Sony mit angezogener Handbremse

Mittwoch, 6. September 2006 um 00:00

(IT-Times) Eigentlich wähnten viele den angeschlagenen japanischen Elektronikkonzern Sony Corp. (WKN: 853687<SON1.FSE>) auf dem Weg der Besserung. Die jüngsten Geschäftszahlen deuteten auf einen Turnaround hin, doch immer wieder gibt es Rückschläge. Heute räumten die Japaner ein, dass der Starttermin für die langersehnte Playstation 3 in Europa erneut verschoben werden muss.

Jede Geduld hat ein Ende

Die Playstation 3 soll nun erst im März 2007 auf den europäischen Markt kommen. Als Begründung nannte der Konzern dem Handelsblatt auf Anfrage Produktionsschwierigkeiten bei der blauen Laserdiode für das in der Konsole integrierte Blu Ray-Laufwerk. In Japan und den USA solle das Gerät jedoch wie geplant im kommenden November in den Läden stehen. Allerdings entgeht dem Unternehmen so das Weihnachtsgeschäft in Europa, nachdem der Start der PS3 bereits im letzten Frühjahr verschoben werden musste. Das ist ärgerlich - vor allem für Einzelhändler, die bereits Vorbestellungen annehmen. Ebenfalls ärgern dürften sich die Spielehersteller, die unter der derzeitigen Kaufzurückhaltung der Konsumenten leiden. Am meisten ärgern dürfte sich jedoch die große Gemeinde der Konsolenspieler, die nun abermals vertröstet werden - zur Freude von Microsoft. Die Xbox 360 kam bereits im November 2005 auf den Markt und wird nun das zweite Weihnachtsgeschäft ohne ernsthaften Wettbewerber in Angriff nehmen. Laut Handelsblatt hat der US-Konzern bereits zehn Millionen Geräte abgesetzt, dabei sei Europa inzwischen der wichtigste Markt. Gut möglich, dass die PS3 bereits vor ihrer Einführung Marktanteile abgibt.

In den USA und Japan sollen nun erst einmal zwei Millionen Geräte auf den Markt kommen - ursprünglich waren vier Millionen Einheiten geplant. Erst ab Anfang 2007 fährt die Produktion unter Volllast. Bis Ende des kommenden März sollen sechs Millionen PS3 ausgeliefert worden sein. Von dem Vorgängermodell Playstation 2 setzte der Konzern über 100 Millionen Geräte weltweit ab.

Noch nicht abzusehen ist die Auswirkung auf den sogenannten „Format-Krieg“ im Bereich der Next-Generation-DVDs. Sony gehört zu den führenden Verfechtern der Blu Ray-Technologie, die PS3 mit dem integrierten Player ist der größte Pfund der Blu Ray-Fraktion. Ähnlich wie die Playstation mit eingebautem DVD-Player maßgeblich zur Verbreitung der Technologie beitrug, erhofft man sich einen vergleichbaren Effekt von der PS3. Auf der anderen Seite steht die HD-DVD, deren erste Player bereits auf dem Markt sind. Es wird befürchtet, dass sich die Koexistenz der beiden Formate negativ auf deren Verbreitung auswirken könne.

Die Sache mit den Batterien

Negativ-PR hat Sony bereits im letzten Monat zu Genüge gehabt. Der Konzern musste eine Rückrufaktion für insgesamt knapp sechs Millionen Akkus starten, die in Notebooks von Dell und Apple eingebaut waren. Genau waren Lithium-Ionen-Akkus aus der Fertigungsanlage in Japan betroffen. Im Rahmen des Herstellungsprozesses sollen Metallpartikel in die Batteriezellen gelangt sein. Dieser Umstand könne zu einem Kurzschluss bzw. im Extremfall zu einem Brand führen, teilte Sony seinerzeit mit. Neben dem Imageschaden entstehen auch finanzielle Auswirkungen, die am Markt auf rund 250 Mio. US-Dollar geschätzt werden. Dabei hatte das Unternehmen im letzten Quartal erstmals seit einiger Zeit wieder schwarze Zahlen geschrieben. Nicht abzusehen ist der Einfluss auf die weiteren Bestellungen bei Sony. Das Batterie-Segment gilt als wachstumsträchtig und zeichnete sich für rund fünf Prozent des Konzernumsatzes verantwortlich.

Neuordnung bei LCDs und Plasma-TV

Im Rahmen der Konzernsanierung unter dem noch relativ neuen CEO Howard Stringer werden wahrscheinlich auch die Bildschirmgeschäfte neu geordnet. Bei LCD-Monitoren und Plasma-TVs steht der Marktaustritt bevor. Die gut laufende Sparte mit LCD-TVs unter der Marke Bravia hingegen wird gestärkt. Gemeinsam mit dem südkoreanischen Wettbewerber Samsung investierte man in die Herstellung von Panels für die Fernseher und erhofft sich hierdurch Kostenvorteile. In diesem Bereich ist Sony Marktführer (Stand: Q4 2005).

Kurzportrait

Sony ist einer der größten Elektronikkonzerne der Welt. Das Unternehmen ist in fünf Sparten unterteilt: Financial (Versicherungen, Kreditfinanzierung, Leasing), Pictures (Filmproduktionen, u. a. MGM), Games (Konsolen und dazugehörige Software/Spiele) und Others (Dienstleistungen, Werbeagenturen etc.). Das mit Abstand größte Segment ist Electronics. Hier wird u. a. Audio- und Videoequipment (Fotoapparate, Kameras, DVD-/CD-/MP3-Player etc.), Batterien, Fernseher und Datenträger entwickelt, hergestellt sowie abgesetzt. Zu der Sparte gehört auch SonyEricsson, ein Joint Venture mit dem schwedischen Ericsson-Konzern, das Mobiltelefone herstellt. Sony hat seinen Sitz in Tokio und beschäftigt rund 150.000 Mitarbeiter.

Meldung gespeichert unter: IT-News

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