin die operativen Gewinnmargen vergleichsweise stabil zu halten. So fiel die operative Marge leicht von 28,1 auf 26 Prozent im ersten Quartal.

GPS-Handy vs. stand-alone Navi-System


Entscheidend ist jedoch die Frage, ob GPS-Handys stand-alone Systeme wie die von Garmin und TomTom auf Dauer ablösen können. Die Navi-Hersteller argumentieren, dass das Handy-Display für derartige Anwendungen oft zu klein und umständlich zu bedienen sei. Allerdings gehen die Marktforscher des Hauses Gartner davon aus, dass in 2010 rund 500 Mio. Handys mit GPS-Funktion verkauft werden, während „nur“ 95 Mio. stand-alone Navis-Systeme über die Ladentheke gehen dürften. Die Navi-Hersteller werden sich also anstrengen müssen, um sich in Sachen Bedienung und Funktionsumfang von Handy-Herstellern stärker abzusetzen, um den Konsumenten auf Dauer zu überzeugen...

Kurzportrait

Die im Jahre 2000 gegründete Garmin Ltd, ansässig in George Town/Cayman Islands, ist ein führender Anbieter von Navigationssystemen auf Basis von GPS-Technologie (Global Positioning Systems). Garmin bietet jedoch längst nicht mehr nur Produkte für die Marine und Luftfahrttechnik an, sondern auch für den Privatverbraucher. Darüber hinaus finden die Navigationssysteme der Gesellschaft auch immer mehr Einzug in die Automobilindustrie.

Garmins Geschäftsstruktur besteht aus vier Kerngeschäftsbereiche: Automotive, Marine, Outdoor und Aviation. Nach der Übernahme von UPS Aviation Technologies im August 2003 vermarktet Garmin die übernommene Technik unter dem Dach von Garmin AT. Ende 2005 verstärkte sich Garmin durch die Übernahme des Softwarespezialisten MotionBased Technologies LLC. Ende 2006 kaufte Garmin den kanadischen Spezialisten Dynastream Innovations, nachdem zuvor bereits die Spezialisten Digital Cyclone und Nautamatic Marine Systems übernommen wurden. Anfang 2007 folgte die Übernahme des französischen GPS-Vertriebshändler EME Tec Sat SAS. Später kaufte man sowohl den deutschen Vertriebspartner GPS GmbH, als auch den spanischen GPS-Händler Electronica Trepat SA, den italienischen Vertriebspartner Synergy und den dänischen Garmin-Händler Fairpoint Navigation AS. Anfang 2008 gründete Garmin mit der Garmin Australasia Pty Ltd. eine neue Asien-Pazifik-Tochter. Zudem übernahm Garmin mit Formar Electronics N.V./S.A. und der finnischen NavCor Oy Garmin-Händler in Belgien und in Finnland.

Die Produktpalette für Verbraucher umfasst unter anderem Handheld-Navigationssysteme und PDA-Geräte. So stellte das Unternehmen Mitte 2003 mit dem PDA iQue 3600 den ersten GPS-basierten Handheld-Computer vor. Mit der StreetPilot- und Nüvi-Produktreihe stellte Garmin neue portable Navigationssysteme für die Automobilindustrie vor. Die Systeme verfügen über einen hoch auflösenden Tochscreen und über einen Routen-Planer. Mit dem Forerunner hat Garmin einen Trainingsassistenten für Freizeitsportler und Marathonläufer im Programm.

Der Geschäftsbereich Aviation entwickelt spezielle Navigationssysteme für die Luftfahrtindustrie. Im Jahr 2003 entschied sich der Flugzeughersteller Cessna für Garmins G-1000 als Standard-Ausrüstung für seine neuen Flugzeugmodelle. Daneben setzen auch der Flugzeugspezialist New Piper als auch der Boothersteller Ranger auf Navigationsprodukte aus dem Hause Garmin. Produkte für den Privatverbraucher vertreibt Garmin unter anderem über die Einzelhändler Bass Pro Shops, Best Buy und Wal Mart.

Zahlen

Für das vergangene erste Quartal 2008 meldet Garmin einen Umsatzsprung auf 663,8 Mio. Dollar, nach Einnahmen von 492,2 Mio. Dollar im Jahr vorher. Dabei verdiente Garmin zunächst 147,8 Mio. Dollar oder 67 US-Cent je Aktie, nach einem Plus von 139,9 Mio. Dollar oder 64 US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen ergibt sich für das jüngste Quartal ein Nettogewinn von 69 US-Cent je Aktie, womit Garmin die Erwartungen der Wall Street erheblich verfehlte. Analysten hatten im Vorfeld mit Einnahmen von 705,1 Mio. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 75 US-Cent je Aktie gerechnet.

Während die Erlöse im Automotive- und Mobile-Segment um 42,7 Prozent auf 451,9 Mio. Dollar zulegten, kletterten die Erlöse im Aviation-Bereich um 18,7 Prozent auf 85,4 Mio. Dollar. Die Umsätze in Nordamerika legten um 27 Prozent auf 411 Mio. Dollar zu, während das Geschäft in Europa um 43 Prozent auf 211 Mio. Dollar anzog. In Asien verdoppelte sich das Geschäft auf 42 Mio. Dollar.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Garmin, Hintergrundberichte, Hardware

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