VATM und Dialog Consult stellen Studie zum deutschen Telekommunikationsmarkt 2013 vor

Mittwoch, 16. Oktober 2013 um 11:19
VATM

Gesamtumsatz der TK-Dienste leicht rückläufig – Mobilfunk mit leichtem Plus – Netz-investitionen steigen – Wettbewerber tätigen 53 Prozent der Investitionen – Deutsche simsen so viel wie nie zuvor – Steigerung der Datenmenge im Mobilfunk – Nur geringes Wachstum bei Glasfaseranschlüssen – 28,6 Millionen Breitbandanschlüsse

Köln, 16.10.2013.

Die Umsätze mit Telekommunikationsdiensten in Deutschland werden 2013 voraussichtlich mit 59,6 Milliarden Euro leicht rückläufig sein (-0,6 Milliarden Euro). Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang um 1 Prozent. Dabei wird der Umsatz im Mobilfunkbereich um rund 0,3 Milliarden Euro auf 25,1 Milliarden (+1,2 Prozent) leicht steigen, der TK-Festnetzbereich um 1,3 Milliarden Euro auf 29,7 Milliarden Euro zurückgehen. Die Kabelnetzbetreiber steigern mit einem Plus von 0,4 Milliarden Euro und damit 9,1 Prozent ihren Umsatz deutlich. Das sind Ergebnisse der 15. gemeinsamen TK-Marktstudie, die Dialog Consult und VATM heute in Berlin vorgestellt haben.

Die alternativen TK-Anbieter verbuchen im Festnetz-Segment insgesamt ein leichtes Minus um 1,9 Prozent auf 15,2 Milliarden Euro (-0,3 Milliarden Euro). Der Umsatz der Telekom sinkt in diesem Bereich um 6,5 Prozent auf 14,5 Milliarden Euro. Im Mobilfunkbereich halten die Wettbewerber ungefähr den Umsatz von 2012 mit 17,6 Milliarden Euro.

Die Höhe der TK-Sachanlagen steigt trotz der rückläufigen Umsätze insgesamt um 6,7 Prozent an und liegt bei 6,4 Milliarden Euro (2012: 6,0 Milliarden Euro). Die Wettbewerber tragen mit 3,4 Milliarden Euro erneut mehr als die Hälfte (mehr als 53 Prozent) des Investments. Seit der Marktliberalisierung haben sie in Deutschland 58,2 Milliarden Euro investiert. 

Die Zahl der Mitarbeiter bei den alternativen Anbietern steigt in diesem Jahr wieder leicht an (+200 auf 54.300). Die Deutsche Telekom baut weiterhin bei den Beschäftigten ab (-2.800) und versucht dadurch, ihre Effizienz in Deutschland zu steigern.

Die Zahl der Festnetz-Breitbandanschlüsse nimmt in diesem Jahr um rund 0,6 Millionen auf 28,6 Millionen zu. Etwa 884.000 Haushalte (+84.000) werden in Deutschland Ende 2013 an Glasfasernetze mindestens bis zum Gebäudekeller angeschlossen sein. Das bedeutet insgesamt ein marginales Wachstum. Das Gesamtdatenvolumen des Breitband-Internetverkehrs im Festnetz nimmt um etwa 18,2 Prozent auf 5,2 Milliarden Gigabyte zu. Das aus Mobilfunknetzen pro Nutzer abgehende Datenübertragungsvolumen steigt um 15 Prozent auf 261 Megabyte. 2013 werden die Datendienste mehr als zwei Drittel der Non-Voice-Umsätze im Mobilfunk ausmachen. Höchstwerte gibt es auch bei der Anzahl von SIM-Karten und verschickter SMS zu vermelden:  Ende 2013 wird es rund 114,1 Millionen SIM-Karten geben (2012: 113,2 Millionen). Täglich werden in diesem Jahr rund 168,3 Millionen SMS (2012: 159,7 Millionen; + 5,4 Prozent) verschickt, erläutert Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, der die TK-Marktstudie wie in den Vorjahren mit der Dialog Consult GmbH im Auftrag des VATM erstellt hat.

