Expedia wird Opfer der Konjunkturkrise

Freitag, 31. Oktober 2008 um 13:00
Expedia

(IT-Times) Der weltweite Konjunkturabschwung hat nunmehr auch den Online-Reiseanbieter Expedia (Nasdaq: EXPE, WKN: A0F41M) erfasst. Das Unternehmen musste im jüngsten Quartal einen Gewinnrückgang melden, nachdem weniger Reisen gebucht wurden. Insgesamt erwartet Expedia einen signifikanten Rückgang beim Cashflow im laufenden Jahr, nachdem das Buchungsvolumen zuletzt spürbar zurückging.

Nach einem Wachstum von 21 Prozent im Vorjahr, wuchsen die Buchungen im jüngsten Quartal nur noch um sieben Prozent. Der Umsatz aus dem Verkauf von Flugtickets ging sogar um sieben Prozent zurück. Expedia geht davon aus, dass die Flugticket-Preise im nächsten Jahr trotz der aktuell angespannten Wirtschaftslage steigen werden. Hintergrund sind offenbar die gestiegenen Treibstoffpreise, welche die Industrie an die Kunden weitergeben will. Damit würden die Ticketpreise zum ersten Mal während einer Rezession anziehen.

EU-Gesetz soll für mehr Transparenz bei Flugpreisen sorgen


Ob dies dem Geschäft zuträglich sein wird, gilt zu bezweifeln. Marktbeobachter und Konsumforscher erwarten, dass die Verbraucher zunächst bei größeren Anschaffungen wie beim Autokauf und bei teuren Reisen zuerst sparen werden. Dies könnte Expedia besonders hart treffen, zumal das Unternehmen zuletzt stark expandiert ist.

Zudem tritt am 1. November ein neues Gesetz in der EU in Kraft, welche die Anbieter von Flugtickets zur Auszeichnung der endgültigen Preise zwingt. Damit will der Gesetzgeber unübersichtliche und irreführende Werbung unterbinden. Dies bedeutet de facto das Aus für sogenannte Lockvogelangebote. Mit einem Schlag könnten die Preise für Flüge auf den ersten Blick deutlich teurer werden, da die Anbieter alle Kosten mit einrechnen müssen. Dies könnte wiederum eine abschreckende Wirkung auf das Verbraucherverhalten zur Folge haben und Flugreisende noch mehr zum Sparen veranlassen.

Dementsprechend will Expedia nun bei den Investitionsausgaben auf die Bremse treten, wobei jeder investierte Dollar auf den Prüfstand soll. Ob damit auch ein Stellenabbau verbunden sein wird, blieb zunächst offen…

Kurzportrait

Die ehemalige Microsoft-Tochter Expedia, ursprünglich im Jahre 1996 aus der Taufe gehoben, wurde im Jahre 2002 von IAC/InterActiveCorp übernommen, neu strukturiert und im Jahr 2005 wieder an die Börse geführt. Expedia, ansässig in Bellevue/Washington, bietet als Online-Reiseagentur einen Rund-um-Service für Touristen, wobei Nutzer über das Internet Hotelreservierungen vornehmen, Flug-Tickets ordern, Mietautos reservieren, sowie Kreuzfahrten buchen können. Aber auch Konzertkarten und andere Pauschal-Reiseangebote bietet das Unternehmen über seine Online-Plattform an.

Durch die Übernahme von Travelscape.com im Jahre 2000 und der Fusion mit Hotels.com, kann Expedia heute auf ein umfangreiches Hotelnetz zurückgreifen. So arbeitet Expedia heute mit mehr als 70.000 Hotels, darunter mit großen Namen wie Hilton International, Mariott, Embassy, Clarion und Howard Johnson's zusammen. Travelscape.com gilt darüber hinaus als Spezialist für Las Vegas-Reisen. Hierfür betreibt die Gesellschaft ein eigens dafür eingerichtetes Buchungs- und Reservierungssystem. Um den Bereich Buchungstools zu verstärken, kaufte Expedia den Softwarespezialisten Newtrade Technologies. Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen mit der IAC-Tochter Ticketmaster zusammen, um Kunden auch ergänzend zu Reisen auch Veranstaltungskarten (Konzerte etc.) anbieten zu können.

Neben den USA betreibt Expedia auch landesspezifische Online-Seiten in Kanada, Deutschland, Italien, den Niederlanden und in Großbritannien. Seit 2005 ist Expedia auch in Australien mit einer eigenen Webplattform am Start. Seit Ende 2006 ist man mit einer eigenen Webplattform im wichtigen japanischen Reisemarkt präsent. Durch die mehrheitliche Beteiligung (52 Prozent) an eLong ist Expedia auch im wichtigen chinesischen Markt aktiv. Nach eigenen Angaben erreicht das Unternehmen mit seinem Angebot aktuell weit mehr als zehn Mio. Touristen weltweit.

Unter dem Dach von Expedia hat der Mutterkonzern IAC nicht nur Hotels.com, sondern auch den Touristikdienst Hotwire und TripAdvisor zusammengeführt. Im Frühjahr 2007 übernahm die Expedia-Tochter TripAdvisor den Reiseforum-Spezialisten The Independent Traveler. Anfang 2008 übernahm TripAdvisor dann die englische Reiseplattform Holdiday Watchdog. Daneben wurden mit CarRentals.com und Airfarewatchdog.com zwei weitere Online-Buchungsspezialisten übernommen. Mit Synergi Global Travel Management und mit der italienischen Venere Net folgten in 2008 zwei weitere Zukäufe.

Zahlen

Für das vergangene Septemberquartal meldet Expedia einen Umsatzanstieg um 9,7 Prozent auf 833 Mio. US-Dollar, nach Einnahmen von 760 Mio. Dollar im Jahr vorher. Der Gewinn schrumpfte zunächst auf 95 Mio. Dollar oder 33 US-Cent je Aktie, nachdem Expedia im Vorjahr noch einen Profit von 100 Mio. Dollar oder 32 US-Cent je Anteil verbuchen konnte.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen durch Währungsverluste konnte Expedia im jüngsten Quartal einen Nettogewinn von 118,3 Mio. Dollar oder 39 US-Cent je Aktie einfahren. Analysten hatten im Vorfeld allerdings mit einem Nettogewinn von 40 US-Cent je Aktie kalkuliert.

Meldung gespeichert unter: Online-Reisen, Expedia, Hintergrundberichte, Internet

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