VATM: "Open Access muss zum Marktmodell werden"
130 Teilnehmer beim VATM-Glasfasertag in Düsseldorf – Neun Experten im Gespräch
Köln, 14. Dezember 2009
Einigkeit herrschte auf dem Podium, dass kein Unternehmen den Ausbau des schnellen Netzes alleine bewältigen kann. Daher könne die Lösung nur lauten: offener Netzzugang für alle Marktteilnehmer. Dem stimmte auch der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, zu. Ein einheitliches Modell für alle werde es aber nicht geben. „Es wird eine Klassifikation verschiedener Stufen von Open Access entwickelt“, so Kurth. Der BNetzA-Chef kündigte die Einrichtung eines NGA-Forums für das kommende Jahr an. Prof. Dr. Jürgen Kühling, Lehrstuhlinhaber Universität Regensburg, hielt es ebenfalls für erforderlich, dass Regulierung handhabbar bleibt: „Wir dürfen die zunehmende Komplexität beim Glasfaserausbau nicht mit steigender Komplexität der Regulierung beantworten.“
Für Privatkunden und Unternehmen bedeute Open Access ein Maximum an Wettbewerb, Innovation und Dienstleistungsgüte. Wie wichtig es ist, Auslastung durch Kunden und Dienste auf das Netz zu bekommen, betonten Vertreter aller drei Panels, die aus Sicht der Politik und Regulierung, des Marktes und der Strategen das Thema diskutierten. So sagte auch EWE-TEL-Geschäftsführer Hans-Joachim Iken, dass sein Unternehmen aus dem Glasfaserausbau keinen „closed shop" machen werde. Neuen Monopolen wurde bei der Veranstaltung einhellig eine klare Absage erteilt. „Regulierungsferien à la § 9a waren gestern – die Zukunft heißt Open Access“, sagte der VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. „Wir gehen davon aus, dass ein konsequenter Open-Access-Ansatz, der alle Unternehmen anhält, den Kunden Wahlfreiheit in Bezug auf Ihre Anbieter einzuräumen und Dienstleistern diskriminierungsfreien Netzzugang zu gewähren, europaweit Modell für den ordnungspolitischen Rahmen der neuen Netzgeneration sein wird. Hierauf wollen wir die Unternehmen konsequent vorbereiten. Die Erzielung marktgerechter Preise steht dabei für uns im Vordergrund“, so Hoffmann später.
Regulierung solle nur dann zum Einsatz kommen, wenn gegen die von den Marktteilnehmern festgelegten Spielregeln verstoßen werde, Unternehmen andere diskriminieren oder ihre Marktmacht wettbewerbswidrig ausspielen. „Die Regel muss heißen: Drohe mit Regulierung, aber unterlasse sie, wo immer es möglich ist“, sagte VATM-Geschäftsführer Grützner. Die EU werde durch den EU-Review und die NGA-Empfehlung 2010 die richtigen Rahmenbedingungen festlegen, meinte auch Roland Honekamp, Head of Section Economic Regulation, Generaldirektion Informationsgesellschaft und Medien der EU-Kommission: „Klar ist, dass die EU auch auf den Glasfasernetzen den Wettbewerb forcieren wird.“ Bei der Legitimität der ex-ante-Regulierung gebe es keine Ausnahme.
Es wurde zudem schnell deutlich, dass sich die zukünftigen Geschäftsmodelle deutlich mehr auf die einzelnen Wertschöpfungsebenen - passive Infrastruktur, Beleuchtung, Dienste und Service - konzentrieren werden. Außerdem werden Anbieter von reiner Glasfaser- oder Lehrrohrinfrastruktur eine größere Rolle spielen. Es werde neue Player im Markt geben wie etwa Stadtwerke, Energieversorger und Fonds, war insbesondere das Ergebnis der Runde unter dem Titel „Der Markt: Glas rentiert sich“ mit Dr. Annette Schumacher, Leiterin Regulierung & Public Affairs bei Kabel Deutschland, Dr. Josef Schäfer, Bereichsleiter Strategie und Innovation bei Vodafone, und EWE TEL-Geschäftsführer Iken.
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Meldung gespeichert unter: VATM, Telekommunikation
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