VATM-Präsidiumsmitglied Markus Haas beurteilt die Wettbewerbslage auf dem deutschen TK-Markt insgesamt als recht positiv. Das helfe vor allem auch den Verbrauchern in diesem Land. Die größte Konkurrenz im TK-Markt stellten momentan die Kabelanbieter dar. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen zudem, dass der Wettbewerb immer noch einer effizienten Regulierung bedürfe. Die Telekom ist im TK-Festnetzbereich weiterhin dominierend. 15 Jahre nach der Festnetz-Liberalisierung wird die Telekom alleine in diesem Bereich trotz Umsatzeinbußen mit 42 Prozent Gesamtumsatzanteil fast genauso viel umsetzen wie alle alternativen Festnetz-Carrier mit 44,1 Prozent zusammen. Im Bereich Breitband beherrscht die Telekom mit rund 44 Prozent Endkunden-Anteil deutlich den Markt. Weiterhin bestehen bleibt zudem die Abhängigkeit der Wettbewerber von den Vorprodukten der Telekom. Sie müssen überwiegend auf die Anschlussnetze der Telekom bis zum Haus aus Monopolzeiten zurückgreifen.

„Die intensiven Diskussionen um die Versorgung mit schnellem Breitband in Deutschland zeigen, welch große Bedeutung der Telekommunikationssektor für den Wirtschaftsstandort Deutschland auch zukünftig haben wird. Die Wettbewerber spielen hierbei eine entscheidende Rolle – gerade in bislang unversorgten Gebieten “, unterstreicht Markus Haas.

Die Ergebnisse der Studie im Einzelnen (als PDF-Datei im Anhang):

I. Gesamtmarkt für Telekommunikationsdienste in Deutschland

Von den Gesamtumsätzen in Höhe von rund 59,6 Milliarden Euro, die 2013 in Deutschland mit Telekommunikationsdiensten erzielt werden, entfallen 29,7 Milliarden Euro (-1,3 Milliar­den Euro, -4,2 Prozent) auf den TK-Festnetz- und 25,1 Milliarden Euro (+0,3 Milliarden, +1,2 Prozent) auf den Mobilfunkmarkt sowie 4,8 Milliarden auf die Kabelnetzbetreiber (+0,4 Milliarden, +9,1 Prozent). Der Umsatz des Gesamtmarktes sinkt damit um 0,6 Milliarden Euro (-1 Prozent). Die Telekom verliert 1 Milliarde Euro Umsatz im Festnetzgeschäft in Deutschland, die Wettbewerber 0,3 Milliarden Euro Umsatz. Die Telekom bleibt aber im reinen TK-Festnetzmarkt (ohne Kabelnetzbetreiber) mit 49 Prozent Umsatzanteil der marktbeherrschende Anbieter (Abb. 1+2).

Eine große Belastung für die Wirtschaftlichkeit der TK-Wettbewerbsunternehmen besteht nach wie vor in den hohen Vorleistungsentgelten, welche die Wettbewerber pro Euro Umsatz bei Komplettanschlüssen an die Telekom bezahlen müssen, da sie überwiegend auf die Anschlussnetze des Ex-Monopolisten angewiesen sind. Da viele TK-Wettbewerbsunternehmen, mangels technischer Differenzierungsmöglichkeiten, mit preisattraktiven Einsteigerangeboten in den Markt gehen, bedeutet dies wirtschaftlich für sie, dass fast zwei Drittel des erzielten Umsatzes über Interconnection- und TAL-Entgelte wieder zurück an die Telekom Deutschland fließen (bis zu 65 Cent pro Euro Umsatz). Bei preisgünstigen DSL-Einstiegsangeboten bleibt den Wettbewerbern nur eine Marge von 28 Prozent (Abb. 3). Der monatliche Gesamtmietpreis für die TAL ist in diesem Jahr erstmals seit 14 Jahren wieder um 11 Cent auf 10,19 Euro erhöht worden. Die Telekom Deutschland profitiert von den Wettbewerbsunternehmen und verdient auch bei Kundenwechseln zu Wettbewerbern weiter mit. Trotz rückläufiger Festnetzumsätze kann die Telekom Deutschland die Quote ihrer Wholesale-Umsätze – also derjenigen Umsätze, die durch Vorleistungsprodukte mit Wettbewerbern erzielt werden – sogar auf mittlerweile 27,2 Prozent steigern (Abb. 4). 2008 waren es noch 20,7 Prozent.

