United Internet kommt nicht so recht voran

Freitag, 27. März 2009 um 13:01
United Internet

(IT-TIMES) Am gestrigen Donnerstag gab die United Internet AG (WKN: 508903) bekannt, dass sich im vergangenen Jahr das Online-Werbegeschäft nicht wie erhofft entwickelt hat. Auch für das laufende Geschäftsjahr vermutet das Unternehmen, dass in diesem Segment kaum Besserung in Sicht sein wird. Auch im DSL-Geschäft zeichnet sich seit gut einem halben Jahr ab, dass es langsamer voran geht  als zunächst erhofft. Erstmalig zeichnete sich die Entwicklung mit dem Weihnachtsgeschäft im vergangenen Jahr ab. In diesem Zeitraum konnte das Unternehmen 40.000 neue DSL-Kunden gewinnen – weniger als ein Drittel der Neukunden im Vorjahreszeitraum.

Ein interessanter Übernahmekandidat

Die Hoffnungen von United Internet beruhen nun darauf, dass die Deutsche Telekom bereit zu sein scheint – oder aber laut wettbewerbsrechtlicher Auflagen bereit sein muss – ihr Hochgeschwindigkeitsnetz für DSL (VDSL) für Wettbewerber wie United Internet zu öffnen. Andere Unternehmen wie Vodafone hoffen in diesem Bereich nicht allein. Sie werden selbst aktiv. So schloss Vodafone in der jüngeren Vergangenheit Kooperationen mit lokalen Anbietern, um in einzelnen Regionen das VDSL-Netz selbst auszubauen und sich damit von der Deutschen Telekom unabhängig zu machen. Diesen Schritt hat United Internet in diesem Segment bislang nicht unternommen und spart sich damit zum einen zwar die Investitionskosten. Zum anderen bleibt United Internet damit weiterhin von der Deutschen Telekom abhängig und läuft Gefahr, im VDSL-Geschäft den Anschluss an den Marktführer und an Wettbewerber wie Vodafone zu verlieren. Im noch immer relativ stark fragmentierten Markt für DSL-Angebote in Deutschland wird United Internet so auch zu einem Übernahmekandidaten. Das Unternehmen selbst äußert dazu derzeit jedoch, dass man nicht zum Verkauf stehe. Der spanische Telefonkonzern, der in Deutschland insbesondere mit der Marke O2 auf dem Mobilfunkmarkt präsent ist, soll allerdings Interesse daran haben, United Internet zu übernehmen, um auch im Breitbandsegment besser aufgestellt zu sein.

Bis zum Herbst des letzten Jahres hatte United Internet als das Unternehmen gegolten, das den DSL-Markt in Deutschland konsolidieren könnte. Mit vielen Querelen verbunden, hatte im Raum gestanden, dass die freenet AG übernommen werden sollte, um anschließend das Mobilfunk- und DSL-Netz zu trennen. Noch im Herbst hatte United Internet ein Kaufangebot für freenet DSL abgegeben, hatte es dann kurz darauf aber wieder zurück gezogen. Mit dem Rückzug hat das Unternehmen vermutlich auch aus der Vergangenheit gelernt: Durch den Einstieg bei Versatel und die Gründung von MSP (gemeinsam mit Drillisch) und anschließende Kursverluste, mussten in 2008 insgesamt 275 Mio. Euro abgeschrieben werden. Damit hat sich United Internet zumindest die Finger verbrannt und gilt im deutschen DSL-Geschäft plötzlich wieder nur als einer von vielen.

Strategieberater aus dem Hause Booz Allen Hamilton glauben, dass nur wenige Anbieter mit einem Marktanteil von mindestens 25 Prozent die Konsolidierung überleben werden. Der Preisverfall dürfte sich nach Meinung der Booz Allen Experten auch in Zukunft weiter fortsetzen. Daneben wird sich der Bedarf an Geschwindigkeiten und Daten-Transfervolumina in den nächsten fünf Jahren verzehnfachen, schätzen die Experten. Firmen und Jetzt bookmarken:

auch Privatkunden werden dann höhere Bandbreiten und schnellere Übertragungsgeschwindigkeiten fordern, so dass optische Netze und VDSL mehr in den Vordergrund rücken. Jedoch dürfte es nur wenigen Unternehmen gelingen, die notwendige Infrastruktur für Leitungen mit über 50 MBit/s zur Verfügung zu stellen, geschweige den wirtschaftlich zu betreiben, so das Fazit der Strategieberater.


