TomTom spielt mit seiner Zukunft - Tele Atlas steht nicht zum Verkauf

Dienstag, 3. Mai 2011 um 13:16
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(IT-Times) - Der niederländische Navi-Hersteller TomTom N.V. hat sich in den vergangenen Wochen nicht mit Ruhm bekleckert. Zum einen kämpft das Unternehmen mit einem rückläufigen Navi-Absatz, zum anderen leistete sich das Unternehmen einen Fauxpas der anderen Art.

Über das Serviceangebot HD Live, der weltweit von mehr als zwei Millionen Kunden genutzt wird, misst TomTom (WKN: A0ET88) Verkehrsströme, um Staus zu vermeiden und den Fahrer entsprechend auf weniger befahrene Routen umzuleiten. Allerdings verkauft TomTom diese Daten auch an Behörden und Gemeinden, damit diese Ampelschaltungen und andere Verkehrsleitsysteme weiter optimieren können.

Polizei gelangt in den Besitz von Daten - TomTom kämpft gegen Image-Schaden


Die Behörden können diese Daten allerdings ohne Beschränkungen auch an andere Behörden weitergeben, wie etwa der Polizei. In den Niederlanden ist genau das passiert. Die Polizei wertete die Daten aus, um Strecken zu ermitteln, in denen besonders häufig gerast wird, um Radaranlagen besser zu platzieren - zum Leidwesen der Kunden, die damit ungewollt das Abkassieren an der Straße mit unterstützen.

Zwar beschwichtigt TomTom, dass es derzeit keine Anzeichen gebe, dass die Daten auch im Ausland ähnlich verwendet wurden. Dennoch ist der Image-Schaden groß. Der Vorfall hat dazu geführt, dass sich TomTom-Chef Harold Goddijn öffentlich entschuldigen musste. Gleichzeitig kündigte der TomTom-Chef eine Überarbeitung der Lizenzbedingungen an, wodurch der Zugriff auf die anonymisierten Daten durch die Polizei künftig ausgeschlossen werden soll - die Änderung soll schon in den nächsten zwei Wochen in Kraft treten, verspricht Goddijn.

TomTom ist auf Zusatzservices angewiesen - Navi-Absatz weiter rückläufig


Der Fauxpas kommt für TomTom zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Nach dem Ärger um Google Street View, den Tracking-Vorwürfen gegenüber Apple und dessen iPhone und nunmehr dem Datenklau bei Sonys PlayStation Netz, ist die Sensibilität der Kunden im Bezug auf den Umgang privater Daten gestiegen.

Sollte TomTom das Vertrauen seiner Kunden verspielen, könnte dies schnell das Ende des gesamten Konzerns als selbständige Gesellschaft bedeuten. Der Grund: Auch in diesem Jahr dürfte der Absatz von portablen Navigationsgeräten um 15 bis 20 Prozent sinken, schätzt TomTom-Chef Goddijn. Mehrwertdienste wie HD Live und andere Zusatzangebote gewinnen dagegen an Bedeutung. TomTom ist darauf angewiesen, diese Angebote weiter auszubauen, will das Unternehmen gegen Smartphones und Tablet PCs im Markt weiter bestehen.

TomTom dementiert Verkauf von Tele Atlas


Aus diesem Grund dementierte TomTom jüngst Spekulationen, wonach die im Jahr 2008 übernommene Tele Atlas wieder zum Verkauf steht. TomTom hatte das Geschäft seinerzeit für 2,9 Mrd. Euro übernommen.

Das Inhaltsgeschäft ist zu wichtig, um diese Assets abzugeben. Vielmehr gehöre das Kartengeschäft weiter zum Kerngeschäft und zur Firmenstrategie, ließ TomTom Sprecher Taco Titulaer verlauten.

Kurzportrait

Die im Jahre 1991 gegründete und in Amsterdam/Niederlande ansässige TomTom NV ist Europas führender Anbieter von portablen Navigationsgeräten. Das Unternehmen wurde ursprünglich von Peter-Frans Pauwels und Pieter Geelen unter dem Namen Palmtop gegründet. Im Jahre 2001 wurde das Unternehmen mit einem neuen Fokus neu ausgerichtet und das Management entschied sich für die Umbenennung in TomTom.

Seither hat sich das Unternehmen einem der weltweit führenden Anbieter von mobilen Kommunikationsgeräten entwickelt. Die Gesellschaft betreut heute über 500.000 Kunden in mehr als 30 Ländern weltweit. Das Unternehmen verkauft seine Produkte sowohl über das Internet als auch über ein umfangreiches Partnernetz. Entsprechend ist TomTom heute nicht nur mit Niederlassungen in Europa, sondern auch in Nordamerika und Asien präsent.

Das Unternehmen bietet derzeit Produkte aus drei Kernproduktbereichen an: Autonavigation, Motorrad-Navigation, PDA/Handy-Navigation. Im Bereich Autonavigation ist TomTom mit den beiden Produktreihen TomTom Go und TomTom ONE präsent. Im Bereich Motorrad-Navigation ist TomTom mit der Produktreihe RIDER am Start. Im Bereich PDA- und Handy bietet TomTom insbesondere Software und Kartenmaterial an. Die Anwendung TomTom Navigator 6 beinhaltet umfangreiches Kartenmaterial an und ist in Kombination mit dem HP iPAQ Mobile Messenger als All-In-One-Lösung verfügbar. Das Kartenmaterial wird ständig aktualisiert und die Niederländer bieten mit ihrem TomTom PLUS Service weitere Zusatzdienste wie Verkehrs- und Wetterinfos in Echtzeit, oder auch Informationen über Radarkameras auf der entsprechenden Route an. Ende 2007 verstärkte sich TomTom im Bereich digitales Kartenmaterial und übernahm den Kartenlieferanten Tele Atlas. Zudem expandierte TomTom nach Brasilien und Russland. Im Jahr 2009 kündigte TomTom eine iPhone-Version seiner Software an.

Daneben bietet TomTom aber auch verschiedenes Zubehör rund um seine Produkte an, die sich bequem über die Firmenwebseite bestellen lassen. Dazu gehören Ladegeräte, Tragetaschen, Befestigungen und andere Halterungen.

Zahlen


Für das vergangene erste Quartal 2011 meldet TomTom einen Umsatz von 265 Mio. Euro, nach Umsatzerlösen von 268 Mio. Euro im Jahr vorher. Wie das Unternehmen gestern mitteilte, lag das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) unverändert bei 44 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zeigte mit einem Anstieg von 17 Mio. auf 18 Mio. Euro leichte Aufwärtstendenz.

Unter dem Strich blieb TomTom im ersten Quartal 2011 ein Nettoergebnis von elf Mio. Euro. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen einen Nettogewinn von drei Mio. Euro gemeldet. Das Ergebnis je Aktie (verwässert) stieg somit von 0,01 auf 0,05 Euro.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: TomTom, Hintergrundberichte, Telekommunikation

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