Den leicht sinkenden Gesamtumsätzen zum Trotz investieren in besonderem Maße auch die Wettbewerber in TK-Sachanlagen. Sie tragen 3,4 Milliar­den der insgesamt 6,4 Milliarden Euro (Abb. 5). „Neue Technologien, steigende Kundenansprüche und weiterer Breitbandausbau machen Investitionen in dieser Größenordnung auch in Zukunft erforderlich. Was für die Kunden durchweg gut ist, entwickelt sich für die TK-Unternehmen aber zunehmend zu einer kritischen Situation mit hohen Investitionen und stetig steigenden Leistungen bei gleichzeitig sinkenden Umsätzen“, verdeutlicht Prof. Gerpott.

Die Zahl der Beschäftigten bei den TK-Wettbewerbsunternehmen steigt mit 54.300 Mitarbeitern leicht an (+200), während der ehemalige Staatskonzern Telekom weiterhin Stellen        (-2.800) abbaut (Abb. 6). Zugleich sichert der Wettbewerb jeden zweiten Arbeitsplatz in der Zulieferindustrie. „Obwohl die Telekom Deutschland in den zurückliegenden zehn Jahren mehr Stellen abgebaut hat, als die Wettbewerbsunternehmen im Jahr 2013 Beschäftigte aufweisen, konnte sie ihre Pro-Kopf-Effizienz seit 2008 nicht mehr steigern. Der Umsatz pro Mitarbeiter der Telekom Deutschland liegt seit Jahren bei nur etwa einem Drittel der Vergleichswerte der Wettbewerbsunternehmen (Abb. 7). „Die Gründe hierfür liegen 1. in veralteter Netztechnik und -strukturen, 2. ineffizientem Personaleinsatz und 3. einer höheren Wertschöpfungstiefe“, erläutert Prof. Gerpott.

 

II. Festnetzmarkt

Rund 233 Millionen Minuten haben die Kunden der Wettbewerber 2013 durchschnittlich täglich telefoniert. Der Anteil von Call-by-Call und Preselection nimmt weiter ab. Dennoch werden weiterhin bei 25 Millionen Minuten Tag für Tag Vorauswahl-Nummern gewählt (Abb. 8). „Der Hauptgrund für diesen Rückgang liegt in der abnehmenden Zahl der Telekom-Anschlüsse und der zunehmenden Zahl an Flatrates bei diesen Telekom-Festnetzanschlüssen“ merkt Prof. Gerpott an. Betrachtet man nur die Telekom-Festnetzanschlüsse ohne Flatrate-Tarif, hat sich das über Verbindungsnetzbetreiberauswahl generierte Sprachvolumen in den vergangenen Jahren bei rund 80 Minuten pro Monat und Anschluss erkennbar stabilisiert (Abb. 9).

Ende 2013 wird es voraussichtlich rund 0,3 Millionen herkömmliche stationäre Telefonanschlüsse weniger geben als im Vorjahr.Dabeidominiert die Telekom weiterhin mit einem Anteil von 58,3 Prozent und 21,8 Millionen Anschlüssen – trotz eines Verlustes in Höhe von 0,7 Millionen Anschlüssen. Gut zwei Drittel der Nicht-Telekom-Kunden beziehen ihren Sprachanschluss bei alternativen TK-Netzbetreibern (10,7 Millionen), ein Drittel bei Kabelnetzbetreibern (Abb. 10). Der Anteil der Breitbandkabelnetzbetreiber wächst dabei kontinuierlich. Die Wettbewerber setzen bei ihren Anschlüssen stark auf die zukunftsweisende Voice-Over-IP-Technologie. Etwa 62,6 Prozent (2012: 55,4 Prozent) ihrer Sprachanschlüsse basieren bereits auf dieser (Abb. 11). 95,9 Prozent der Telekom-Sprachanschlüsse werden hingegen noch über das Telefonsystem PSTN (Public Switched Telephone Network) realisiert. 

Die Anzahl der Breitbandanschlüsse steigt etwas stärker als im Vorjahr, wenn auch nicht mehr so rasant wie noch vor einigen Jahren. Die Zahl der direkt geschalteten Breitbandanschlüsse wächst bis zum Ende 2013 um 0,6 Millionen Anschlüsse und damit um 2,1 Prozent auf 28,6 Millionen an (Abb. 12). Die Telekom bleibt konstant, ebenso wie die Vorleistungsvariante Telekom Resale. Die Kabelnetzbetreiber gewinnen 1 Millionen Anschlüsse hinzu, bei den TK-Wettbewerbern sinkt die Zahl voraussichtlich um 0,4 Millionen (Abb.12).

Meldung gespeichert unter: VATM, Marktdaten und Prognosen, Telekommunikation

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