Kurzportrait

United Internet ist ein Internet Service Provider mit Sitz in Montabaur. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt Internet-Anwendungen und technische Mehrwert-Produkten an Privatkunden und kleine oder mittelständische Unternehmen. Dabei ist United Internet in drei Geschäftsfelder gegliedert: Produkte und Online-Marketing. Die Sparte Outsourcing wurde mit dem Verkauf von twenty4help aufgelöst. Anfang 2008 gründete United Internet mit der Creative Campaigns & Crossmedia eine neue Beratungseinheit. 

Die Anwendungen und technischen Mehrwerte des Unternehmens basieren auf eigenen Produkten und im eigenen Haus entwickelter Software. Das Endverbraucher-orientierte Segment Produkte ist das Kerngeschäft und erwirtschaftet die Mehrheit des Umsatzes. Hier vermarktet die Gesellschaft Internet-Mehrwertdienste und -zugänge über die Marken GMX, WEB.DE, 1&1 sowie Schlund + Partner an private und gewerbliche Kunden. Die Internetzugänge werden als Reseller-Verträge der Deutsche Telekom AG an den Mann gebracht. Im Geschäftsfeld Online-Marketing offeriert United Internet beispielsweise Domain-Marketing über Sedo und Affiliate-Marketing über affilinet. Zur Marketing-Sparte gehört auch der Werbevermarkter AdLINK.

1988 wurde United Internet unter dem Namen 1&1 gegründet. Zunächst tritt die Gesellschaft hauptsächlich als Vermarkter von kleinen Softwareanbietern auf. 1996 hat die 1&1-Gruppe schon fünf Tochtergesellschaften, die sich auf Segmente in den Bereichen Online- und Multimedia konzentrieren. Mit der Deregulierung des Telekommunikationsmarktes und dem Aufkommen des Internets eröffnen sich neue Geschäftsmöglichkeiten. 1997 werden die ersten Internetzugänge vermarktet, ein Jahr später folgt der Börsengang. Kurze Zeit später steigt 1&1 bei dem Internetprovider Schlund & Partner ein, das Unternehmen wird später vollständig übernommen. Hierdurch kann der Geschäftskundemarkt erschlossen werden. Noch vor der Jahrtausendwende gründet 1&1 mit anderen Partnern den e-Mail-Dienst GMX. Zudem werden kleinere Unternehmen aufgekauft. 2000 erfolgt die Umbenennung in United Internet. Nach dem Ende des Dot.com-Booms muss das Unternehmen neu ausgerichtet werden und bereinigt das Portfolio. Ab 2001 verstärkt sich United Internet wieder, die Beteiligungen an 1&1, GMX, Schlund+Partner sowie twenty4help werden auf 100 Prozent aufgestockt. Die twenthy4help AG wurde inzwischen wieder verkauft. In 2006 schluckte United Internet den britischen Web-Hoster Fasthosts Internet. Auf der Portal-Seite übernahm United Internet das Geschäft von Web.de. Ende 2007 beteiligt sich United Internet mit 9,68 Prozent an Drillisch. Zudem hält United Internet Anteile an freenet. Darüber hinaus erwarb United Internet weitere Anteile an dem Festnetzanbieter Versatel (25,05 Prozent). Anfang 2008 beteiligte sich United Internet mit 48,65 Prozent an der Medienholding virtual minds AG (Adition). Ende des Jahres 2008 wurde zudem united domains, das Domaingeschäft von Lycos Europe gekauft.

Meldung gespeichert unter: United Internet, Hintergrundberichte, Telekommunikation

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