Wettbewerbsdruck setzt AMD unter Zugzwang

Mittwoch, 11. April 2007 um 00:00

(IT-Times) Nachdem der Prozessorhersteller Advanced Micro Devices (NYSE: AMD<AMD.NYS>, WKN: 863186<AMD.FSE>) in den letzten Jahren dem Branchenprimus Intel stetig Marktanteile abnehmen konnte, schoss der weltgrößte Halbleiterkonzern im vergangenen Jahr zurück. Mit einer neuen Produktlinie und einer aggressiven Preisstrategie hat man AMD zumindest vorerst in die Schranken gewiesen.

Der Intel-Rivale hat nunmehr auf den schärfer werdenden Wettbewerb reagiert und eine Restrukturierung sowie deutliche Preissenkungen angekündigt. Allein für seine Athlon Desktop-Prozessoren senkte AMD seine Preise zuletzt um bis zu 60 Prozent. Der Athlon 64 X2 5600+ kostet künftig nur noch 241 US-Dollar, statt 505 Dollar. Gleichzeitig will AMD seine Kapitalausgaben im laufenden Jahr um 500 Mio. Dollar oder 20 Prozent zurückfahren. Ein vorläufiger Einstellstopp soll zur Entspannung auf der Kostenseite beitragen, nachdem AMD bereits im vierten Quartal deutlich in die roten Zahlen gerutscht war.

Daneben will man auch technologisch zurückschlagen. Noch in diesem Sommer soll mit „Barcelona“ ein neuer Prozessor mit vier Rechnerkernen aus dem Hause AMD auf den Markt kommen. Ob diese Maßnahmen ausreichen werden, um Intel weiterhin dauerhaft die Stirn bieten zu können, ist im Analystenlager umstritten.

AMD braucht mehr Geld

Weitgehend einig ist man sich hingegen, dass AMD bald mehr Geld benötigt, um gegen Intel weiterhin erfolgreich bestehen zu können. Sowohl bei Merrill Lynch als auch bei Jefferies & Co und Thomas Weisel Partners geht man davon aus, dass AMD demnächst an den Kapitalmarkt herantreten wird, um seine aufwendigen Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zu finanzieren. Im Hause FTN Midwest Securities glaubt man sogar an einen möglichen Buyout, nachdem sich AMD mit der 5,4 Mrd. Dollar schweren Übernahme des kanadischen Grafikchipspezialisten ATI weiter verschuldet hat. Im Hause Thomas Weisel hält man es daher für wahrscheinlich, dass AMD noch im Laufe des zweiten Quartals eine Wandelanleihe über eine Mrd. Dollar begeben wird.

Insgesamt gehen Analysten davon aus, dass AMD zwar in der zweiten Jahreshälfte zurückschlagen wird, sich der Preiskrieg jedoch kurz- mittelfristig weiter fortsetzen dürfte. Letztendlich könnte aus dem aktuellen Konkurrenzkampf nur ein Gewinner hervorgehen: der Verbraucher, der sich über Jahre hinweg auf günstige Preise und schnelle Prozessoren freuen kann.

Kurzportrait

Der in Sunnyvale/Kalifornien ansässige Prozessorhersteller Advanced Micro Devices (AMD) ist die weltweite Nummer zwei im Prozessormarkt hinter dem Halbleitergiganten Intel. In den vergangenen Jahren konnte AMD jedoch bedingt durch seine schnellen und kostengünstigen Prozessoren Duron und Athlon Marktanteile gegenüber seinen großen Konkurrenten Intel gut machen. AMD ist jedoch nicht nur für seine Prozessoren bekannt. Der Halbleiterspezialist ist auch im Flash-Speichergeschäft engagiert und nimmt dort ebenso den zweiten Rang hinter Intel ein. Durch die Übernahme der kanadischen ATI ist AMD nunmehr auch im Segment Grafikchips positioniert.

Mit der neuen 64-Bit-Prozessorgeneration will sich das Unternehmen wieder Vorteile hinsichtlich Performance und Kosten erkämpfen und Intel weitere Marktanteile abnehmen. Darüber hinaus will das Unternehmen mit seinem -Serverprozessor Opteron, welcher ebenfalls auf 64-Bit-Technologie basiert, auch im Marktsegment Serverprozessoren Intel Paroli bieten. Das Geschäft mit Prozessoren, Netzwerkchips und Chipbausteine trägt nach wie vor zwei Drittel der gesamten AMD-Umsätze. Vier Fünftel der Umsätze erwirtschaftet AMD außerhalb der USA. Hewlett-Packard und Compaq Computer tragen dabei mehr als ein Zehntel des gesamten Umsatzvolumens. Zuletzt konnte AMD aber auch Dell für seine Opteron Server-Chips gewinnen.

Durch die Übernahme von Alchemy Semiconductor im Jahr 2002 war AMD verstärkt auch im Bereich Embedded Mikroprozessoren vertreten. Diesen Geschäftsbereich gab das Unternehmen aber inzwischen wieder auf. Mitte 2006 gab AMD die Übernahme des kanadischen Grafik-Chipherstellers ATI Technologies für rund 5,4 Mrd. Dollar bekannt.

Darüber hinaus ist AMD auch an dem Spezialisten für drahtlose Kommunikationstechnik Aether Systems beteiligt. Gemeinsam mit dem japanischen Elektronikkonzern Fujitsu betreibt AMD das Flashspeicher Joint Venture Spansion, welches im Rahmen eines Börsengangs ausgegliedert wurde. Nach 30 Jahren auf der Kommandobrücke gab AMD-Mitgründer Jerry Sanders im Jahr 2002 seine Führungsposition bei AMD an Hector de Ruiz ab.

Zahlen

Für das vergangene vierte Quartal 2006 meldete AMD einen Umsatzrückgang auf 1,77 Mrd. US-Dollar, nach Einnahmen von 1,84 Mrd. Dollar im Jahr vorher. Insgesamt konnte AMD 26 Prozent mehr Prozessoreneinheiten ausliefern als im Vorjahr, doch auf Grund des Preisverfalls blieb unter dem Strich ein Umsatzrückgang. Im Bereich Mobile Prozessoren zogen die Erlöse um 85 Prozent gegenüber dem Vorjahr an.

Dabei entstand zunächst ein Nettoverlust von 574 Mio. Dollar oder 1,08 Dollar je Aktie. Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen im Zusammenhang mit der Übernahme von ATI musste AMD im vierten Quartal einen Nettoverlust von vier US-Cent je Aktie hinnehmen und verfehlte damit die Erwartungen der Analysten erheblich.

An der Wall Street hatte man zwar zunächst nur mit Einnahmen von 1,74 Mrd. Dollar, aber mit einem Nettogewinn von zehn US-Cent je Aktie kalkuliert.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: IT-News

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